Sonntag, 17. April 2011

28.Vienna City Marathon



Die letzten beiden Wochen vor dem Marathon

Denkbar schlecht verlief die Vorbereitung. Ständige Knieprobleme und Gelenkschmerzen zwingen mich dazu, das Trainingsprogramm zu ändern bzw. sogar auszulassen. 2 Wochen vorm Wien Marathon dann die fixe Idee, einfach den Freiburg Marathon als langen Lauf zu nutzen. Am Ende dann doch das Tempo angezogen. Egal, schön war‘s. Also was soll‘s. Die Woche nach Freiburg bekam ich immer mehr Gelenkschmerzen. In Ruhestellung sogar schlimmer als beim Laufen. Trotzdem das Training weiterhin durchgezogen. Sogar eine Woche vor Wien den langen Lauf mit komplett getapter Achilles Sehne versucht zu laufen. Aber ab KM 11 bekam ich solche Schmerzen in der Sehne, so dass ich den langen Lauf gerade noch so nach Hause joggen konnte. 1 Woche bis Wien. Der Highlight schlechthin. Das ist doch mein Lauf! Was soll ich jetzt machen? Komplettes Trainingsverbot! Bei jeder Treppenstufe meldet sich die Sehne. Das wird nichts werden und dann diese ständigen Gelenkschmerzen. Dazu kommt noch ein kribbeln in den Füßen bis hoch zu den Knien. Was ist da nur? Wahrscheinlich liegt der Ursprung dieser ganzen Geschichte nicht unbedingt mal beim laufen. Da ich mich seit inzwischen 17 Jahren mit einer chronischen Darmkrankheit rumärgern muß, vermute ich hier eher die Ursache für die ständigen Gelenkschmerzen. Schnell noch mal einen Termin am Freitag morgen bei der Ärztin bekommen. Mittwochs noch mal in eine Physio-Sitzung investiert. Immer schön Gelenke gekühlt und Dehnübungen für die Sehne gemacht. Ich will Wien unbedingt laufen. Wenigsten einfach nur durchlaufen. Das wird doch irgendwie gehen.
Freitags nun das Gespräch bei der super verständnisvollen Ärztin. Kortisonprogram verschrieben bekommen und mit dem Satz: „viel Spaß und Erfolg in Wien“ aus der Praxis verabschiedet worden! Bleibt also zu hoffen, dass damit bis zum Sonntag die Gelenkschmerzen und das Sehnenproblem so halbwegs erträglich wird für den Marathon.

Samstag 16.April

5 Uhr in der Früh fährt der Zug los. Erst einmal nach Frankfurt zum Umsteigen. Von dort in den ICE der direkt nach Wien fährt. Schon in Frankfurt kann ich einige Läufer/innen erkennen. Man kommt ins Gespräch. Tatsächlich gibt es doch ein Haufen Leute die den halben laufen und hierfür bis nach Wien reisen. Die Fahrt ist doch anstrengend für mich. Das lange sitzen merke ich den Gelenken und natürlich im Problem-Knie. Daher bin ich echt froh als um 13:26Uhr der Wiener Westbahnhof in Sicht ist. So jetzt das 48-Stunden Ticket für billige 10 Euro ziehen. Wahnsinn! Ich staune immer wieder über diese Preise.



2011. Ich bin wieder in Wien! Und alles noch immer so sauber wie im letzten Jahr



Wer hier noch mit dem Auto fährt muss bekloppt sein. 48 Stunden Wien für 10 Euro!

Weiter zur Messe. Die Startunterlagen klarmachen.



Eine Station zu früh ausgestiegen. Ich muß alles laufen mit der schweren Tasche.

Taschendepot gibt es ebenfalls nicht auf der Messe. Also weiter geht es mit dem ganzen Gepäck durch die Messe. Die Weltrekordschuhe von Haile gibt es beim Adidas Stand zu sehen. Ja Haile Gebrselassie ist da, um den Halbmarathon zu laufen, und ganz Wien flippt aus! Überall kann man die Schilder zum hochhalten bekommen „Thank you Haile“ in Flaggenfarben von Äthiopien gehalten. Der Clou: Wenn Haile vorbei geflitzt ist, dreht man das Schild flux rum, und schon steht da Go “Hans“ oder „Fritz“ oder was man auch immer drauf schreibt.



Ob das wirklich die original Weltrekordschuhe von Haile sind? Sehen so sauber aus.



Irgendwas scheint dran zu sein, noch mehr Rekordschuhe von Adidas. Vielleicht würde mir ein Markenwechsel von Mizuno zu Adidas ein paar Sekunden bringen.



Wie immer lange Schlangen bei den Halbmarathonies und Staffeln, bei meinem Schalter geht es ruck-zuck



Ach du Scheiße! Ich hab den roten Punkt, somit muß ich aus dem Sub3 Block starten

Wie immer gibt es noch den reichlich gefüllten „Goodie-Bag“ am Ausgang. Diesmal von der BILLA Supermarkt Kette. Alles in allem finde ich 55Euro für diese Mega-Veranstaltung ein angemessener Preis.
Voll bepackt weiter in die Jugendherberge im 20.Bezirk Brigittenau. 44 Euro für 2 Nächte mit Frühstück ist echt ok. Aber diesmal bin ich doch leicht geschockt. Die Jugendherberge hat massiv ausgebaut. Das Haupthaus ist jetzt moderner, aber ich muß über die 4 spurige Hauptstraße in ein anderes Gebäude. Wie? Und Frühstück? Und W-LAN? Alles nur im Hauptgebäude zu bekommen! Wegen jedem Furz also über die Straße. Leicht verärgert schleppe ich meine Sachen rüber ins andere Gebäude. Nächster Schock: Ich komme ins Zimmer und es sieht aus als hätte eine Bombe eingeschlagen. 6 Betten, alles etwas runtergekommen, überall fliegen Klamotten und Plastik Flaschen rum. Auf einem Bett sitzt jemand. „Hello I’m Theodor. I was born in Vietnam, and I come from Australia!“ Ich quatsche kurz mit Theodor. Er ist nicht zum Marathon hier, aber die anderen 3 aus dem Zimmer. Also gut. Jetzt erst mal Notebook schnappen, rüber ins andere Gebäude und die Bundesligaergebnisse checken. Außerdem schauen im Runnersworld Forum, ob die verabredete Zeit vom Foritreff Abendessen im La Norma mit 17:30Uhr noch aktuell ist.



Kein Witz, Unterkunft im anderen Gebäude auf der gegenüberliegenden Straßenseite



Das Zimmer, naja ich muß ja hier nur schlafen

Mit der nächstem Tram in die Altstadt. Auf Anhieb das La Norma wieder gefunden. Und Nobert aus Belgien samt Familie ist auch schon da. Kurz darauf erscheint auch schon Wolfgang und Gudrun. Die beiden haben das mal wieder super organisiert. Schon hier jetzt meinen herzlichsten Dank an euch beide. Sollte ich im nächten Jahr wieder in Wien starten, dann liegt das bestimmt nicht nur an Wien, sondern auch daran dass man hier so nette Lauffreunde hat! Vielen lieben Dank!
Wie im letzten Jahr wieder die Spaghetti aglio olio und einen scharfen Salat bestellt. Sehr schöner Abend. Am Ende läd uns Norbert sogar noch zu einem Getränk ein, da er vor ein paar Tagen 50. geworden ist. Gegen 9:30 Uhr bin ich wieder zurück in der Jugendherberge. Jetzt treffe ich auch auf die anderen Läufer. Sie haben sogar aufgeräumt! Wir reden noch ein bisschen über den morgigen Lauf, dann wird endlich geschlafen.




Ich komme raus aus der U-Bahn Station und was kann ich zu erst sehen? Na klar! Der Dom steht noch!



Gehört zum Wien Marathon einfach dazu. Der Abendessen Foritreff im La Norma




Norbert aus Belgien. Vor ein paar Tagen 50 Jahre geworden. Ganz klar zu sehen - Laufen hält jung!

Sonntag 17.April

Das Aufstehen um 5:30Uhr klappt super. Gleich mal die Kortison Ration geschluckt, fertig gemacht und rüber ins Haupthaus zum Frühstück um 6:00Uhr. Also lecker schaut das ja schon aus. Ich lade mächtig den Teller auf. 2 Brötchen, Müsli mit zusätzlichen Leinsamen und Kleien, Joghurt und das wichtigste natürlich der Kaffee.
Das klappt prima mit dem Frühstück ich habe genug Zeit muß nicht hetzen. Jetzt noch letzte Sachen zusammenpacken, Toilettengang und ab zur U-Bahn Station Handelskai. Ich laufe die 10 Minuten zur Station, durch die noch schlafende Stadt. Was für eine Ruhe. Ich denke nach, über den Lauf, wie soll ich angehen, was ist mit der Sehne, dem Knie, den Gelenken. Soll ich voll durchziehen, langsam - auf ankommen. Es wird sich auf den ersten 10km zeigen, wo es langgeht. Aber ne Sub 3:10 will ich eigentlich doch am Ende auf der Uhr stehen haben. Den Sub3 Fabelrekord vom letzten Jahr da denke ich am besten erst gar nicht dran. Kein vernünftiges Training. Vor 14 Tagen in Freiburg abgeschossen, letzte Woche gar nichts mehr gemacht.



So bescheuert kann man sein. Ich haue rein als wäre ich hier im Urlaub

Mit S-Bahn und U-Bahn geht es über die Donau in die Uno-City zum Startplatz. Ich kenn‘ das ja alles schon vom letzten Jahr. Muß nicht fragen, kenne genau den Ablauf mit Kleiderbeuteln, Starterblöcken usw. Also erst mal ganz nach hinten zur Abgabe der Läuferbeutel. Vielleicht doch noch mal anstehen für die Toilette. Besser wär's schon. Aber was für eine Schlange hat sich hier gebildet. Es hilft nichts, ich muß da noch mal drauf. Anstellen, die Zeit läuft. Noch 20min bis zum Start. Läuferbeutel muß noch weg, und dann ganz nach vorne in den Sub3 Block. Ja genau Sub3 Block wegen der Zeit vom letzten Jahr. Endlich bin ich dran. Eine nette Österreicherin aus der Kloschlange hatte mir vorher zum Glück ein Taschentuch gegeben, denn das Papier was natürlich alle! Schnell raus, Beutel auf den LKW, nach vorne gejoggt, bis es nicht mehr weitergeht vor lauter Menschenmassen. Aber das ist doch noch lange nicht mein Block. Also von hier hinten kann ich unmöglich starten. Das habe ich ja in Freiburg gelernt. Weiter nach vorne kämpfen, es wird knapp mit der Zeit. Aber ich schaffe es bis fast noch bis in den Sub3 Block. Die Elite Läufer sausen los. Mit einem Rückstand von 2 Minuten, wird auch Haile Gebrselassie auf die Strecke gelassen. Jetzt sind wir dran.



Trotz mehr als 32000 Starter/innen kein Problem mit der U-Bahn den Startplatz zu erreichen



Noch alles ruhig auf dem Startgelände in der Uno City



Für die Frauen gibt es ein extra Klo mit Zelt



Die Männer dagegen bekommen nur eine Trennwand



So langsam füllt sich das Starterfeld, bis ganz da vorne muß ich



8:30 Uhr. Riesenschlange vor den Dixie Klo's. Die Zeit rennt und ich muß noch mal drauf



Kleiderbeutel weg und irgendwie nach vorne in den Sub3 Block kämpfen

9:00 Uhr Start

Ich komme verhältnismäßig gut weg, ein paar Überholmanöver müssen doch sein. Immer wieder trifft man auf Läufer, bei denen man sich fragt wie die bloß in diesen Starterblock reingekommen sind. Ein fantastischen Bild hat man vor Augen, die Läufermassen auf der Reichsbrücke und linker Hand am Ufer die Franz-von-Assisi-Kirche auf dem Mexicoplatz. KM1 drücke ich bei 4:27min/km ab. Das ist erst einmal gut für dieses Gedrängel. Sehne und Knie ok. Schnürung der Schuhe etwas zu locker, aber jetzt ist es sowieso zu spät für irgendwelche Änderungen. Das sind jetzt meine Bedingungen für die nächsten 42km. Abschüssig jetzt die Reichsbrücke. Die Lassallestraße runter in den 2.Bezirk Leopoldstadt. Tolle Stimmung. KM2 abgedrückt mit 4:00min/km. Nun aufpassen, die 2 Startspuren werden am Praterstern zusammen geführt. Es könnte eng werden. Auch das wäre geschafft weiter auf der Hauptallee durch den schattigen Prater.



Start weg über die Reichsbrücke



Blick nach links bei KM3 der Praterstern

KM3 in 4:13min/km. Ich bin mehr als zufrieden. Es läuft trotz aller Probleme im Vorfeld. KM4 in 4:09min/km. Jetzt sollte ich mir langsam mal im klaren sein, was ich heute laufen will. Das geht ja wie beim Bestzeitenlauf vor einem Jahr an gleicher Stelle. Getränkeaufnahme kommt jetzt. Das wird heute wichtig werden. Immer schön trinken, mir ist jetzt schon sehr warm. Wasseraufnahme problemlos, abzweig rechts in die Stadionallee. 5KM Messmatte kommt. Gleich mal ne Marke setzten für den kostenlosen SMS Zwischenzeitendienst. 20:54min für 5km das ist der Hammer, das hätte ich noch am Start nicht für möglich gehalten. Es ist einfach diese tolle Stadt, die Atmosphäre, und ganz klar der heilige Asphalt, über den vor ein paar Minuten Haile Gebrselassie gelaufen ist. Noch ein kleines Stück im Prater und schon sind wir am Ufer des Donaukanals. Rechts ab in die Schüttelstraße. Hier scheint jetzt die Sonne auf den Kopf. Mit 4:18, 4:15, 4:14 und 4:13 geht es weiter bis KM9 den Donaukanal entlang. Noch machen mir die Anstiege an den Brückenköpfen nichts aus. Aber lange werde ich dieses Tempo nicht mehr halten können. Endlich rüber über die Schwedenbrücke auf die andere Donaukanal Seite. Eine Bombenstimmung am Franz-Josefs Kai. Abzweig in den Stubenring. Da steht Gudrun und ruft mir zu. Wahnsinn! 400000 Zuschauer an der Strecke und ich erkenne jemanden! Nun hört man 1km lang die klassische Musik Beschallung aus den Lautsprechern. Wie sich das gehört. Wir sind ja auch in Wien. 10km Messmatte bei 42:14 überlaufen. Das wären sogar noch 16 Sekunden im Plan für ne Sub3. Ein bisschen zieht es jetzt in der Achilles Sehne. Das darf doch nicht wahr sein. Geht das jetzt trotz einer Woche Schonung wieder los. Nicht drüber nachdenken, weiterlaufen. Vorbei am Stimmungsnest im Kärntner Ring. Das ist wirklich super heute. Das schöne Wetter hat haufenweise Zuschauer an die Strecke gelockt. Es folgt der Abzweig Richtung Schloss Schönbrunn. Die gehasste linke Wienzeile. Leicht ansteigend. KM12 drücke ich noch mit einer 4:09 ab. Aber dann KM13 doch in 4:19. Nochmal zulegen, oder lieber in diesem Tempo weiter? Ich bin jetzt schon halb platt. Ich will wenigstens unter 1:30 die Halbmarathonmarke passieren. Das setze ich mir jetzt erst mal zum Ziel. Mit 4:16,4:17,4:21 zum KM16 am Schloss Schönbrunn. Der leichte Anstieg geht bis etwa KM18 dann müßte wieder mehr drin sein. Jetzt heißt es erst mal nicht abreißen lassen. Irgendwie hat sich die Achillessehe zum Glück beruhigt. Das geht jetzt wieder ohne Probleme. Na immerhin! Die Mariahilfer Straße hinauf. KM17 wieder ne 4:22. Das wird echt zäh heute. Je näher man in Richtung Heldenplatz kommt, desto besser wieder die Stimmung. Das baut auf. Bis KM20 kann ich die Zeiten unter 4:20min/km halten. Das wäre geschafft, nun geht es leicht abwärts. Erstes Gel hab ich auch schon eingeworfen. Jetzt einordnen für die nächste Runde. Die Halbmarathonies haben es geschafft, biegen ab zum Heldenplatz.



Kann sich bereits ausruhen und feiern lassen. Haile Gebrselassie läuft den Halbmarathon in 60:18 Minuten. Wahnsinn!

KM21 dank Gefälle in 4:05min/km. Halbmarathonmessmatte mit 1:29:23 überquert. Also das ist echt top. Was geht da heute noch? Für Sub3 wäre selbst bei optimalem Training der Vorsprung von 37 Sekunden zu knapp. Auf der linken Seite kann man jetzt das Wiener Rathaus bewundern.



Für die Halbmarathonies leider nicht mehr zu bewundern. Das Wiener Rathaus kurz vor KM22 Bildquelle: Gryffindor

KM22 und KM23 im leichten Gefälle in je 4:11 gelaufen. Plötzlich flimmern vor den Augen. Was ist das denn? Sowas hatte ich noch nie gehabt. Ist das der Kreislauf? Was jetzt? Erst gestern Abend beim Foritreff war genau sowas ein Gesprächsthema. Es wird nicht besser. Und was mache ich dagegen? Ich senke die Pace von 4:11 auf 4:18min/km. Das zeigt mir zumindestens mal meine Uhr. Mal sehen wie sich das entwickelt. Auf jeden Fall beim nächsten Wasserstand ordentlich nachtanken. Weiter durch den 9.Bezirk Alsergrund. Über die Brücke wieder auf die andere Seite des Donaukanals. Ich suche die Schattenseite. Warum macht mir das heute so viel aus mit dem Wetter. Das sind doch nicht mal 20° Grad. Aber das flimmern vor den Augen wird zum Glück etwas besser. KM25 die Uhr steht bei 1:45:46. Da hab ich ja sogar noch zulegen können. Das wären ja mehr als 1:20min Vorsprung auf die Sub3. Aber KM26 holt mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen 4:37 für KM26! Ich schätze mal, die 25'er Messmatte lag wohl etwas falsch. Zu allem Unglück gibt es jetzt auch noch Seitenstechen. Das ideale Gel gib es wohl nicht. Ruhig atmen, dann wird das wieder. Das zieht sich hier jetzt am Donaukanal. Ich kann nichts mehr zulegen. Die Straße ist jetzt wieder zweigeteilt für den Rückweg. Ich sehe die KM38 Marke auf der anderen Seite. Bis dahin ist noch so weit. Da kommen mir auch schon die Führenden entgegen. Ich kenne die Läufer nicht, aber eines ist mal klar. Sie sind alle aus Kenia! KM27 hab ich wohl übersehen, wir sind schon bei KM28. Die letzten beiden KM somit in 4:21 genommen. Endlich wieder Schatten, abzweig in den Prater. Ich laufe nur noch auf Reserve, der Trainingsrückstand macht sich gnadenlos bemerkbar. Nochmal Gel mit Koffein. Vielleicht hilft's ja was. KM30 Messmatte bei 2:07:53 überquert. Die letzten beiden KM im je 4:24min. Damit wäre der Sub3 Vorsprung auf 6 Sekunden dahin geschmolzen. Natürlich nur bei einer 4:15er Pace versteht sich! Damit dürften auch die allerletzten, minimalen Gedanken an eine Sub3 gestorben sein. Eine Zeit unter 3:05 sollte aber doch irgendwie machbar sein. Der Wendepunkt am Ernst Happel Stadion kommt. Gute Stimmung, denn hier ist eine Wechselzone für die Staffel. KM31 wird ne 4:27. Ok, weiter so noch 11km. Nun die Hauptallee runter zum Lusthaus. Genau bei diesem 4km langem Abschnitt hatte ich 2010 beim Bestzeitenlauf die Schlacht geschlagen. Alles mobilisiert was ging, gekämpft gegen den drohenden Einbruch. Und am Ende alles gewonnen. Das wird heute wieder der Knackpunkt werden. Und was hat mir damals ungemein geholfen? Der Soundtrack von "Pirates of the caribbean" zu hören über die Beschallungsanlage komplett bis zum Lusthaus runter. Und ja, da ist es wieder! Ich höre die ersten Paukenschläge von diesem genialen Meisterwerk. Ein neuer Kraft Schub geht durch mich, sofort sind die Erinnerungen an 2010 wieder da. Zum Glück habe ich die Sonnenbrille auf, denn mir stehen die Tränen in den Augen. KM32 in 4:25 und KM33 sogar in 4:20min/km. Also mit ner Zeit über 3:05 laufe ich heute ganz bestimmt nicht durchs Heldentor. Wendekreis am Lusthaus, wieder hoch die Hauptallee.



Wendepunkt der Hauptallee am Lusthaus

KM34 in 4:28. Irgendwie versuchen unter der 4:30 zu bleiben. So lange wie irgendwie möglich, dann gibt das heute ne top Zeit. Plötzlich ruft jemand von der Gegenseite "Go Moengel Go". Wer war das? Keine Ahnung aber es hilft. Danke! Dieser Abschnitt ist fast geschafft. KM35 in 4:31 ist immer noch gut. Wieder Abzweig in die Stadionallee runter zum Donaukanal. Da kommt auch Nobbie auf der gegenüberliegen Seite angelaufen. "hau rein Norbert". KM36 wieder 4:31, sehr gut! Noch 6km weit ist es nicht mehr. Los jetzt! Plötzlich die Waden, bretthart! so ein Mist! Das tut weh! Ich hab doch genug getrunken, warum das denn jetzt. Was soll ich jetzt machen? Kurz stehenbleiben und dehnen? Das steht alles kurz vorm Krampf. Vorsichtig weiter laufen. Jeder Schritt ne Qual. Ich werd es irgendwie durchziehen müssen. Bloß nicht stehenbleiben. Wieder die Schüttlerstarße am Donaukanal. Heute geht hier wenigstens kein Wind. Durchhalten und Zähne zusammen beißen, auch wenn es jetzt echt schmerzt. KM37 in 4:28min/km. Trotz der Probleme, ich werd verrückt. Trotzdem lasse ich ein bisschen Tempo nach. Die Waden sind echt ne Qual jetzt und ich sollte keinen Krampf riskieren. Und jetzt noch diese Brückenköpfe hoch und runter. Ganz cool bleiben, und nichts vermasseln. Nochmal an der Seite ein Stimmungsnest. "Vienna calling" dröhnt aus den Lautsprechern. Super Wien, kann ich da nur sagen! Heute gebt ihr alles! KM38 jetzt in 4:44min. Aber die Waden werden nicht schlimmer. Wenn ich so durchkomme ist das ok. Noch 4km ist doch ein Klacks! Aber heute irgendwie ne Ewigkeit. Da muß doch jetzt mal die Franzensbrücke rüber zur Inneren Stadt kommen. Endlich, es geht rüber. Vorbei am Radetzkyplatz, KM39 wohl irgendwie übersehen, weiter Radetzkystraße. Weiter durchziehen. Es ist nicht mehr weit. Abzweig in die vordere Zollamtstarße. Das nimmt ja überhaupt kein Ende. Da! KM40 jetzt mal sehen, die letzten beiden KM in je 4:36! Das ist super! Ich kann es kaum glauben, denn irgendwie kommt mir das schon fast vor wie normaler Dauerlauf. Mit 2:53:02 habe ich die 40'er Messmatte überquert. Also fast 12 Minuten für 2,2km. Das nimmt mir keiner mehr! Über die Weiskirchnerstraße in den Parkring. Jetzt Schubertring. Wie genial! Nochmal Wiener Walzer aus den Lautsprechern! Man kann schon den Lärm vom Heldenplatz hören. Die letzten beiden km vom Wien Marathon sind nochmal etwas ansteigend, aber das wird mich jetzt auch nicht mehr aus der Bahn werfen. Ich bin schon im Kärntner Ring, KM41 passiert mit ner 4:39min/km. Jetzt kommt die Kür. Auf beiden Seiten der Straße drängen die Zuschauer an die Absperrgitter und jubeln. Was für eine geile Atmosphäre. Nochmal ein Stimmungsnest vom Energydrink Hersteller Powerade auf der rechten. Jemand vom Powerade Team streckt mir die Hand zum abklatschen entgegen. Was für ne Stimmung. Danke Wien! Jetzt nach rechts in den abgesperrten Teil der Strecke für den Zieleinlauf. Vorsicht, denn hier laufen die Straßenbahnschienen. Das KM42 Schild ist in Sicht. Ich versuche nochmal alles. In 4:43min drücke ich die 42 ab. Jetzt kommt der Lohn für die Qualen. Unter tosendem Jubel der Abzweig zum Heldenplatz. Sogar der rote Teppich wurde ausgerollt. Ich laufe durchs Heldentor. Hier ist jetzt ein super Empfang für jeden Finisher. Einfach nur geil! Der Zielbogen kommt. Bei 3:03:14 stoppt meine Uhr! Mir fehlen echt die Worte. Das ist ja geradezu sensationell. Da kann ich heute Abend ein paar Bierchen drauf trinken.



Bombenstimmung beim Einlauf auf den Heldenplatz



Der Zieleinlauf auf dem Heldenplatz



Lohn für alle Qualen, einmal bejubelt durchs Heldentor laufen



zum 2.Mal Wien gefinished

Geduscht wird wieder in den Zeltduschen des Österreichischen Bundesheeres. Kurz ausruhen, um 14Uhr dann die "Nachbesprechung" beim Bier mit den Runnersworld Foris.



Kaum ist der Marathon vorbei, wird schon wieder sauber gemacht!

Das hab ich mir jetzt verdient



Salat



Spinatnockerln hausgemacht, in Käseoberssauce



..........und Weizenbier. Prost!



Wieder sehr schön in Wien. Ich plane schon mal den 3.Start in 2012

Am Montag dann noch ein bisschen durch die Stadt schlendern, um 16:36Uhr geht es wieder mit dem Zug in die Heimat.

Sonntag, 3. April 2011

8.Freiburg Marathon



Anstatt langem Lauf, Spontanmarathon in Freiburg.

Langweilliger 35km Lauf als Vorbereitung für den Wien Marathon am 17.April? Das muß nicht sein, gibt es doch an diesem Wochenende in Freiburg den Marathon. Was liegt also näher, als den langen Trainingslauf um 7km zu verlängern, anstatt auf dem heimischen Kühkopf, im 250km entfernten Freiburg gegen einen Unkostenbeitrag von 58 Euro zu verlagern?
Ich behalte das mal im Auge, packe Samstags sicherheitshalber die Tasche und stelle den Wecker für 5 Uhr.
Total unvorbereitet, mit Weizenbier und Schokolade total gesündigt unter der Woche. Training hat wegen erheblicher Knieprobleme quasi nicht stattgefunden.

Sonntag morgen, 5 Uhr. Wecker klingelt, ich bin wach. Also Freiburg ich komme. Gut frühstücken, rein ins Auto, bis 10 Uhr kann ich nachmelden. 9:15Uhr bin ich da. Sofort die Startunterlagen klargemacht. Hier zeigt sich jetzt ganz klar der Vorteil vom Nachmelden. Sofort hat man seinen Unterlagen, hingegen die bereits gemeldeten Starter müssen ewig warten.

Folgenden Plan habe ich mir zurecht gelegt. Auf keinen Fall langsamer als 3:30. Anlaufen mit gemütlichem 5'er Schnitt, am Ende als gewünschten Trainingseffekt dann etwas flotter.



Ewig anstehen für bereits gemeldete Starter



Hingegen nicht mal 1 Minute warten für die Nachmelder Joe und Andy



Der Preis ist heiß, 58 Euro für die Nachmelder (Laufshirt zusätzlich 29 Euro extra). Ganz schön happig.



Um 5 Uhr morgens noch für die freiwillige Feuerwehr Erfelden im vollen Einsatz unterwegs, jetzt kurz vor 10 Uhr schon beim Freiburg Marathon. Jens aus meinem Ort Erfelden. Respekt!



Alles klar für den Marathon, ärztlich verordnete Partellabandage gegen Kinesiotape getauscht. Angeschlagenes Sprunggelenk ebenfalls mit Tapes stabilisiert.

11 Uhr 11, Startschuss fällt.
Ich habe mich mal beim 3:30 Pacemaker eingeordnet, gehe das Tempo die ersten 10km mit. Aber irgendwie ist in diesem Bereich alles so voll, dass ich mich nun doch entscheide etwas vor dem Pacemaker für die 3:30 zu laufen. Super tolle Stimmung überall. Das warme Wetter hat eine Menge Zuschauer in die wunderschöne Innenstadt von Freiburg gelockt. Überhaupt ist das heute irgendwie ne super Atmosphäre. Ich freue mich, dass es so halbwegs läuft trotz der ganzen Probleme mit Knie und Sprunggelenk. Die 42 Bands an der Strecke geben alles. Das macht Spaß. Sogar außerhalb der Innenstadt gibt es fast keine Flecken ohne Zuschauerunterstützung. Die erste Runde ist schon fast geschafft, da fangen auch schon einige Läufer an zu gehen. ich bin ja langsam angegangen und mir macht das warme Wetter noch nichts aus. Trotzdem nehme ich jeden Getränkestand mit. Kurz vor dem Halbmarathondurchlauf der erste Schock. Ein Läufer liegt auf der Straße, die Sanitäter kümmern sich um ihm. Nach dem Lauf habe ich dann gehört, dass heute viele Probleme mit den unerwartet hohen Temperaturen hatten. Ich passiere den Halbmarathondurchlauf bei 1:42:17. Jetzt wird es wieder einsam. Aber auch viel Platz auf der Strecke. Ich habe noch einiges an Reserven und es macht Spaß jetzt ein bisschen aufzudrehen und Läufer um Läufer einfach ganz locker zu überholen. Ich fange an zu rechnen. Irgendwie könnte man ja doch noch ne Sub 3:20 erreichen. Ich ziehe das Tempo an. Wieder durch die Innenstadt. Danke an Freiburg für diese tolle Unterstützung. Kein Vergleich zum Freiburg Marathon im letzten Jahr. Ich schaffe es tatsächlich das verschärfte Tempo zu halten. Im Schlusssprint sichere ich mir ne 3:19:56. Was will man mehr.
Ein spontaner Ausflug nach Freiburg, der für mich in schöner Erinnerung bleibt. Auch wenn ich jetzt wahrscheinlich in Wien keine schnelle Zeit mehr laufen kann. Es war ein echt toller Tag in Freiburg. Ich habe es genossen.