Sonntag, 9. Oktober 2011

26.München Marathon



Die Probleme reißen nicht ab, nach dem nicht gelaufenen Berlin Marathon. Ganz im Gegenteil es wird immer schlimmer. Die Woche nach Berlin werden die Schwindelprobleme schlimmer. Am Mittwoch dann geht gar nichts mehr. Ich gehe direkt von der Arbeit ins Krankenhaus. In der Aufnahme können keine besonderen Auffälligkeiten festgestellt werden. Trotzdem werde ich aus Sicherheitsgründen eingewiesen. Alles dreht sich, der Kopf, die Nase pumpt. Vielleicht auch besser so dass ich jetzt im Krankenhaus bin denke ich mir. Der München Marathon rückt immer weiter weg. Donnerstags nur auf Station. Keine Untersuchungen. Aber Freitags dafür das komplette Programm. Herz Ultraschall, Langzeit EKG mit Blutdruck und Vorstellung beim Neurologen. Zum Glück keine Probleme festgestellt worden. Der Neurologe erklärt die Schwindelgefühle und den Druck im Kopf mit einer Nasennebenhöhlenentzündung. Ich darf zum Glück wieder das Krankenhaus verlassen. Immer noch dreht sich alles. Jetzt habe ich ja Urlaub und hoffe dass ich die Schwindelgefühle mit etwas Ruhe wieder losbekomme. Es gibt ja immer noch das Ziel München Marathon! Vom Kreislauf gibt es keine Probleme, von daher gab es auch keine Einwände der Ärzte gegen einen Start.

Am Montag wird es besser, noch 6 Tage bis zum Marathon. Ich riskiere einen Trainingslauf über 12km. Es geht, aber Puls sehr hoch. Alles ziemlich anstrengend. Ganz klar ich bin krank!

Dienstag Vorstellung beim HNO. Tja das war zu befürchten, die Nebenhöhlen müssen operiert werden da die normalen Medikamente nichts bringen. Trotz alle dem gibt auch der HNO sein OK zum Marathonlauf.
Wieder Lauftraining, jetzt kommt das operierte Knie wieder hinzu. Total instabil, manchmal zieht es auch für einen kurzen Moment. Das ist doch alles zum verrückt werden.

Mittwoch morgen beim Physio eine Sitzung eingeschoben, ganz klar die Oberschenkelmuskulatur hat rapide abgenommen. 10 Tage ohne Training und schon ist alles wieder dahin was man sich müheseelig aufgebaut hat. Ich werd' hier noch verrückt. Noch ist es nicht zu spät die Unterkunft in München zu stornieren! Nix da das muß jetzt klappen. So wie es aussieht ist das meine letzte Chance auf einen Marathon in 2011! Wenn erst mal die nächste OP kommt, und der damit verbundene Trainingsausfall von mindestens 3 Wochen fange ich wieder bei absolut null an.
Laufen wäre heute nicht so gut, daher lieber bisschen Rad und Gerätetraining im Fitnessstudio.

Donnerstag ne ganz kurze Runde über 7,5km gelaufen. Das wars. Mehr geht nicht mehr bis München, denn morgen muß ich doch tatsächlich während meines Urlaubes in die Firma kommen. Es ist wirklich zum kotzen, die gönnen einem aber auch keine Verschnaufpause. Wie soll man da wieder auf die Beine kommen?

Freitag wie befürchtet den ganzen Tag in der Firma. Abends gerade noch genug Zeit um die Sachen zu packen und frühzeitig ins Bett zu gehen. Ich kann kaum schlafen. Die Nase drückt wieder mehr, der Kopf dröhnt. Ich hab's gewußt, der Tag in der Firma war zu viel für den angeschlagenen Körper.

Samstag morgen kaum Besserung, Tasche geschnappt und ab zum Bahnhof, immer wieder Nasenspray um den Druck los zu werden. Ich fühle mich wie vor zwei Wochen in Berlin. Klappt das in München auch wieder nicht?

Sogar die Zugfahrt wird zur Qual. Ein unfreiwilliger Halt von einer Stunde zwischen Ulm und Augsburg. Die Fahrgäste werden unruhig. Doch eine mitgereiste Nonne unterhält das Abteil mit Musik.



Super Unterhaltung bei unfreiwilligem Bahnstop! Eine Nonne spielt "über den Wolken", zwei leicht angeheiterte Schweizer singen den Text dazu

Mit einer Stunde Verspätung endlich in München angekommen. Erst mal zur Unterkunft die schwere Tasche abgeben, dann geht es zur Marathonmesse die Unterlagen klar machen.
Um die Zeit bis zum Abendessen zu überbrücken, fahre ich in die Innenstadt. Ich laufe über den Marienplatz, mir drückt wieder mächtig die Nase und die Ohren. Ich überlege schon wieder ob das so eine gute Idee war doch nach München zu fahren. So kann ich doch unmöglich einen Marathon laufen!
Am Abend ist noch ein netter Treff im Schwabinger Restaurant "Italy" mit Runnersworld Forumsmitglieder Daniela + Mann, Tobi aus München und Ich. Mehr Leute haben sich leider nicht gefunden. Gerne wäre ich noch länger geblieben, aber mir geht es echt beschissen, ich will nur noch in die Unterkunft und schlafen. - Hier noch mal sorry an euch drei, dass ich nicht so gut drauf war. Es hat mich trotzdem gefreut euch zu treffen.
In der Jugendherberge gibt es leider auch keine Ruhe. Im Keller ist eine Disco und dort brennt echt die Luft. Ich lege mich ins Bett, versuche zu schlafen, aber immer wieder dröhnt Shakira aus der hauseigenen Disco "Waka Waka - this time for Africa". Als nun endlich die Disco geschlossen hat, geht es weiter mit schlagenden Türen und johlenden Teenies. Aber irgendwie schaffe ich es doch einzuschlafen und wache relativ gut um 6Uhr morgens auf.



Da fühl ich mich doch gleich wie daheim. Brezel Ditsch im Münchner Hauptbahnhof



Auf dem Weg zur Marathonmesse, das Olympiastadion, das große Ziel für morgen



Turnerin kurz vor der Event Arena (Marathonmesse)



Joggl das Maskottchen vom München Marathon



Freundliche Mädchen in Landestracht geben mir die Startunterlagen



Marienplatz, bisschen Innenstadt besichtigen mit dröhnendem Kopf



meine Unterkunft, das Hostel "Haus International München"



mein Zimmer, als Einzelzimmer 2 Nächte mit Frühstück für insgesamt 66Euro

Sonntag 9.10.2011

Der Wecker klingelt um kurz nach 6:00Uhr. Obwohl die ganze Nacht eine Disco-Party im Hostel zugange war, konnte ich doch ein wenig schlafen. Der Kopf fühlt sich etwas besser an als gestern Abend. Trotzdem Druck auf den Ohren und der Nase. Erst mal frühstücken gehen und weiterschauen.
Das Frühstück tut gut. 2 Brötchen bisschen Joghurt und natürlich viel Kaffee. Ein paar Läufer haben sich bereits im Speisesaal eingefunden. Man plaudert ein bisschen über das miserable Wetter und natürlich welche Kleidung denn die richtige ist bei fröstelnden Temperaturen.



Bereit für den Fußweg zum ca. 2km entfernten Olympiagelände

Ich bin noch unschlüssig, packe mal alles ein, der Läuferbeutel ist zum Glück groß genug. Kurz nach 8:00 Uhr laufe ich die 2km zum Olympiagelände. Ich treffe auf einen Läufer aus Graz und so wird der Weg nicht so langweilig. Wir plaudern über den Graz Marathon, Wien Marathon und natürlich mache ich wieder mal Werbung für den Luxemburg Marathon. Am Olympiagelände angekommen gehe ich nochmal den Umweg in die Messe um mir eine Überziehtüte für den Start zu holen. Es ist saukalt. 6° Grad werden es wohl sein, aber bestimmt nicht mehr. Waren es vor 3 Tagen noch weit über 20° Grad, so trifft einen dieser Temperatursturz besonders brutal. Weiter ins Olympiastadion. Jetzt muß ich mich entscheiden, bevor ich den Kleiderbeutel abgebe. Immer wieder drücken die Ohren und die Nase. Leichte Schwindelgefühle bekomme ich auch wieder. Was für eine Nummer wird das heute werden? Ankommen wäre wirklich gut. Das alles ohne richtiges Training, das operierte Knie ist noch lange nicht wieder ok. Die 10 Tage Zwangspause. Wie soll das nur über 42,2km gutgehen? Auf jetzt komm‘ los geht’s. Ich entscheide mich für kurze Hosen, dünnes Langarmshirt, darüber ein kurzes Laufshirt, Halstuch und ein weiteres Tuch zusammengefaltet über die Ohren und Stirn. Zum letzten Mal ne Ladung Nasenspray in den Kopf, Läuferbeutel weg und los geht der 15 minütige Fußmarsch zum Start in der Ackermannstraße.
Es gibt zwei Blöcke. Einen für Sub 3:45 und den anderen für langsamer als 3:45. Halbmarathon, 10km und der ganze andere Kram wie Staffel, S’cool Lauf startet zum Glück wo anders.
Ich stelle mich ganz hinten an. Der erste Block startet um 10Uhr. Weitere 10 Minuten später fällt nun endlich auch der Startschuss für meinen Block. Ich bin froh, dass es nun endlich losgeht, mir ist saukalt. Weg mit der wärmenden Tüte über die Absperrung. Die Startline rückt näher, ja und ich bin dabei! Wer hätte das vor einer Woche noch gedacht.



Kurze Hosen, Langarmshirt, Halstuch und Kopftuch ist meine Wahl



Weg mit dem Kleiderbeutel, jetzt wird es ernst



Schon wieder laufen (zum Start 10-15min), und der Marathon hat noch gar nicht angefangen



München wird in zwei Blöcken gestartet, für mich heute mal der "über 3:45"

Um 10 Uhr 10 überquere ich die Messmatte von Mika Timing und die Uhr läuft!
Wie soll ich den Lauf angehen? Erst mal schön langsam und schauen was Puls und Knie macht. Ich laufe in der Menge mit, aber das nervt natürlich alles so eng hier und das Tempo dürfte so etwa schnelleres gehen sein. Abzweig in die Elisabethstraße, endlich mehr Platz. Die üblichen Manöver beginnen. Erste KM Marke kommt. 6:03min, Puls 131(73%). Ich werde schneller, so werde ich ja nie fertig. KM2 mit 5:25min/km gelaufen, Puls 140(78%). Weiter in der Franz Joseph-Straße, Abzweig Leopoldstraße. Hier ist jetzt schon gute Stimmung, das Marathonfeeling ist wieder da! Ich strahle, freue mich einfach nur dabei zu sein. Wir laufen auf das Siegestor zu, gleich dahinter kommt die Wende und es geht die Leopoldstraße wieder rauf. KM3 und 4 mit 5:46 bzw 5:40min/km wieder etwas langsamer. Was sind das für Zeiten? Noch vor 4 Monaten war ich in einer ganz anderen Klasse unterwegs. Aber heute geht es nicht um die Sub 3 oder irgendeine AK Platzierung. Heute heißt es wie für viele andere Starter auch, schlicht und ergreifend: durchkommen, wenn möglich ohne Gehpausen!



Siegestor München, der erste Highlight des München Marathons. Bildquelle: Ogmios

Vorbei an der Erdinger Power Zone. Die 5km Marke kommt bald. Dann wird hochgerechnet. Getränkestand kommt. Trotz eisiger Temperaturen ist das heute sehr wichtig mit dem Wasser. Ein Schluck wird getrunken, der Rest wird gleich über das lädierte Knie zur Kühlung geleert. Eine gute Idee die mir mein Physio mit auf den Weg gegeben hatte. 5km Marker. Die Uhr zeigt 28:26 Minuten. Puls hat sich bei 140(78%) eingependelt. Im Moment geht es mir noch gut und schon rechne ich die Zeit hoch. So wird es nichts werden mit einer Zeit unter 4 Stunden. Ich muß ein wenig das Tempo erhöhen. Wir verlassen die Leopoldstraße Richtung Englischer Garten. Über die Mandlsstraße weiter in den Norden. Die Zeiten pendeln sich jetzt unter 5:30min/km ein. Puls klettert weiter aber alles noch im grünen Bereich. Bei KM8 geht es nun endlich in den Englischen Garten. Denn schon die ganze Zeit drückt mir die Blase. Was ich normalerweise wegen der Zeit nie machen würde, kann ich mir heute doch locker erlauben. Schnell rein ins Gebüsch, Geschäft erledigt, zurück auf die Strecke und Zeit wieder reinholen bis zum nächsten KM Marker. Jetzt wieder die Messmatte bei KM10. Nun bin ich echt gespannt. 55:45min. Schon besser! Damit bin ich wenigstens schon mal auf Kurs Sub 4. Immer weiter im Englischen Garten. Ich konnte mir vorher gar nicht vorstellen, dass es einen so großen Stadtpark gibt. Sogar eine riesige Schaaf Herde gibt es hier! Und das mitten in der Stadt. Weiter in Richtung Süden. Ich sehe vor mir den Pacemaker für die 4 Stunden. Da muß ich vorbei! Eine riesige Traube hat sich um den Pacemaker gebildet. Da ist es schwer vorbei zu kommen. Gerade hier im Englischen Garten, wo die Wege nicht so breit sind. Ich wurschtele mich durch. Das wär geschafft. Ein Blick auf die Uhr zeigt einen immer mehr steigenden Puls. Das sind Werte die ich normalerweise bei einer Pace von 4:30 hätte, aber im Augenblick bin ich nur knapp unter 5:30min/km. Ich kann mir das nicht mehr mit ansehen, da macht man sich ja nur verrückt. Schnell mal die Einstellung am Forerunner geändert. Das war doch klar mit dem Puls. Ich habe einen riesigen Trainingsrückstand und fit bin ich erst recht nicht. Jetzt aber wieder aufs laufen konzentrieren denn die 15km Marke kommt. 1:22:44 das macht ein Schnitt von 5:31min/km also Endzeit um die 3:53. Aber bis dahin ist ein langer Weg. Wir verlassen den Englischen Garten und es geht wieder in die Stadt. Über die Isar rüber und ein langgezogener Anstieg rauf nach Oberföhring. Sowas bin ich nicht mehr gewohnt, und schon gar nicht das Knie. Ein leichtes ziehen am Innenband stellt sich ein. Ich wechsele ständig die Straße von links nach rechts um die beste Position für angenehmeres Laufen zu finden. Aber egal wie, so richtig weg geht es nicht mehr. Jetzt nicht ausflippen, ganz cool bleiben und weiterlaufen. Die Steigung läßt nach und irgendwie auch das ziehen am Innenband. Die Oberföhringer Straße wird nach rechts verlassen auf "an der Salzbrücke" die Querverbindung rüber zur Cosimastraße. KM19 ist erreicht. Mir geht es immer noch gut, bin ständig am überholen. Hier ist es jetzt doch ein bisschen öde. Nix los hier und auch der Streckenabschnitt gibt nicht viel her. Aber bald kommt der Halbmarathondurchlauf, dort sollte wieder was los sein, denn hier wurde auch gleichzeitig der Halbmarathonlauf gestartet, so dass jeder Starter den Zieleinlauf im Olympiastadion hat. Hier ist jetzt wirklich ein bisschen Stimmung und das ist auch echt nötig. 21,1km die Uhr zeigt 1:55:43 wenn ich da noch zulegen kann, dann ist vielleicht sogar ne Endzeit von unter 3:50 drin. Vorsicht! Nicht zuviel verlangen. So weit wie jetzt bin ich seit der Knie OP im Training gar nicht gelaufen. Also bleibt abzuwarten, wie ich das ganze konditionell verkrafte. Es geht durch den Stadtteil Bogenhausen. Ich spule weiter mein Programm ab. Um mich ein bisschen abzulenken spreche ich einen Läufer an. Na, was willst du denn heute laufen? Unter 4 Stunden, ist mein erster Marathon. Das packst du locker sag' ich ihm und ziehe weiter. Wir sind jetzt am östlichsten Teil der Strecke. Weiter durch den Stadtteil Berg am Laim KM25 kommt und ich bin immer noch gut drauf. Sogar die Kopf Probleme mit Nase, Ohren usw. merke ich im Augenblick nicht. Von weit her kann ich den guten alten Judas Priest Klassiker "United" hören. Gespielt von einer der zahlreichen Bands an der Strecke. Das macht Spaß, da gibt es extra Applause von mir für die Band. Abzweig in die Friedensstraße, vorbei am Ostbahnhof. Wieder merke ich das OP-Knie, aber auch das andere Knie macht sich ganz leicht bemerkbar. Also scheinbar die ganz normalen Marathonerscheinungen. Abzweig Rosenheimer Straße, KM27 schon passiert. Schnitt jetzt weit unter 5:30min/km. Hoffentlich kann ich das halten bis zum Ende. Für diese Distanzen habe ich nicht trainiert. Aber von Ermüdungserscheinungen keine Spur. Also immer weiter. Es geht über die Ludwigsbrücke, unter uns die Isar und die Museumsinsel mit dem bekannten Deutschen Museum München. Jetzt wird es wieder interessant, die Innenstadt rückt näher. Vorbei am Isartor weiter Richtung Altstadt.



KM29, vorbei am Isartor. Bildquelle: Stafan Beck

Das alte Rathaus kommt zum Vorschein, da noch durch und schon sind wir auf dem Marienplatz, was für ein bewegender Moment. Ich laufe durch das Tor vom alten Rathaus, vor mir erscheint das Münchner Rathaus davor die Mariensäule. Hier ist wieder tolle Stimmung mit Moderation. Ja und ich glaub das nicht mein Name wird durchgesagt. Ja, und ich bin dabei! Gestern noch als ich genau hier entlang lief, schien alles vorbei zu sein. Aber nun laufe ich den München Marathon. Ein paar Tränen muß ich hier schon verdrücken. Runter den "Oberanger" bis zum Sendlinger Tor. Die 30km Messmatte überquert in 2:42:54. Die Sendlinger Strasse wieder rauf zum Marienplatz. Noch einmal die tolle Stimmung aufschnappen, nicht mal mehr 12km bis zum Olympiastadion. Das packe ich heute, los dranbleiben.



Darauf habe ich gewartet durch Alte Rathaus auf den Marienplatz. Bildquelle: Christian Kreiß



Was für ein Anblick, den ich gestern schon fast abgeschrieben hatte, das Münchner Rathaus



KM30 Marke am Sendlinger Tor den Rest schaff' ich auch noch. Bildquelle: Ramgeis

Die Residenzstraße rauf. Vorbei am Nationaltheater und Odeonsplatz. Abzweig in die Theresienstraße. KM32 ist schon passiert, 2:53:27 noch gut 10km zu laufen. Jetzt will ich auch die Sub 3:50 packen! Also nochmal Zähne zusammenbeißen für den Rest der Strecke. Auf der anderen Seite kommen uns schon die ganzen Läufer/innen entgegen welche schon die Schleife in der Maxvorstadt gelaufen sind. Ich muß noch durch. Die Sonne scheint jetzt, es ist heute einfach herrlich trotz Temperaturen unter 10° Grad. Abzweig in die Arcisstraße vorbei an der technischen Universität. Links rum zum Karolinenplatz. Jetzt die Schleife über die Brienner/Otto/Max-Josephs-Straße laufen, nochmal Karolinenplatz. Gerade zu auf den Königsplatz.



Karolinenplatz, Bildquelle: Schlaier



Königsplatz noch gut 7km jetzt wird es zur Qual, Bildquelle: Tkarcher

Noch ein bisschen mehr als 7km, es wird langsam zur Herausforderung. Wieder rechts rum auf die Luisenstraße. Zurück über die Theresienstarße zur Leopoldstraße. Nochmal Schleife laufen. Wo bleibt denn der KM Marker. Endlich! Was? 6:38min für km37? Was ist denn hier los? Da stimmt doch was nicht. Leichte Verunsicherung macht sich breit bei mir. Bin ich schon am Ende? Zurück über die Franz-Joseph-Straße. KM38 kommt, jetzt bin ich gespannt. 5:21min/km also alles im Lot. Gesamtzeit 3:25:59. Noch 24 Minuten für 4,2km. Das muß zu packen sein. Jeder Kilometer zieht sich ewig. Aber das kennt man ja schon. Ich mobilisiere die letzten Reserven. KM39 in 5:17, immer noch kein Olympiapark in Sicht. Weiter durch die Elisabethstraße KM40 Schild ist in Sicht 5:30min/km Gesamtzeit 3:36:46 also noch gut 13 Minuten für 2,2km. Das wird reichen. Es geht vorbei an meiner Unterkunft. Von hier aus bin ich heute morgen noch losgegangen zum Olympiagelände. Da bin ich ja vor dem Start schon locker 3-4km gelaufen. Endlich der Abzweig in die Ackermannstraße kommt. Jetzt ist es doch nur noch ein Klacks. Rein in den Olympiapark, ich höre schon die Ansage vom Stadion.



KM41. Das lasse ich mir jetzt nicht mehr nehmen.

KM41 ist non auch geschafft. Obwohl total am Ende, genieße ich diesen letzten KM. Es geht links am Stadion vorbei, der Eingang will einfach nicht erscheinen. Dann der Abzweig in den Marathontunnel. Ich hab es doch tatsächlich geschafft. Lichter blitzen im Tunnel, raus ins Stadion. Und was ich da erlebe, hätte ich mir nicht träumen lassen. Das gigantische Olympiastadion, aus den Lautsprechern dröhnen die Sportfreunde Stiller mit "ich wollte dir, nur mal eben sagen.....". das ist so überwältigend nach den ganzen letzten Wochen voller Rückschläge, der gepatzte Berlin Marathon vor 2 Wochen, und jetzt laufe ich die letzte Runde im Olympiastadion. Ich muß losheulen, das ist jetzt wirklich zu viel mich. Noch nie waren die letzten 300 Meter eines Marathons so ergreifend. Immer wieder schaue ich in die große Runde der Zuschauerkurven, das Plexiglasdach. Vergessen sind in diesem Moment alle Problem, alle Sorgen. Der Zielbogen kommt näher, ja geschafft!!! 3:48:26 das ist ja der Wahnsinn. Gleich mal an den Erdinger Alkoholfrei Stand gehen. Das schmeckt so gut, Jetzt noch ein paar Brezeln und Schokoriegel reinfuttern. Ist das geil hier! Nur strahlende Gesichter.



Die letzte Runde im Olympiastadion bringt mich zum heulen



Zieleinlauf nach 3:48:26



Überglücklich, trotz aller Probleme München gefinished.



letzte Hürde, der Aufstieg nach dem Lauf zu den Kleiderbeuteln



Für Michel Descombes ist nun auch endlich das Ziel erreicht. Danke fürs anfeuern an der Strecke!



Geduscht wird in der Olympiasporthalle, wer mag darf kostenlos das Schwimmbad nutzen



Das hab ich mir jetzt verdient, reichhaltiges Abendessen



Danke München für dieses tolle Erlebnis, in einer Zeit in der nicht alles rund läuft.

Sonntag, 25. September 2011

38.Berlin Marathon



Es hat nicht sollen sein und am Ende hat wohl die Vernunft gesiegt.

Was ist passiert?

Hatte ich am letzten Wochenende noch 2x21km geschafft und war zuverlässig den Berlin Marathon irgendwie zu laufen, wurde die Situation zum Marathon Wochenende hin immer schlechter. Dienstag und Mittwoch noch je 10km gelaufen wie geplannt. Bisschen platt aber vom OP Knie her wars eigentlich ok.
Atemwegsprobleme hatte ich ja schon seit der Erkältung nach dem Mannheim Marathon, doch der behandelnde Arzt hatte keine Bedenken.
Freitag dann leichtes Drücken in der Nasenhöle, Ohren und Hals. Es wurde immer schlimmer. In der Hoffnung, es könnte über Nacht besser werden hab ich mich früh ins Bett gelegt.

Samstag 25.Sep.
Nach langen hin und her überlegen, bin ich um 6 Uhr ins Auto gestiegen und nach Berlin gefahren. Schon auf der Fahrt wurde es immer unangenehmer. Ohren, Hals, Nase alles pocht nur noch. Dazu die alt bekannten Luftprobleme mit dem Schleim. Zum kotzen! Nach 7 stündiger Autofahrt die Startunterlagen klar gemacht. Hab meinen Starterblock von Sub3 auf Sub4 ändern lassen. Jetzt ab in die Jugendherberge. Was für ein Glück, Einzelzimmer! Ab ins Bett gelegt und versucht irgendwie noch zu erholen. Ich werde ständig wach. Mir ist schwindlig, alles pocht. Ich habe heute schon 5 Liter Wasser gesoffen, da stimmt doch was überhaupt nicht. Dann doch irgenendwie geschlafen bis um 5 Uhr.



Ewig weit weg geparkt vom Eingang der Messe im stillgelegten Flughafen Tempelhof



Vorfreude auf den Marathon bei allen Besuchern der Messe. Bei mir dagegen herschen nur Zweifel und Fragen



schnell noch mal den Startblock von Sub3 auf Sub4 ändern lassen.



Mich motiviert heute gar nix mehr. Die Vorfreude ist dahin. Mir geht es beschissen

Sonntag 26.Sep.
Immer noch schwindelig, etwas besser als gestern. Ich überlege hin und her. Hab schon viele verrückte Dinger beim laufen gedreht, aber das jetzt geht einfach zu weit. Fassen wir zusammen.

vorher bekannte Probleme:
- viel zu wenig Trainingskilomter für einen Marathon
- OP Knie noch immer nicht richtig fit
- Luftprobleme

neu dazu gekommen:
- Schwindelgefühle
- Ohren, Hals und Nase pumpt
- Puls leicht erhöht

Das alles ist einfach zu viel um da irgendwie durchzukommen. Zeit würde sowieso keine Rolle spielen, aber selbst im 6'er Schnitt wird das zu einem Abenteuer, bei dem man wahrschienlich irreparabele Schäden davontragen würde.

Also: kein Start!!!

Ich packe die Sachen und fahre vernünftigerweise etwas traurig nach Hause. Irgendwie wird das wohl nix mit mir und Berlin. Schade!
Ich bin schon fast zu Hause, da höre ich von dem neuen Weltrekord im Radio. Wahnsinn 2:03:38!!! und ich war nun doch nicht dabei.

Ein weiterer schwarzen Tag in meiner Hobbyläuferlaufbahn. Nun werde ich alles dran setzen, um irgendwie wieder fit zu werden für München Marathon in 2 Wochen. Hoffentlich wird das wenigsten klappen.

Dienstag, 21. Juni 2011

Knie Arthroskopie

Das wurde jetzt aber Zeit. Nach einem Jahr Knieknacken oder schnallen, und zuletzt nur noch Schmerzen, habe ich mich zu einer Knie-Arthroskopie entschlossen.

15.6.2011
Vorstellung beim Speziallisten
Diagnose: sogenannte Plica Falte ist hinter der Kniescheibe entstanden und reibt am Knorpel
Empfehlung: so schnell wie möglich operieren (Plica-Resektion)

21.6.2011
Athroskopie ambulant durchgeführt
- nicht viel davon mitbekommen, da Vollnarkose. Hinterher natürlich Schmerzen im Knie und die üblichen nach OP Erscheinungen. Das ist nicht schön, aber es läßt sich aushalten. Es gibt Schmerzmittel dagegen.



Für die Hobby Chirurgen: ein paar Bilder aus dem Arthroskop

22.6.2011
Trainage gezogen
- das ist nicht so schmerzhaft wie viele immer berichten!
Gespräch mit behandelndem Arzt über den Verlauf der OP:
- Plica entfernt, beschädigten Knorpel geglättet. Es war höchste Zeit für diesen Eingriff

24.6.2011
3.Tag nach OP. Ich gehe wieder arbeiten. Knie am Abend doch sehr stark angeschwollen. Werde mehr kühlen müssen. Kaum Schmerzen, aber Druck auf Knie.



3 Tage nach op: kaum zu übersehen, das Knie ist geswchwollen

28.6.2011
1 Woche nach der OP. Knie total angeschwollen. Bin sogar am Wochenende kurzfristig ins Krankenhaus gefahren, da die Schmerzen doch sehr heftig wurden. Es wurde überlegt zu punktieren, dann aber doch gelassen. Habe in dieser Zeit nur noch gekühlt und hochgelgt. Ganz schön gequält auf der Arbeit. Schmerzen ziehen in den Oberschenkel und Kniekehle. Knie selbst nur leicht schmerzempfindlich.
Wieder Kontrolle beim Orthopäden:
Nicht bedenklich aber schmerzhaft, sowas kann vorkommen. Orthopäde will mich 10 Tage krankschreiben. Habe abgelehnt. Nutze jede Gelegenheit zum kühlen. Sogar morgens vor der Arbeit.



eine Woche nach der OP, Knie ist extrem angeschwollen. Sehr schmerzhaft

1.7.2011
Wieder Besuch beim Orthopäden. Knie immer noch super dick. Nur leichte Verbesserung. Arzt meint das wird schon. Nochmal Zähne zusammenbeißen. Bekomme Lymphdrainage verschrieben. Punktieren soll noch vermieden werden.

2.7.2011
Es geht tatsächlich etwas besser. Ich gehe zum ersten mal ohne Krücken zum Altglascontainer und wieder zurück. (100 Meter einfacher Weg)

6.7.2011
Die ersten Treppenstufen klappen schon ohne Krücken. Heute ganz ohne Schmerztablette ausgekommen.



Langsam geht es voran, die Schwellung ist zwar noch da, aber nicht mehr so schlimm wie noch vor ein paar Tagen.

8.7.2011
Knie wieder sehr angeschwollen. Treppenstufen Vesuche waren wohl doch etwas zu früh. Kontolle beim Orthopäden: "na das sieht schon besser aus!" Was für ein Gelaber, nix sieht besser aus! Immer noch dick und Schmerzen. Brauche halt noch Zeit und Geduld.

11.7.2011
Endlich erste Lymphdrainage. Und schon geht es mir besser. Nächsten Tag Knie angenehmer und nicht mehr so dick. Trotzdem immer noch Krücken. Treppensteigen nicht möglich. Täglich kühlen geht weiter.

18.7.2011
Wieder Untersuchung beim Orthopäden. Krücken sollen jetzt trotz Probleme weggelassen werden. Außerdem 4x Laserbehandlung (hoffentlich zahlt das die Kasse). Laserbahenadlung spürt man nicht. Ich hoffe mal es bringt was. Lymphdrainage dagegen bringt merklich Abschwellung.

22.7.2011
Schwellung deutlich zurückgegangen, die Schmerzen und Probleme bleiben jedoch. Ich quäle mich zum ersten mal in der Firma 2 Stockwerke die Treppen nach oben im richtigen Schritt! Runter immer noch ne Qual, das Knie klappt praktisch weg.
Erschreckend: Oberschenkelmuskulatur im operierten Bein ist fast komplett weg!

1.8.2011
Wieder Kontrolle beim Orthopäden. Immer noch Probleme beim Laufen. Treppen runter geht nicht. Rauf mit Problemen. Geradeauslaufen mit leichtem hinken. Arzt findet aber Knie "viel besser" und begründet die Probleme mit fehlender Muskulatur. Also ab jetzt schön Radfahren und Gymnastik. Weiterhin Physiotherapie zur Unterstützung. Allerdings Berlin Marathon Ende September lt. Arzt wegen fehlender Muskulatur nicht möglich.

4.8.2011
Nach 3x1 Stunde Ergometer + 10min Crosstrainer geht es etwas besser. Aber jetzt auch wieder verstärkt leichte Schmerzen und es knackt ab und zu im Knie bei bestimmten Bewegungen.

6.8.2011
Ergometertraining nicht mehr möglich. Knie knackt und fühlt sich unangenehm an. Steige um auf Crosstriner. 3x1 Stunde. Dannach Knie Innenband Schmerzen, Knacken, angeschwollen. Ziehe noch die Pilatesstunde durch dann erstmal kein Training mehr.

16.8.2011
Nach gestrigem Orthopädenbesuch total geknickt. Kein Laufen, erst Muskulatur aufbauen, sonst geht da gar nix. Auch wenn es wehtut und knackt, ich muß jetzt dranbleiben will ich noch eine realistische Chance auf Berlin Marathon haben.
Also Zähne zusammen beißen und weitermachen. Ergometer, Crosstrainer, diverse Beinpressen alles läuft ohne Probleme. Zum Schluss will ich's wissen. Laufband! Erst mit festhalten im Hinkegang. Volle Konzentration, Füße abrollen und siehe da, nach ca 2 Minuten wird aus dem gehinke ein halbwegs runder Bewegungsablauf. Ich lasse die Hände los und laufe freihändig 10 Minuten. Wie geil ist das denn? Genau 2 Monate nach der OP. Jetzt geht es aufwärts!

23.8.2011
3 Tage heftiges Training mit je 40min Rad, Geräteübungen und 5km, 6km, 7km Laufband. Jetzt sehe ich wieder Chancen für den Berlin Marathon. Allerdings jetzt total platt und leichte Achillessehnenschmerzen links. (Laufband ist halt nix für mich)

28.8.2011
Trotz aller anderen neuen Problemen wieder ins Lauftraining eingestiegen. 4 Einheiten. insgesammt 32,8km. Hoffe das wird klappen bis Berlin Marathon.

11.9.2011
Nach zwischenzeitlichen 15km im Training (Woche 46km), jetzt der Rückschlag. Schmerzen im Knie und auch wieder das berüchtigte Knacken beim Treppensteigen. Schöne Scheiße! Training fast komplett ausgelassen. Morgen 12.9. Termin beim Orthopäden. Hoffentlich mal Klarheit.

12.9.2011
Kontrolle beim Orthopäden: Ich muß noch mehr Muskelaufbautraining machen (jeden Tag 1-2 Stunden im Studio reichen wohl noch nicht) zusätzlich wieder 4 Einheiten Lasertherapie gegen die Schmerzen. Laufen darf ich jetzt ganz offiziel. Kaputt machen kann ich nichts mehr, auch wenn es schmerzt und knackt! Na dann, Berlin ist also klar ;-) !



Mit dem Laser gegen die Schmerzen

18.9.2011
Ich glaube der Durchbruch ist geschafft. Alternativ Training im Studio weiter verschärft. Am Mittwoch erster halbwegs guter Lauf über 12,5km. Freitag dann 21km relativ Schmerzfrei. Sonntag 21,5km so gut wie ohne Schmerzen.

Oktober 2011
Knie knackt wieder beim treppensteigen, das wird noch ein langer Prozess werden. Aber die Schmerzen welche ich vor der OP hatte sind verschwunden!

Samstag, 11. Juni 2011

6.ING Europe Luxembourg Marathon



3.Start in Luxembourg. Diesmal unter erschwerten Bedingungen.

Das hatte ich mir auch alles anders vorgestellt. Mein Lieblingsmarathon steht auf dem Programm und ich bin total im Eimer! Seit dem Mannheim Marathon vor 3 Wochen habe ich eine hartnäckige Erkältung die einfach nicht verschwinden will. Erst Mitte letzter Woche ganz vorsichtig das Training wieder aufgenommen. Aber alles mehr schlecht als recht. Es sollte nicht einfach werden in Luxemburg. Zusätzlich noch die dauernden Knieschmerzen ausgelöst durch einen Knorpelschaden. Aber Luxemburg lasse ich mir nicht nehmen. Zumal es vielleicht für längere Zeit der vorerst letzte Marathon sein könnte. Nächste Woche ist Termin beim Arthroskopie-Speziallisten. Es geht ja so nicht mehr weiter.



Mit Fenchel und Tee gegen den Schleim auf den Bronchien. Zusätzlich noch Prospan flüssige Lösung gegen Schleim und Hustenreiz. Übrigens sehr zu empfehlen, da in kleine Tütchen abgepackt. Kann man prima zum Marathon mitnehmen!

Wie üblich für Luxemburg die kostengünstige "all in one day" Aktion ausgewählt. Das bedeutet: Samstags 13:45Uhr 255km hinfahren, 17:00 Unterlagen klarmachen und Umziehen, 19:00Uhr Marathon laufen, 22:30 Uhr duschen, 01:00Uhr (solange ist der Parkplatz gesperrt) 255km heimfahren.



Wie immer, bereits alle Parkplätze überfüllt.....



....aber nicht für'n Smart



alles wie gehabt. ING-Löwe thront auf dem Berg



nur das Wetter nicht so wie sonst. Es geht ein heftiger Wind und es droht zu regnen

Erst mal die Unterlagen klar machen und ein wenig auf der Masse rumlaufen.



Wie immer großes Medieninteresse



die letzten Meter zum Zieleinlauf



und der Zielbogen. Ich bleibe dabei in der Coque war es irgendwie schöner als auf dem Lux-Expo Gelände!



Startnummer suchen



Unterlangen abholen



sicher ist sicher. Chiptest

Auf der Fahrt hatte ich schon ein paar Nudelreste und eine Banane gegessen. Aber heute probiere ich was ganz neues aus.



2 Stunden vorm Wettkampf genommen, soll dieses Zeug den Ermüdungsfaktor abwehren, und bis zu 15% mehr Ausdauerkapazität liefern. Billig war es jedenfalls nicht. Ich denke genau das richtige für einen Marathon am Abend.

Ich bin hin und her gerissen. Ein langarm unterzieh Shirt, oder doch kurz? Jedenfalls ist es sehr windig und auch Regentropfen fallen ab und zu vom Himmel. Wenn ich jetzt überlege, dass ich um 22Uhr locker noch unterwegs bin, dann sollte doch so ein dünnes Langarm Unterzieh Shirt nur von Vorteil sein. Gerade wegen der Erkältung. Ok, ich zieh es mal an. Läuferbeutel geschnürt und wieder zurück in die Lux-Expo. Dichtes Gedrängel schon überall. Irgendwie wird mir das doch zu warm und ich entschließe mich gegen das Langarm unterzieh Shirt. Beutel abgeben und raus zur Startaufstellung.



so langsam wird es voll, es dauert ewig, bis ich endlich bei der Abgabe der Läuferbeutel bin



Ein wenig überfordert waren die Helfer schon, da man ja immer erst kurz vor knapp der Beutel abgibt.



auf geht's raus in den Block und zwar ohne Langarmshirt.

19:00 Uhr Start

Als hätte ich es gewusst. Es regnet! Noch 10 Minuten bis zum Start. Schuhschnürrung checken, bisschen Wade und A-Sehne dehnen. Dann ist es soweit. Aus den Lautsprechern dröhnt "I like to move it" der Startschuss fällt.

Bisschen Gedrängel um die erste Kurve, vorbei am kleinen Parkplatz der Lux-Expo, durch den Kreisel und endlich mehr Platz zum laufen. Die ersten KM sind eher langweilig. Vorbei am RTL Sendezentrum, über das Kirchberg Plateau, Kirchberg Campus Gelände und vorbei an der Coque. Zum Glück hat sich der Regen schnell verzogen, zahlreich stehen hier schon die Zuschauer an der Strecke und heizen ein. Da ist es kein Wunder, dass man trotz guter Vorsätze schon mal ne Schippe drauflegt. So passiere ich die 5km Marke nach 21:51min. Also ein Schnitt von 4:22min/km. Weiter die in Bau befindliche Avenue John F. Kennedy hinunter auf die "rote Brücke". Ich höre schon die Menge toben am Roundpoint Robert Schuhmann. Jetzt wird es richtig geil! Es gibt wieder die Läufergassen. Nicht mehr so viele Absperrungen wie im letzten Jahr. Ja super! Teilweise wie bei den Bergetappen der "Tour de France"! Ich weis genau warum ich hier immer wieder laufe! Wegen diesem Publikum. Es ist einfach nur geil! Weiter durch den Stadtteil Limpertsberg. 10KM Messmatte, Uhr zeigt 43:19min. Ich bin sogar noch schneller geworden. Mein Schnitt ist inzwischen bei 4:20min/km. Aber ich laufe hier ja nicht zum ersten Mal und weis genau, dass man im 2.Abschnitt alles wieder nach oben laufen muß. Luxemburg ist nicht nur einer der schönsten Marathons, sondern auch ein Paradies für Laufbetrüger! Es gibt haufenweise die Möglichkeit Ecken und Kanten über die Bürgersteige trotz Markierungen abzukürzen. Ja sogar komplette kleinere Plätze kann man so einsparen. Als sich gerade mal wieder eine Möglichkeit ergibt geschätzte 20 Meter abzukürzen platz mir der Kragen. Der erste kürzt ab und die ganze Meute hinterher. Und das vor den Augen der Streckenposten. Ich bin nicht mehr zu halten bei solch einer dreisten Unsportlichkeit. "Ihr gehört doch alle disqualifiziert, Ihr Betrüger, da lauft Ihr nur den halben und seit noch nicht mal in der Lage 21km ehrlich zu finishen". Niemand sagt was, ein paar lachen nur. Ich werde diesen Lauf ehrlich beenden, diesen Selbstbetrug habe ich wirklich nicht nötig. Manchmal wird das sogar von den Zuschauern honoriert, und es gibt extra Applaus für die Fairness. Hatte ich nach ein paar Kilometern noch Probleme mit der linken Wade und den dazugehörigen Achillessehnenansatz, läuft es jetzt richtig rund. Keine Knieprobleme, alles gut. Außer der Kraft, die läßt jetzt merklich nach. Es fällt mir nicht mehr so leicht so locker zu laufen. Runter zum "Champ du glacis". Hier brennt echt die Luft. Mir kommt es so vor, als sei ganz Luxemburg an der Strecke. "Allez Fronk" höre ich es immer wieder. Die sind so geil hier in Luxemburg. Das ist niemals mit einem deutschen Städtemarathon vergleichbar! Weiter führt die Strecke durch den Stadtpark, ein ständiges auf und ab zehrt an den Kräften. Nun kommt der nächste Knaller. Die "Centre-Ville". Durch die engen Fußgängerzonen, vorbei an den begeisterten Zuschauern an den Absperrgittern. Jetzt die Qual der Wahl bei KM15, Halbmarathon oder Marathon. Na also, was für ne Frage. Rechts rum - Marathonstrecke, durch die Passage. Hier war doch immer der Schokoladenhändler mit den leckeren Sachem im Schaufenster. Aber diesmal gibt es hier nur Wurst zu sehen. Hier ist jetzt ne Metzgerei! Na damit kann ich nix anfangen. Noch ein bisschen durch die Innenstadt. Ich geniese nochmal die tolle Atmosphäre, denn jetzt kommt bald der etwas langweiligere Teil der Strecke. Noch einmal in den Stadtpark und dann raus in den Stadtteil Belair. Das ist jetzt nun wirklich ne blöde Streckenführung zwischen Neubaugebiet und halb fertigen Häusern. Es wird Zeit für das erste Gel. Über die Avenue Gaston Diderich geht es wieder zurück zum Stadtmitte. durch den Parc Ed Klein auf die Avenue Marie Therese. Es kommt der Halbmarathondurchlauf. 1:31:44 macht ne Pace von 4:21min/km. Wie in aller Welt kann ich dieses Tempo laufen? Ich hab doch am Mittwoch kaum noch die lockere 60min Jogging Runde hinbekommen. Aber jetzt geht es ja erst richtig los. Stadtteil Merl und Hollerich im Westen müssen erst mal gepackt werden. Immer wieder Zuschauer an der Straße mit kleinen privaten Partys. Teilweise wird hier Sekt und Wein zum Marathon schauen getrunken. Aber die Luxemburger lassen sich nicht lumpen. Immer wieder Anfeuerungsrufe. Meine Pace geht jetzt doch stark auf die 4:30min/km zu. Ich muß mich dagegen stemmen, versuche immer wieder an Läufern dranzubleiben. Aber ich muß feststellen, dass die Mitstreiter genauso abbauen wie ich. Am Ende überhole ich die meisten sogar noch. Wende bei KM23, über den Parc du Merl zurück zur Avenue Marie Therese. Vor mir liegt die Brücke "Pont d'Adolphe" da müssen wir rüber und dann kommt der Hammer "Tal de Petrusse". Also nochmal ganz locker entspannen. KM28 kommt. 4:40min habe ich für den letzten KM gebraucht. Noch 14 KM bis zum Ziel. Die Brücke ist geschafft. Ein paar Schleifen noch im Stadtteil Gare und dann geht's steil nach unten ins Tal de Petrusse. Diesmal versuche ich irgendwie so schonend wie möglich da runter zu kommen. Unten angekommen ist es sehr schwer wieder in Tritt zu kommen. Ich passiere die KM30 Marke bei 2:11:30. Das ist ein Schnitt von 4:23min/km. Auf weiter irgendwie muß ich das jetzt zu Ende laufen. Ich überhole Dietmar Mücke besser bekannt als "Pumuckl" der diesen Lauf selbstverständlich barfuß läuft. Das alles für die Aktion "Menschen für Menschen". Eine prima Sache! Wie macht der das bloß? Ich habe mir bereits mit Schuhen meine ganzen Knochen ruiniert. Unglaublich! Die Strecke steigt wieder an, jetzt wird es ganz brutal. Raus aus dem Tal de Petrusse. Wieder im Stadtteil Gare. Ich bin mittlerweile mit ner Pace von 4:50min/km unterwegs. Es geht fast nur noch stetig bergauf. Das macht mich total kaputt. Wende am historischen Bahnhof, nur noch ferngesteuert ist mein Lauf. KM34 kommt. Das muß doch irgendwie zu packen sein. Über die Brücke "Viaduc" rüber zur "Centre Ville". Wo bleibt nur der nächste KM Marker. Ich kipp hier gleich um. Was für ein gnadenloser Einbruch. Die nicht ausgestandene Erkältung rächt sich gnadenlos. KM35 passiert. Wenigstens mal wieder ne 4:47min/km. Volksfest auf dem "Place de la Constitution". Hier jetzt noch mal eine Runde drehen, dann in die Innenstadt. Die Stimmung wird mich hoffentlich aufheitern. Vorbei an der Kathedrale Notre Dame de Luxembourg, aber das nehme ich alles irgendwie nicht mehr wahr. Innenstadt, die Leute jubeln machen die Welle, rufen meinen Namen. Das treibt mich nach mal an. Ich muß jetzt irgendwie dran bleiben. Bloß nicht gehen, das wäre fatal. Los jetzt, reiß dich zusammen, rede ich mir immer wieder ein. Aber es sind ja noch über 6km zu laufen. Irgendwie schaffe ich es dank dem grandiosen Luxemburger Publikum denn Schnitt bis KM37 unter 5min/km zu halten. Aber jetzt befinde ich mich auf dem Anstieg zum Kirchberg. Jetzt geht es fast nur noch rauf. Diese lange Straße nimmt kein Ende. Es wird duster. Ich versuche alles zu mobilisieren. In meiner Verzweiflung greife ich sogar zu Cola am Getränkestand. Was für ein Fehler! Das Zeug liegt ja so schwer im Magen. Ich hätte es doch wissen müssen. Noch ein Problem mehr. KM39 kommt. Jetzt habe ich die 5min Grenze überschritten. Je 5:02min/km für die letzten beiden KM. Das war irgendwo klar. Nur noch durchkommen, die Zeit ist doch gar nicht so schlecht! Jetzt kommt nochmal die Ultimative Herausforderung kurz vor Schluss. Abzweig in die Rue Richard de Coudenhove Kalergi. Diese Straße hat jetzt ne gefühlte Steigung von 20%. Nur noch da rauf, der Rest geht dann von alleine! KM40 Schild ist nicht zu sehen, aber da müßte es doch stehen. Nun gut, die Uhr sagt Pace 5:15min im Augenblick. Es müßten noch 2km sein so wie ich das einschätze. Nur noch dieser Boulvard Pierre Frieden, dann bin ich an der Expo. 2km die sollten doch vorbei gehen. Jetzt kommen hier auch noch Autos gefahren und wir müssen die Spur wechseln. Was soll das denn jetzt? Jeder Meter ist doch jetzt zuviel! Ja endlich KM41 ist zu sehen. So jetzt mal schauen, 3:05:55. Sagen wir mal noch 6min für die letzten 1,2km. Weiter durchhalten, Über den Kreisel, das Expo Gelände liegt vor mir. Was für ein geiler Anblick. Vorbei am Parkplatz, noch diese Schleife, der Eingang des Messe Geländes kommt immer näher. Rein gehts, die Ehrenrunde noch unter Lightshow und lauter Musik. Ich hab es geschafft. Ich freue mich wirklich, aber irgendwie bin ich zu platt um jetzt großartig zu jubeln. Einfach nur noch finishen und ab zu den Fressständen! 3:11:53 meine Zeit. Das hätte ich vorher nie und nimmer gedacht. Unter diesen Umständen.
Im Zielbereich fange ich trotz Kälteschutz Tüte sofort an zu zittern. Also nicht lange rumlatschen. Läuferbeutel, duschen und dann futtern. Schnell noch ein paar Getränke genommen um den Wasserpegel wieder aufzufüllen, dann gleich in den Duschtruck.



ziemlich am Ende, aber dennoch Luxemburg ordentlich gefinished in 3:11:53



Bier wurde gesponsert von Karlsberg, aber irgendwie nicht so gut wie das übliche Erdinger.



Zum futtern wie immer alles da was Läufer/innen nach dem Marathon braucht



Der absolute Clou: Friseur Service für die Frauen mit föhnen, styling und allem was dazu gehört. Hätte mich fast angestellt, aber Schlage war zu lang!

Es war wieder geil in Luxemburg. Auch diesmal unter schwierigen Bedingungen.
Luxemburg ist und bleibt mein Favorit!

Bilder von Luxemburg selbst gibt es genug in meinen Berichten von 2010 und 2009