Mittwoch, 24. Juni 2009

32.Darmstädter Stadtlauf

Diese 5’er Läufe mag ich eigentlich gar nicht. Nichts wird es mit einer Renneinteilung, oder langsam angehen. Das bringt hier alles nichts. Hier heißt es von Anfang an, laufen was das Zeug hält, und irgendwie diese 5km hinter dich bringen. Warum mache ich dann diesen Lauf überhaupt mit ? Die Erklärung ist einfach. Der Lauf selbst ist einfach klasse. Es geht 3 ½ Runden durch die Darmstädter Innenstadt. Es gibt viele Zuschauer. Die Stimmung ist top. Der Preis von 13€ (incl. Nike Funktionsshirt) ist super günstig. Der Lauf hat eine sehr lange Tradition. Viele behaupten dies wäre „die Mutter aller Stadtläufe“.
Was das Training hierfür angeht, war es diesmal äußert schwierig. Ich hatte gerade das Marathontriple erfolgreich überstanden und versuche die Probleme an Leiste/Schambein irgendwie in den Griff zu bekommen. Ganz lockeres Training ist angesagt. 2 Wochen lang nur easy. Meistens lockere 10-12 KM, und am Wochenende auch mal über 25km. Keine Intervalle oder Tempoläufe. Die Leistenprobleme werden etwas besser, und so traue ich mich sogar am Tag vor dem Wettkampf 4 Steigerungen ins Abschlusstraining einzubauen.
Frühzeitig fahre ich nach Darmstadt. Der Lauf ist erst um 19:40 Uhr. Aber ich muß ja noch Startunterlagen holen, umziehen, Treffen mit Foris usw. Die Startunterlagen gibt es wie immer beim Sport Hübner. Hier kann man nochmal schön nach Laufsachen schauen und plaudern, mit der lokalen Laufgröße Abdel Graine.



Startnummern und T-Shirt Ausgabe beim Sport Hübner

Um 19:15 Uhr gibt es beim Ditsch Bretzel Stand einen kleinen Treff mit Thomas und Dominik (der extra für einen 5’er aus Fulda angereist ist !). Am Startplatz treffen wir noch auf Michael und Sascha. Zum anfeuern sind Gergor und Harald an die Strecke gekommen.
Es ist irgendwie schwülwarm, das warmlaufen reicht mir schon. 19:40 Uhr es wird eng am Ludwigsplatz. Jeder versucht noch irgendwie einen guten Startplatz zu bekommen. Ich starte aus, naja sagen wir mal 4. oder 5. Reihe. 299 Starter dicht gedrängt. Für mich zum letzten mal die „normale“ Klasse. Nächstes Jahr muß ich dann in der Senioren Klasse starten.



Der Start am Ludwigsplatz

Los geht’s! Ich versuche gleich mal in eine bessere Position zu kommen. Alles noch sehr eng. Runter die Elisabethenstraße, vorbei an Karstadt. Das erste Stück führt gleich hinunter zum Luisenplatz. Ab dort werden dann 3 Runden gelaufen. Aber dann mit dem müheseligen Anstieg rauf zur Kuppelkirche. Scharf rechts in die Wilhelminenstraße, zur rechten das Luisen Center. Tolle Stimmung, es läuft. Das Ziel ist auf dem Luisenplatz aufgebaut. Aber dort wird die „3“ hochgehalten, also ab jetzt 3 Runden.



Tolle Stimmung am Luisenplatz

Das Tempo ist brutal, Eine Kurve wird vor dem „langen Ludwig“ gelaufen. Hier steht jetzt Gregor und Harald. Super, mit Unterstützung läuft es doch viel besser. Rein in die enge Passage am Carree. Wieder raus auf den Carree-Platz.



Einlauf ins Carree

Tolle Stimmung, hier ist echt was los. Das ist der Vorteil wenn man Runden läuft. Weiter geht es scharf rechts in die Ernst-Ludwig-Straße, und kurz darauf wieder links, durch die engen Passagen, in Richtung Piazza an der Stadtkirche. Die Stadtkirche vor Augen sofort wieder rechts die gefürchtete Treppe an der Piazza hinauf. Geht doch ! Aber oben angekommen, schon leichte Ermüdungserscheinungen. Durch die überdachte Passage geht es auf die Schulstraße. Scharf rechts und schon kann man den Start am Ludwigsplatz sehen.



Sammelplatz für die Läufer/innen - der Ludwigsplatz

Kurz vorm Startplatz ist der erste Kilometer absolviert. Jetzt bin ich gespannt. 3:38/km. Das ist ja irre ! Das halte ich nie durch. Der Hammer kommt ja jetzt erst. Diesmal geht es nach Karstadt links hinaus zur Kuppelkirche. Der Anstieg läßt sich noch ganz gut nehmen. Aber ich bin froh, als ich am Wendepunkt vor der Kuppelkirche bin. Da muß ich jetzt noch 2 mal rauf ! Das schaffe ich unmöglich in diesem Tempo. Jetzt erst mal ein wenig erholen. Immer gerade aus runter bis zum Luisenplatz. Ein schönes Bild hat man hier vor Augen. Von beiden Seiten feuern die Zuschauer an. Mit erholen wird’s also nichts. Am Ziel wird jetzt die „2“ hochgehalten.



Der Zieldurchlauf, 3x muß man hier durch, bevor man dann in den Zielkanal nach rechts darf

Oh je ! Wie ich diese kurzen Läufe doch hasse. Los zusammenreißen. Die lange Kurve rum auf dem Luisenplatz, und plötzlich steht da ein Arbeitskollege von mir. Ja das gibt es doch gar nicht. Das ist ja super. Ich freue mich, und weiche von der Ideallinie ab, um mich bei Ihm per Handschlag dafür zu bedanken. KM2 zeigt die Uhr mit 3:37/km. Ich weis nicht wie, aber ich habe das Tempo sogar gehalten. Weiter geht es : Carree - Ernst-Ludwig-Straße – Piazza. Wieder die Treppe. Wenn es doch schon die letzte Runde wäre. Wieder mal mitreißen lassen beim Start. Ich lerne es wohl nie. Ein Blick auf den Pulsmesser 177 (97% HFmax). Ich laufe schon am Anschlag. Vorbei am Sport Hübner. Klasse Stimmung. Hier läuft laute Musik. Wieder hoch zur Kuppelkirche. Ich gebe nochmal alles. Anfeuerung von beiden Seiten. Das braucht man hier auch. Ich kann einfach nicht mehr dieses Tempo halten. Auf nochmal bis zur Kirche, dann geht es abwärts. Da kann ich wieder Kräfte sammeln. Fast am Wendepunkt kommt die Zeit für KM3. Immer noch eine 3:45/km. Auf geht’s nochmal runter zum „langen Ludwig“ dann ist es noch eine Runde. Durchhalten ! Das wird eine neue Bestzeit. Ein letztes Mal vorbei am Ziel. Die „1“ wird hochgehalten. Gregor und Harald feuern noch mal mächtig an. Durch‘s Carree geht es weiter. Ich bin total platt. Ich muß diese Runde noch irgendwie packen. Die Stadtkirche kommt, Treppe an der Piazza hochgekrochen.



die gefürchtete Treppe an der Piazza.........

Oben in der Passage bleibt einem fast die Luft weg. Ich komme fast nicht mehr in Tritt. Die Uhr meldet KM4 mit einer 3:52/km. Macht insgesamt 14:52. Die PB ist zum greifen nah ! Ich muß den letzten KM nur noch unter 4min laufen. Vorbei am Ludwigsplatz, Elisabethenstraße runter, noch hoch zur Kuppelkirche. Sofort kommt die Anfeuerung der Zuschauer „auf Frank, es ist gleich geschafft“. Tolle Zuschauer, ich fühle mich fast ein bisschen wie in Luxemburg. Jetzt nicht mehr schlapp machen. Wenn ich die Wende an der Kuppelkirche hinter mir habe kann nichts mehr schiefgehen. Ich quäle mich auf den letzten Reserven hinauf. Die Wende. Jetzt nur noch laufen lassen. Fahrt aufnehmen zum Endspurt. Nochmal alles rausholen. Das Ziel kommt immer näher, zur rechten schon das Luisen Center. Die Uhr zeigt weit unter 19 Minuten. Laufen was das Zeug hält. Die letzten Meter. Jaaaa !!! Geschafft !!!!
Was für ein Stau im Zielkanal. Aber das stört mich nicht. Ich schau mal auf die Uhr. 18:36 !!!! Jaaaaa !!!! Bestzeit. Und ganz ohne Intervalltraining oder sonst irgendwelche Tempoläufe. Ich bin super zufrieden. Gegen den Durst gibt es original Darmstädter Wasser aus dem Wasserhahn. Das gehört hier einfach dazu. Wie soll man auch bei dem geringen Betrag von 13 Euro noch Bier, Bananen und Isogetränke bereitstellen. Das ist schon in Ordnung so. Ich treffe im Zielauslauf auf Dominik, Thomas und Sascha. Nach einem kurzem Zielplausch, schnell trockene Sachen holen und an die Strecke stellen. Den im nächsten Lauf startet Michael und es kommen noch die Eliteläufe.



Stadtlauf gut überstanden Frank und Thomas


Schön war’s wieder in Darmstadt. Auch wenn 5km einfach nur ätzend sind, ich komme nächstes Jahr wieder.

Samstag, 6. Juni 2009

5.RZ-Mittelrhein Marathon

Der 3. Marathon innerhalb von 4 Wochen. Was kann man da noch trainieren ? Was macht Sinn, was ist eher kontra produktiv ? Ich weis es auch nicht.
Die Ausgangslage nach dem Luxemburg Marathon am 23.5.09 :
Müde aber dennoch halbwegs fit. Die Probleme im Bereich der Leiste und Schambein haben sich nach dem Luxemburg Marathon leicht verstärkt, lassen aber reduziertes Training zu. Wade/Wadenbeinproblem scheint komplett verschwunden zu sein.
Nach 2 Tagen Lauf-Pause (nur eine Gymnastik Einheit) steige ich vorsichtig wieder ins Lauftraining ein. Die Leiste macht keinen großen Ärger, aber man merkt es schon. Samstags dann noch mal ein langer Lauf von 25km. Sonntags ein bisschen flotter als sonst, aber nicht zu schnell. Noch 2 lockere Jogging Einheiten am Dienstag und Donnerstag. Fertig ist die Vorbereitung. Insgesamt 87,6 Trainings KM zwischen den beiden Marathon Läufen, und alles recht locker gelaufen.

Samstag 6.6.2009
Heute Abend ist es soweit. Mein 10. Marathon steht auf dem Programm. Es regnet in Strömen. Der Wetterbericht sagt auch für den ganzen Samstag nichts anderes voraus. Es ist ja schön, wenn es nicht zu warm ist, aber im strömenden Regen laufen macht auch keinen Spaß. Ich packe also lange und kurze Laufsachen ein. Bevor es losgeht in Richtung Koblenz, wird noch schnell die Wade und Leiste getaped, vielleicht bringt es ja was. Bisher hatte ich damit nur gute Erfahrungen gemacht.
Abfahrt kurz vor 12 Uhr. Das Wetter ist echt total mies. Ich fahre durch den Taunus nach Koblenz, das Wasser steht teilweise auf den Straßen. Während der Fahrt futtere ich kalte Nudeln aus der Tupperdose. Die Sporthalle am Oberwerth für die Startnummernausgabe läßt sich leicht finden. Eine riesige Halle, in der auch die Marathon Messe stattfindet. Ich hole meine Unterlagen samt Läuferbeutel ab. Ein bisschen klein der Läuferbeutel, um all die Kleidung und Dusch-Utensilien unterzubringen. Aber dafür habe ich meinen schönen großen Läuferbeutel vom Mainz Marathon dabei. Leider kann mir keiner in der Halle sagen, ob ich diesen Beutel überhaupt verwenden darf. Ich werde an das Orga-Team im Zielbereich am Deutschen Eck verwiesen (ca. 4,5km entfernt)! Toll, und jetzt ? Ich versuche einfach irgendwo in der Nähe der Duschen zu parken, dann brauche ich nicht so viel mitzuschleppen, und der original Mittelrhein Läuferbeutel wird dann reichen. Nach einigen Versuchen schaffe ich es tatsächlich ca. 100 Meter von den Duschen entfernt zu parken. Besser geht es nicht. Gut 1km zum Deutschen Eck, ca. 2km zum Hauptbahnhof und natürlich noch 42,2km Marathon zu laufen. Was will man mehr. Ich verweile noch im Auto, und hoffe darauf, dass es endlich aufhört zu regnen. Die Situation wird leider nicht besser und die Zeit drängt. Ich muß zum Hauptbahnhof ! Also die Tüte vom Darmstadt Marathon, welche ich eigentlich für meine nassen Sachen nach dem Lauf vorgesehen hatte, über den Kopf gehalten und die 2 km im strömenden Regen zum Bahnhof gelaufen. Im Bahnhof sind unzählige Läufer versammelt. Wenigstens ist es hier warm. Um 16:30 Uhr fährt der Sonderzug zum Start nach Oberwesel. Vielleicht kann ich mich ja während der Zugfahrt in aller Ruhe schon mal umziehen und die Startnummer befestigen. Irgendwie wird es immer voller, und nichts bewegt sich im Hauptbahnhof. Und auch die Anzeigetafel verstehe ich nicht. Da steht was von Sonderzug nach Oberwesel um 16:51 Uhr. Zur Sicherheit frage ich mal jemanden, der so aussieht als könnte er vom Orga-Team sein. Ja, tatsächlich 16:51 Uhr fährt der Zug ab, und nicht wie ursprünglich angegeben um 16:30 Uhr. Egal, macht ja nix. Reicht doch noch locker von der Zeit.



Wann fährt der Sonderzug ? Orga-Team sagt, keine Sorge, um 16:51 Uhr geht's dann los.

Um 16:40 Uhr begebe ich mich mal Richtung Bahnsteig. Evtl. ist der Zug ja schon da, und ich kann einsteigen. Der Sonderzug ist schon da ! Und er ist proppenvoll ! Nichts geht mehr. Und jetzt ? Ich laufe einfach der Meute hinterher und komme zu einem zweiten Zug (eine normale Regional Bahn). Auch schon sehr voll, aber man kann sich noch „reinquetschen“. Ich gehe einfach rein, denn auch in diesem Zug befinden sich fast nur Läufer/innen. Drinnen frage ich ungläubig, „fährt der nach Oberwesel ?“ Einige rufen „ja, du bist richtig“, andere meinen : „nein, nur bis Boppard“. Was wird denn hier eigentlich gespielt, ich will nur um 18:15 Uhr an der Startlinie in Oberwesel sein. Ein Läufer beruhigt mich : „Ich fahre auch nach Oberwesel, das wird hier ein bisschen länger dauern, aber das reicht noch von der Zeit“. Der eigentliche Sonderzug ist bereits schon weg und endlich setzt sich die Regio-Bahn in Bewegung. Also mit umziehen, oder Startnummer befestigen, das kann man mal komplett abhaken. Trotzdem ist die Stimmung im Zug gut, die Läufer/innen machen Witze und außerdem hat es aufgehört zu regnen ! An jedem popeligen Bahnsteig wird Halt gemacht. Um 17:40 Uhr ist endlich Oberwesel erreicht. Was für ein Chaos, und jetzt noch einen guten Kilometer zum Start laufen, umziehen, Kleiderbeutel abgeben usw. Gabi, Joe und Thomas haben trotz der knappen Zeit am Bahnübergang auf mich gewartet. Super !



Alles klar zum Start : Joe,Frank,Gabi und Thomas
(Foto von http://laufjoe.blogspot.com zur Verfügung gestellt)

Wir laufen gemeinsam zum Start, plaudern schnell noch ein bisschen. Hastig umgezogen, mit nervösen Händen die Startnummer befestigt, Schuhe an, noch mal die Toilette aufsuchen. Läuferbeutel ab in den bereitstehenden Lastwagen, der Sprecher sagt, noch 1 Minute, ich laufe mich quasi zum Start warm und schon geht es auch los. Jetzt muß alles stimmen. Schuh Schnürung etc. Ich kann jetzt nichts mehr ändern.



Gerade noch rechtzeitig am Start
(Foto von www.thomaswenning.de zur Verfügung gestellt)

Los geht es, ich versuche gleich mal in eine bessere Position zu kommen. So viele Marathon Starter/innen sind ja auch nicht unterwegs und die Bundesstraße 9 ist breit. Wenige Überholmanöver später habe ich Platz und auch der Lauf-Rhythmus ist gefunden. Was geht heute noch nach dem Hammer Programm der letzten 4 Wochen. Kann ich die Probleme mit der Leiste ausblenden ? Die ersten 3 KM laufen trotz leichtem Gegenwind recht gut 4:26,4:14,4:04. Auf der anderen Rheinseite kann man die ganze Zeit die Loreley und Burg Katz bewundern. Das Wetter ist für die Sehenswürdigkeiten am Rhein nicht optimal, aber dafür zum laufen umso besser. KM 4 laufe ich in einer Gruppe in 4:20. Ich ziehe der Gruppe davon und laufe weiter in 4:10, 4:12 und KM 7 auch in 4:12. Das ist ganz schön anstrengend, zumal der Gegenwind eher zunimmt. Aber mal ehrlich gesagt. Ich muß solche Zeiten laufen, will ich mir die minimal Chance auf ne Sub 3:00 offenhalten. Klar ist mir schon, dass dies eigentlich total unmöglich ist, aber ich kann ja mal so weiterlaufen bis zur HM Marke, dann wird sich zeigen in wie weit ich den Schnitt halten kann. Ehrlich gesagt, läuft das nicht so locker und leicht wie in Mainz vor 4 Wochen, und am liebsten würde ich jetzt schon gerne einen Gang zurück schalten. Wir durchlaufen St.Goar. Das Zuschauerinteresse an der Strecke ist leider sehr dürftig. Hier ist kaum was los. Aber was will man auch erwarten, bei diesem Wetter. Raus aus St.Goar richtet man gleich den Blick auf die Burg Rheinfels zur linken, und Burg Maus auf der rechten Seite über den Rhein. Ich lasse ein wenig mit dem Tempo nach. 4:19,4:20,4:18 sind die folgenden Zeiten bis KM10. 42:39 auf 10km. Das wären 9 Sekunden zu langsam für die Sub 3:00. Ich bin einfach nicht frisch genug um so was jetzt durchzuziehen. Dann der Wind noch dazu. Ich ziehe trotzdem noch mal an, um auf Kurs zu bleiben. Mit 4:12, 4:25 und 4:12 auf den jeweiligen Kilometer geht es weiter. Die Ortschaft Hirzenach wird durchlaufen. Inzwischen hat sich doch jemand in meinen Windschatten gemogelt. Sehr clever macht er das. Geht jede Richtungs und Tempoänderung mit. Ich gehe zur Seite, er geht mit. Ich werde langsamer, er wird ebenfalls langsamer. Also so geht das nicht, jetzt bist du mal dran, mit Pace machen. Nix zu wollen. Er geht einfach nicht nach vorne. KM 14-16 laufe ich in 4:12,4:23,4:18. In Bad Salzig folgt mir der Typ sogar zum Versorgungsstand.



Vorbildlich sind die Versorgungsstationen, wer da zu kurz kommt ist selber schuld !
(Foto von www.thomaswenning.de zur Verfügung gestellt)

Jetzt wird’s mir zu blöd. Egal was das jetzt für ne Kraft kostet, den häng’ ich ab. Ich ziehe kurz an, der Puls geht hoch bis 173 (95% HFmax). Abgehängt ! Das war’s mir wert. So muss ich mich nicht länger ärgern, und kann auf der anderen Rheinseite die Burg Liebenstein und Burg Sterrenberg bewundern. Trotz des kleinen Zwischenspurts wird KM 17 nur eine 4:13. KM 18 und 19 folgen mit 4:21/4:11. Rein geht es in das Städtchen Boppard. Hier wird die Stimmung bedeutend besser. Entlang am Rheinufer, vorbei an Hotel und Cafes. Es gibt es auch eine Passage mit Gefälle zum kurzen Verschnaufen. Das erste Gel wird nun runtergedrückt kurz vor KM 20. Hier kommt dank der Zuschauer eine kleine Euphorie auf. Ich laufe eine 4:15/km und für KM21 ne 4:19. Der Halbmarathondurchlauf kommt. Aber vorher muß man noch eine nicht unerhebliche, kurze Steigung, hinauf auf die Bundesstraße, hinter sich bringen. Zu meiner Überraschung steht da doch tatsächlich Klaus Hafner (auch bekannt als Stadion Sprecher vom Mainz 05) mit dem Mikrofon in der Hand und feuert die Läufer an. Kaum hat er meinen Namen ausgesprochen, da rufe ich ihm zu „hallo Klaus“. Etwas verwundert ruft er zurück „Grüss dich“. Das sind die kleinen Dinge, welche einem kurzzeitig von den Qualen ablenken. Jetzt mal die HM Zeit checken. 1:30:07 ! Ja ich bin noch auf Kurs zur Sub 3:00 ! Wär hätte das gedacht. Aber jetzt kommt ein endloses Stück, das ich fast schon alleine laufen muß. Ab und zu mal jemand von der Marathon Staffel, aber sonst nix los. Keine Zuschauer, keine Ortschaft. Das wird sich jetzt endlos ziehen bis Spay. Ich beiße die Zähne zusammen. KM23 - 4:19, KM 24 – 4:18 und KM25 sogar 4:10 ! Das sind noch über 17km und ich müsste ja mal ein paar KM wenigstens konstant unter 4:15 laufen um noch irgendwie eine theoretische Chance für die Sub 3:00 aufrecht zu erhalten. Es geht einfach nicht mehr. Ich bin total platt. KM26 in 4:18 und KM27 in 4:23. Inzwischen sind wir in Spay, und die Leute hier machen gute Stimmung. Ich versuche noch mal alles um eine vernünftige KM Zeit zu erreichen. Vergeblich. KM28 schaffe ich noch in 4:17. Bei KM29 dann die Ernüchterung 4:29 ! OK, da war jetzt auch ne kleine Steigung zu nehmen, aber bei allem was recht ist, ich muß mich jetzt endgültig von der verrückten Vision der 2:59:59 verabschieden und zusehen, dass ich irgendwie diese 13 KM noch schaffe, ohne komplett einzubrechen. Wieder Bundesstraße, aber mehr Läufer/innen. Sind das jetzt tatsächlich schon die ersten Halbmarathonies ? Muss wohl so sein. Zur rechten gibt es jetzt die Marksburg zu sehen. Das Örtchen Brey und Rhens kommt näher. Der Weg geht noch mal ab von der Bundesstraße durch die Fußgängerzone. Das Kopfsteinpflaster tut weh, aber der Beifall der Zuschauer tut gut. Ich habe mich inzwischen darauf beschränkt irgendwie anzukommen mit einer respektablen Zeit. Ne Zielzeit von 3:05-3:09 wäre bei meiner jetzigen Verfassung schon sehr zufriedenstellend. Eine Sub 3:05 wäre fast schon sensationell, aber das will ich jetzt unbedingt erreichen. KM 30 und 31 nehme ich in jeweils 4:31. Da ruft doch jemand der Zuschauer : “auf noch 10km !“ ja schön wär’s, es sind noch über 11km und ich kann einfach nicht mehr.



Der Marathon hinterläßt seine Spuren
(Foto von www.thomaswenning.de zur Verfügung gestellt)

Raus aus Rhens, jetzt geht es wieder hinauf. Das sind im Normalfall nun wirklich keine schlimmen Steigungen, aber jetzt kommt mir das vor als wäre es ein Berglauf. KM32, die Uhr sagt 2:17:43. Noch 10km zu laufen. Jetzt rechnen, für Sub 3:05 bleiben mir noch 46 Minuten 16 Sekunden übrig für 10km. Und dann hätte ich noch 1 Minute für die letzten 200 Meter. Macht einen KM Schnitt von 4:38/km. Puh, das wird verdammt schwierig. Auf der anderen Rheinseite kann man noch die Martinsburg und Burg Lahneck bewundern. Aber das heitert mich jetzt nicht mehr auf. Ich muß jetzt den besagten KM Schnitt halten. Das ist jetzt meine Herausforderung. Jede Zeit über 3:05 würde jetzt einer Niederlage gleichkommen, nachdem ich so gut unterwegs war. Immer mehr Halbmarathonies auf der Straße. KM33 wird ne 4:35. Jetzt nicht nachlassen ! KM34 zum Glück wieder ne 4:26. Noch 8 endlose Kilometer. Es wird jetzt ne echte Qual. Da muß ich jetzt durch. Hirn ausschalten und nur noch laufen. Immer wieder geht es leicht hoch und runter. Oh je, jetzt kommt der K.O. KM 36 stoppe ich mit 4:38. Meine Güte zusammenreißen, kämpfen für die Sub 3:05 ! Ich kann die Königsbacher Brauerei schon sehen. Eine Blaskappelle spielt davor. Sehr schön, da ist noch mal was los. KM37 wieder eine 4:32. Noch 5 km, ich muß es jetzt durchziehen. 5km, wie beim 3x5000er Intervalltraining im Marathontempo. Los der letzte Intervall kommt jetzt. Auf geht’s ! Es wird immer schlechter 4:42 für KM 38. Zu allem Unglück bekomme ich jetzt schlimme Schmerzen in der Leistengegend. Die ganze Zeit ging es, und jetzt so kurz vorm Ziel. Es muß jetzt irgendwie halten bis zum Schluss. Jetzt steigt die Strecke auch noch an. Koblenz ist nun erreicht, wir sind ganz in der Nähe von der Halle am Oberwerth, wo ich heute Mittag noch die Startunterlagen geholt habe. Jetzt gibt es auch wieder ein paar Zuschauer. KM 39 wird die schlechteste Runde mit 4:51. Die Leiste schmerzt, die Füße kochen, die Reserven sind längst aufgebraucht. Ich schnappe noch mal nach Cola am Versorgungsstand. Diese letzten 3 KM muß ich jetzt schaffen. 2:50:06 stand auf der Uhr. Das würde bedeuten ungefähr ein KM Schnitt von 4:39. Die Zuschauer machen mir Mut. Ich muß jetzt wirklich alles in die Waagschale werden. Endlich KM40 kommt. 4:33, ok das passt. Weiter so. Noch 2 KM. Die Leute hier sind jetzt echt gut drauf und beflügeln mich. Die Leiste zieht und zieht. Jetzt habe ich es so weit geschafft, da wird das auch noch 2 KM gut gehen. Ich überquere den Friedrich-Ebert –Ring, dahinter ist doch schon die Fußgängerzone. Jetzt muß doch gleich die 41 kommen. Da kommt das erlösende Schild. 2:59:20 steht auf der Uhr. Das werde ich jetzt schaffen. Abzweig zum Rhein runter. Ich hab das Ufer erreicht. Wieder links rum auf's Konrad Adenauer Ufer. Ein Zuschauer ruft :“Ihr habt es gleich geschafft, die Zeit ist doch egal, Hauptsache ankommen“. Waaassss ??? Die Zeit ist für mich im Moment das Wichtigste ! Ich sehe schon den Einlauf vom Deutschen Eck. Das Kaiser Wilhelm Denkmal. Das KM 42 Schild erscheint. Jetzt sind es noch 200 Meter. Ein letzter Blick auf die Uhr 3:03:50 ! Jaaa, das nimmt mir keiner mehr. Das langt locker. Ich kann jetzt schon feiern. Der Zielbogen kommt. Wie geil, ich hab’s gleich. Geschafft !!!!!



Für die späteren Finisher gibt es brennende Kerzen im Zieleinlauf
(Foto von www.thomaswenning.de zur Verfügung gestellt)

Mann oh Mann, das war jetzt echt ne brutale Aktion, aber ich habe es geschafft. 3:04:41 ist meine offizielle Endzeit. 3. Marathon in 4 Wochen gelaufen ! Und nirgends geschont ! Geradeaus laufen kann ich auch noch, ohne zu hinken. Also auf zum Zielbierstand. Jetzt wird gefeiert !
Aber ehrlich gesagt ist es saukalt und ich ziehe es vor, mich erst einmal um meinen Läuferbeutel zu kümmern, um an trockene Sachen ran zu kommen. Ein Glück steht in der Nähe der Läuferbeutelausgabe ein kleines Zelt. Ich weis nicht wofür das Zelt gut ist, aber da drin stehen Bänke und man ist windgeschützt. Ewig dauert die umzieherei. Ich schaffe es kaum die Strümpfe aus zu bekommen. Mit halbwegs trockenen Klamotten geht es wieder raus. Da kommt auch schon Gabi freudestrahlend angelaufen. Sie hat doch tatsächlich den 3. Gesamtplatz der Frauenwertung erreicht. Das ist ja wirklich unglaublich ! Super Gabi ! Glückwunsch ! Wenn ich mir jetzt noch überlege, dass Sie direkt aus dem Urlaub an den Start gefahren ist, eigentlich kaum bis gar nicht trainiert hat, und seit ein paar Wochen mit dem Knie und Sprunggelenk Probleme hat. Da fällt mir echt nichts mehr ein. Was für eine Leistung. Also jetzt schnell duschen und zurück zur Siegerehrung ! Jetzt kommt auch Thomas, er strahlt ebenfalls. Mit seiner Zeit von 3 Stunden 18 Minuten ist er hoch zufrieden. Na dann gibt es ja einiges zu feiern im Biergarten. Fehlt nur noch Joe. Er ist am nächsten Wochenende in Biel am Start und wollte deswegen nicht ganz so schnell laufen. Die Duschen sind leider etwas über 1km vom Deutschen Eck entfernt. Es dauert also eine ganze Weile, bis ich wieder frisch geduscht am Deutschen Eck eintreffe. Tja, und dann kommt der Hammer. Die Siegerehrung war schon ! Selbst Gabi, die sich sehr beeilt hat, hat davon nichts mehr mitbekommen. Auch die 1.Plazierte der Frauen ist zu spät erschienen. Was soll man davon halten ? Irgendwie passt es in das gesamte Bild dieser Veranstaltung. Ab und zu kommen immer noch ein paar Läufer/innen durch das Ziel gelaufen. Leider gibt es kein Zielbier und keine Riegel mehr für die späten Finisher. Die Stände werden gerade abgebaut. Wirklich schade, dass es jetzt so enden muß. Im Biergarten ist auch schon Schluß. Joe und Thomas sind bereits schon auf dem Heimweg. Es wird leider nichts mehr mit der kleinen Feier. Ja dann, wenigstens noch ein alkfreies Bier vom offiziellen Bierstand. Aber auch das wird nichts mehr. Das alkfreie Bier ist bereits leer ! Nun ja, was soll’s – ab nach Hause !
Erst am Montag Nachmittag gibt es endlich die offiziellen Ergebnislisten mit Netto Zeiten. Für mich am Ende Platz 26 der Gesamtwertung, und Platz 4 in der Altersklasse. Also das ist unterm Strich eine super Leistung. Ich bin total zufrieden. Und die Sub 3:00 kann ich im Herbst nochmal gezielt angehen, dann wird es klappen !

Danke an www.thomaswenning.de und http://laufjoe.blogspot.com für die Fotos