Sonntag, 26. Oktober 2008

3.Peugeot Marathon Saarbrücken

Zuerst die Frage fürs Läuferforum :
Kann ich ohne große Vorbereitung und einer fast ausgestandenen 4 wöchentlichen Erkältung ohne Fieber einen Marathon laufen.Ich habe den Rest des Jahres über immer fleißig trainiert und bin schon 3 Marathons gelaufen.

Die Antwort lautet :Ja, aber..........................

Jetzt der Reihe nach.Nach dem Darmstadt Marathon hatte ich 7 Wochen Zeit um mich auf den Saarbrücken Marathon vorzubereiten. Allerdings lief alles anders als geplant.
1. Woche nach dem Marathon, Achilles Sehne macht Probleme. Nur 22KM gelaufen
2. Woche es geht wieder langsam 63km gelaufen
3. Woche leicht erkältet 60km gelaufen
4. Woche leicht erkältet 58km gelaufen
5. Woche Erkältung wird schlimmer gerade mal 10km gejoggt
6. Woche nichts geht mehr Erkältungs Pause
7. Woche gerade mal 27km ganz locker gelaufen - Sonntags Marathon

In dieser Zeit waren gerade mal zwei Läufe mit 25km und 2 Tempoläufe, der Rest nur Dauerlauf und Jogging.


Ich bin dann am Samstag nochmal 30min mit leichten Steigerungen gejoggt. Da hab ich schon gemerkt das wird hart.Habe noch geduscht, die Sachen gepackt und ab nach Saarbrücken.Um 17:30 Uhr war ich im Hotel. Schönes Ding. Nix dolles, aber für mich optimal. Lauschiger Frühstücksraum und Chef und Chefin kümmern sich persönlich um dich. Habe gleich mal für Sonntag das Frühstück auf 7 Uhr angefragt. (normal ist 8 Uhr). Und na klar, kein Problem. Bin dann gleich mal losgegangen Richtung Schloss, die Startunterlagen abholen. Mußte mich beeilen, denn um 19 Uhr war dort schon zu. Ganz schön weiter Weg dorthin, schlecht für morgen früh, wenn man schon mal fast 2km zu Fuß geht das klaut schon mal was von der Ausdauer. War dann endlich im Schloss, Unterlagen geholt und dann hab ich gefragt wo denn genau der Start ist. Ein sehr netter Saarländer hat sich sofort eingemischt und gesagt : ich komm mit dir, ich zeig dir alles. Super freundlich die Leute dort. Der Mann (60 Jahre alt, wollte den Halbmarathon laufen) zeigt mir den Startbereich, die Läuferbeutel abgabe, die Pastaparty und die Fitness Company wo sich die Duschen für morgen befinden. Ich bin dann in das Minizelt für die Pasta Party gegangen, der nette Saarländer hat sich verabschiedet. In dem Zelt haben sich ca. 15 Leute verloren. Ich habe 250 gramm Spaghetti, Tomatensoße, Salat und alkoholfrei Weizen bestellt für nicht mal 10 Euro.Top.Habe dann angefangen zu essen, da kam der nette Saarländer wieder und setzte sich zu mir. Da fing er an zu plaudern vom New York Marathon letztes Jahr usw. War sehr nett alles.Nach dem Essen ging ich durch die Innenstadt zurück zum Hotel. Saarbrücken ist sehr schön im Innenstadtbereich. Wirklich wahr.Im Hotel dann nochmal gurgeln für den Hals. Die Strapazen von Anreise, rumlaufen haben mich doch ganz schön fertig gemacht. Ich bin platt und habe schon erste Bedenken wegen dem Lauf. Ich gehe sehr früh schlafen.
Sonntag früh dank Winterzeit um 6 Uhr aufgewacht. Hals ist ok, kein kratzen. Na immerhin. Nochmal schön gegurgelt. Und schon mal langsam die Sachen für den Lauf zusammengestellt. Ich nehme den Läuferbeutel und muß ja mal lachen. Der Läuferbeutel ist eine Einkaufstüte vom Runnerspoint wo oben mit Edding meine Startnummer draufsteht. Was ist das denn ????Zum Glück hatte ich mein Läuferbeutel vom Mainz Marathon (aus Stoff) dabei. Da geht wenigstens was rein und man kann den Beutel oben zubinden und an einer Schlaufe über den Rücken tragen. Habe dann aus meinem erste Hilfe Set für Läufer das breite Tape genommen Startnummer mit Edding draufgeschreiben und auf den Beutel geklebt.Punkt 7 Uhr lecker Frühstück. Müsli, selbstgemachte Marmelade alles da. Super. Für 35 Euro. Geschenkt. Ich haue richtig rein. Eigentlich nicht gut, aber es war so lecker..........So langsam werde ich nervös, bald wird es ernst. Ich packe alles rein in den Läuferbeutel, packe meine restlichen anderen Sachen. Gehe nochmal die Strecke auf dem Plan durch, überlege mir eine Renntaktik. Langsam beginnen und dann mal schauen wie's läuft. Ich habe bis jetzt noch keine Ahnung wie sich der Trainingsrückstand und die Erkältung auswirken wird. Wann wird der Hammer zuschlagen ? Wie immer bei ca 36 km oder diesmal früher. Oder gar nicht wenn ich langsam durchlaufe. Wir werden sehen. Auf alle Fälle mein bisher schwierigster Lauf und überhaupt nicht auszumachen wie ich konditionell mit allem fertig werde.Habe mich trotz der Kälte für kurze Hosen, kurzes Laufshirt, breites Strinband (deckt Ohren ab) entschieden. Darüber habe ich eine uralt Adidas Handball Trainingsjacke von meinem Vater für das Warten auf den Start im Läuferblock.Ich mache mich auf den Weg zum Start. Läuferbeutel noch abgeben, und da treffe ich ihn wieder, den netten Saarländer. Wir plaudern nochmal kurz und wünschen uns beiden viel Glück und einen schönen Lauf.Rein gehts in den Starterblock. Irgendwie ist hier alles anders. Keine Marathonmesse, kein einziger Verkaufsstand von Sportkram, keine T-Shirts vom Lauf. Seltsam. Aber ich bin ja auch im Saarland. Und wer braucht diesen Kram schon.Irgendsoein hohes Tier von Saarbrücken zählt über die Lautsprecher den Countdown runter. Peng, es geht los.Direkt an der Saar entlang auf einem etwas größeren Radweg. Nach ca. 1,5km schmeiße ich die alte TV Erfelden Trainings Jacke von meinem Vater einem verdutzen Zuschauer entgegen. "da, schenk ich dir......."Die ersten KM Zeiten sind nicht schlecht. Alle samt um die 4:37 rum. Da ist ok. Das würde auf eine theoretische Endzeit von 3:15 rauslaufen. (Man darf ja mal träumen............) Mir ist klar, dass ich das nicht halten kann. Wir kommen nun zur ersten Saarüberquerung. Rauf auf die Brücke, das kostet Kraft. Runter gehts wie von selbst. Hier komme ich endlich mal wieder auf einen Puls von 150. Überhaupt ist der Puls für meinen Geschmack viel zu hoch. Mehr als 10 Schläge gegenüber voll trainierter Form. Jetzt geht es auf der anderen Saarseite weiter. Keine Zuschauer. Langweilig. Wir kommen auf die nächste Saarüberquerung wieder Brücke rauf. Jetzt geht das noch, aber bei der 3 oder 4 Runde wird das zum knallharten Prüfstein. Weiter geht es auf der Innenstadt Seite an der Saar entlang. Endlich, die Innenstadt und damit Zuschauer. Ca. 1 Km geht es durch die Fußgängerzone, Stimmung, ja das ist gut. Ich fühle mich noch gut. Die 10KM Markierung kommt. 46 Minuten. Nicht schlecht. Mal schauen wie es weiter geht. Es geht in die 2. Runde. Gleiche Strecke :-( Ich stelle fest, dass es an keinem Verpflegungsstand ISO Getränke gibt. Nur Wasser und Cola. Bananenstücke. Toll, da muß ich essen und Cola trinken. Da liegt mir nicht. Da bekomme ich immer Seitenstechen. Da ich immer an den Verpflegungsständen vergeblich die Iso Getränke gesucht habe, habe ich somit auch nichts getrunken.....ein schlimmer Fehler. Aber ab der 2. Runde werde ich trinken. Cola und Wasser im Wechsel. Was bleibt mir anderes übrig. Und Bananenstücke werde ich auch essen. Naja es klappt nicht immer mit der Nahrungsaufnahme, da die Stände ganz schön belagert sind und ich es gewohnt bin, nicht das Tempo zu drosseln wegen Verpflegung.Die zweite Runde geht so langsam dem Ende entgegen. Ich merke auch schon dass ich nicht mehr so fit bin. Die Halbmarathonies verlassen die Strecke, ich habe nochmal 2 Runden vor mir. Das wird knallhart denke ich mir. Meine Halbmarathonzeit : 1:37,01 viel zu schnell. Aber es geht ja noch. Ich laufe nun fast einsam an der Saar entlang. Die Pacemakergruppe mit dem Ballon 3:15 enteilt mir ein wenig. Anfangs versuche ich noch mitzugehen. Aber vergebens. Die Zeit kannst du abhacken. Es kommt wieder die Brücke. Oh je, was für ein Hammer. Sogar das runterlaufen fällt nicht mehr leicht. Weiter auf der anderen Saarseite. Es fägnt nun an weh zu tun. Der Trainingsrückstand macht sich gnadenlos bemerkbar. Ich versuche ein wenig das Tempo rauszunehmen um so besser über die Runden zu kommen. Aber das muß ich gar nicht tun, denn ich werde schon von alleine langsamer.........KM um Kilometer werde ich langsamer. Da ist es passiert, bei KM 29 überschreite ich zum ersten Mal die psychologisch wichtige 5:00min/km. Mir ist klar, der Einbruch kommt heute viel früher als sonst. Jetzt wird es sehr schwer. Ich werde immer langsamer. Die 3. Runde durch die Innenstadt baut auch nicht mehr auf. Jetzt die letzte Runde. Ich brauche nun fast 5 1/2 Minuten auf den Kilometer. Bei KM 33 überhole ich einen der schon eine Gehpause einlegt. Ich rufe ihm zu: "los weiter, noch 9 KM". Er sagt: "ich kann nicht mehr". Ich rufe zurück : "Auf ! ich bin auch total im Arsch, jetzt reis dich zusammen und laufe weiter. Wir müssen das jetzt irgendwie durchstehen". Und tatsächlich er rappelt sich auf bedankt sich bei mir und läuft wieder. Allerdings ein paar hundert Meter weiter geht er bereits wieder. Wieder diese Brücke, das macht mich total kaputt. Anderes Saarufer. Keine Zuschauer mehr. Trostlos. KM 34, KM 35, KM 36. Mann noch 6 KM. Das ist wie meine Mini Runde auf dem Kühkopf. Ich kann einfach nicht mehr. Ich mache eine kleine Gehpause. Ach ist das schön. Sofort entspannt sich das Gesicht und man lächelt wieder. Läufer überholen mich, und das kratzt mich nicht die Spur. Ich bin unzufrieden mit mir, wäre ich doch ganz konsequent langsamer losgelaufen. Aber das ist mein Rhythmus, da kann man doch nicht anders. Ich versuche wieder zu laufen. Aua, das tut ja richtig weh. Nach ein paar hundert Metern gebe ich wieder auf und gehe wieder. So geht da jetzt immer weiter. Plötzlich kommt einer vorbei und ruft. Los komm weiter, da hinten gibt's Cola. Das hilft. Cola ? Toll ! Das war übrigens der Typ vom KM 33, wie peinlich.......Ich laufe wieder, und da kommt die Cola auch. Ich greife noch nach einer Banane und erwische diese nicht richtig. Ich bleibe stehen, was für ein Fehler. Ich gehe wieder. Mann noch 3km das darf doch nicht war sein. Es geht nix mehr. Die Beine, alles ist so schwer. Die 3:30 Pacemaker sind auch schon weg, was für eine Scheiße. Aber die letzte Runde durch die Innenstadt gebe ich mir das nicht, das wäre ja peinlich. Ich sage mir, wenn der nächste Läufer kommt hänge ich mich dran und laufe bis ins Ziel. Es kommt eine Läuferin, ich hänge mich dran und es geht wieder ich habe neue Kraft gesammelt. Nicht schnell aber ich laufe. Jetzt nicht mehr stehenbleiben. Ich überhole sogar eine Gruppe und rufe Ihnen zu : Auf, ist nicht mehr weit, gleich ist es geschafft !! Die Antwort : Nein, wir müssen noch eine Runde............Oh die Ärmsten, das ist ja hart. Es geht rauf in die Innenstadt. Noch einmal Stimmung. Es läuft wieder. Die Zeiten um die 5:25/km damit kann ich jetzt ja locker leben. Ich muß mir ja nix mehr beweisen, nach den ganzen Umständen der letzten Wochen. Das Ding ist eh gelaufen. Will nur noch fertig werden. Es geht tatsächlich wieder bis ins Ziel. Bei 3:36,06 bin ich da. Mein schlechtester Marathon, und gleichzeitig mein schwierigster. Ich kann die Zielatmosphäre gar nicht richtig geniesen, denn ich habe ja "Gehpausen" gemacht. Sowas peinliches, aber in Anbetracht der Umstände wohl doch noch ganz gut. Ich treffe den Typ von KM 33 und wir trinken noch ein alkfreies Bierchen und plaudern über "Gehpausen". Ich nehme noch den kostenlosen Physio Service in Anspruch und lasse meine Beine massieren. Aber angenehm ist das nicht direkt, die Muskeln sind viel zu verhärtet so kurz nach dem Lauf. Ab in die Fitness Company zum Duschen. Tolle duschen. Schön warm. Ich will gar nicht mehr raus. Aber irgendwann muß man ja doch mal gehen.Ich gehe zum letzten mal durch die Saarbrücker Innenstadt zum Auto. Im nachhinein betrachtet war es eine Erfahrung wert, quasi ohne Training und halb überstandener Erkältung sowas durchzuziehen. Das nächste Mal hänge ich mich dann aber gleich vom Start weg an die 3:30 Pacemaker dran. Dann wäre das wohl alles ohne Gehpausen gegangen.