Sonntag, 29. April 2012

10.Düsseldorf Marathon


Was geht noch 2 Wochen nach dem Wien Marathon?
Erstmal ging es ganz gut. Training wieder aufgenommen, Knieprobleme waren nach dem Wien Marathon wesentlich besser geworden. Und ja, ich war endlich etwas schneller unterwegs. Sogar noch ein Tempolauf eingeschoben. Aber dann! Montags, der Tag nach dem letzten langen Lauf bzw. 6 Tage vorm Marathon macht das rechte Sprunggelenk wieder Schmerzen und Probleme beim auftreten. Schöner Mist. Gerade hatte sich das Knie wieder etwas erholt und jetzt das. Notprogramm mit 2 Einheiten eingeschoben und hoffen auf Besserung für den Sonntag.

Samstag 28.April

Gemütlich um 12 Uhr in Richtung Düsseldorf losgefahren. Keine Hetze, kein Stress. Noch ganz kurzfristig hab ich mir eine Übernachtung im Hostel Nähe Bahnhof gebucht. Sonntags früh um 4 Uhr wollte ich dann doch nicht losfahren. Gegen 3 Uhr Mittags die Messe erreicht um die Startunterlagen abzuholen. Schwül warmes Wetter mit Temperaturen an die 27° Grad machen mich etwas platt und geben schon mal einen kleinen Vorgeschmack für den morgigen Marathontag. Die Prognosen stehen bei 25° Grad. Die Messe ist zu meinem erstaunen doch sehr klein und übersichtlich. Schnell sind die Unterlagen organisiert und ich kann bereits die Unterkunft aufsuchen. Mitten in der Innenstadt finde ich sogar noch einen regulären Parkplatz. Prima! Das klappt ja schon mal ganz gut. Im Hostel angekommen, treffe ich nicht wie erwartet auf Läufer, sondern auf trinkwütige, kleinere Gruppen, meist in Einheits T-Shirts unterwegs. Manche haben sich für diesen Düsseldorf Suff Event sogar eigene Kostüme gebastelt. Super! Das kann ja ne ganz tolle Nacht werden, die sind ja alle nur zum saufen hier!

Hallo Düsseldorf, sehr schöne Stadt so der erste Eindruck

Marathon Messe. Alles überschaubar.

Hier ist nicht mehr ausgestellt als beim Bienwald Marathon in Kandel!

Mehr braucht man auch nicht. Die Startnummernausgabe

Startnummer und Jubiläums "Shoulder Bag". Schöne Idee, aber als Läuferbeutel einfach zu klein!

Meine Unterkunft, eine beliebte Bleibe für Altstadt Sauf-Touristen

Mein Bett für die Nacht. Kosten mit Bettwäsche aber ohne Frühstück 29 Euro

Jetzt fehlt noch ein schönes Abendessen. Am besten wie immer beim Italiener ein paar leckere Spaghettis. Ich latsche locker 2km bis in die Altstadt. Endlich werde ich fündig. Die Pizzeria "La Candeletta" mitten in der Altstadt. Sehr lecker das Essen. Ich ordere eine doppel Portion, Salat und noch 2 alkfrei Weizen. Billig war's nicht (28 Euro), aber dafür sehr gut und dann ist das auch ok. Wieder den ganzen Weg zurück. Mir tut echt das rechte Sprunggelenk weh. Dieses ganze rumgelatsche, nicht gerade gut. Keine Ahnung wie das morgen über 42km aussieht. Wieder in der Unterkunft treffe ich auf meinen Zimmerkollegen. Ein aus Libyen stammender Mann, ich schätze Ihn mal um die 50 Jahre. Wie selbstverständlich fängt er sofort ein Gespräch auf Englisch an, als wäre das meine Muttersprache. Er ist sehr nett, aber eigentlich bin ich platt und will nur noch schlafen. Zum Glück geht er bald in die Stadt und ich habe das Zimmer wieder ganz alleine für mich, denn die anderen Betten sind nicht belegt. Es dauert nicht lange, da schlafe ich auch schon ein.

Carboloading im "La Candeletta" mitten in der Altstadt

Erstmal ein Salat vorweg

Dann doppel Portion Spaghetti mit Brokkoli

Sonntag 29.April (Marathontag)

4:45Uhr, mein Zimmerkollege kommt nach Hause. Die Tür knallt, er fällt ins Bett und schläft sofort mit lautem geschnarche ein. Wie praktisch! Ich bin wach! Ein besseren Wecker gibt es doch gar nicht! Überhaupt konnte ich recht gut schlafen, lediglich ein paar Sauflieder habe ich mitten in der Nacht vom Gang vernommen. Jetzt gleich loslegen mit Frühstücken. Dafür habe ich mir extra 2 Brötchen mit Käse und ein Ei von zu Hause mitgenommen. Etwas knatschig von der gestrigen Hitze, aber noch gut. Das reguläre Frühstück im Hostel gibt es erst ab 7:00Uhr. Viel zu spät für mich, und wahrscheinlich viel zu früh für die Düsseldorf Sauf-Touris. Toilettengang, umziehen, Sachen packen, auschecken.
Weiter im Fußmarsch zur Tram, die mir ein paar Meter vom Fussweg abnehmen soll. Die Tram fährt mir vor der Nase weg. 20min warten? Nein, ich laufe! Bald habe ich die Altstadt erreicht. Ein paar Besoffene kommen mir noch mit ner Bierflasche in der Hand entgegen. Ich will erst mal ein Kaffee. So ganz ohne Kaffee das geht ja gar nicht. Weiter zum Burgplatz, hier ist die Kleiderbeutelabgabe, aber nicht der Start! Dafür muß man noch mal ein bisschen laufen. Noch gar nichts los hier. Bin wie immer zu früh! Aber dafür kann ich noch auf die Toilette ohne anzustehen!

Morgens um 7 ist die Welt noch in Ordnung. Idylle in der Altstadt

noch nichts los auf dem Marktplatz, aber ein Laden um die Ecke verkauft schon Kaffee. Hurra!

Bin mal wieder viel zu früh, der Burgplatz wird sich bald füllen

Die Städtische Müllbeseitigung bereinigt noch schnell den Dreck aus der Nacht

Trotz aktueller Probleme freue ich mich auf den Marathon

Weg mit dem Kleiderbeutel und rüber laufen zum Jos.-Beuys Ufer wo sich der Start befindet. Ganz schönes Stück zu gehen. Unter der Oberkasseler Brücke durch, das muß der Start sein. Aber irgendwie alles so klein und überschaubar. Ich bin etwas überrascht. Wird doch der Düsseldorf Marathon in einem Atemzug mit Berlin, Hamburg, Köln oder Frankfurt genannt. Na gut, ist mir nur recht. Stehe sowieso nicht auf diese Megaevents wo man vor lauter Startern sein reguläres Tempo nicht laufen kann. Bisschen warmlaufen um die Schuhschnürung zur checken, kleine Modifikationen vornehmen. Ich setzte diesmal wieder auf den vom Wien Marathon bewährten leicht gestützten Asics DS Trainer 16 Schuh anstelle des normalerweise üblichen Mizuno Wave Rider 13. Die Handbiker sind schon los. Jetzt wird es ernst. Ab in den Block für die Zielzeit 3:00-3:30. Überhaupt kein Gedrängel hier. Sehr schön. Da fühle ich mich gleich wohl. Das Ziel lautet für heute, auf jeden Fall unter 3:30 laufen wie in Wien. Wenn das Sprunggelenk durchhält, möchte ich schon eine Sub 3:25 erreichen. Das Wetter ist entgegen aller Prognosen doch mit ca. 16° Grad recht kühl, und es sieht eher danach aus als würde es gleich losregnen anstelle der im Vorfeld befürchteten 25° plus Grade.

Countdown runterzählen - Start!

Die breite Straße des Jos.-Beuys Ufer runter. Bisschen Manöver laufen muß man doch, aber im großen und ganzen kann man sein geplantes Tempo laufen. So ist der erste KM Marker mit 4:52min/km bereits voll im Soll. Die Pacemaker 3:30 hab ich schon mal hinter mir gelassen, da ist mir einfach zu viel los. Weiter in der Cecilienallee, die Gegenspur ist abgesperrt und wird nach einer Schleife um den Nordpark herum, von KM5,7 - KM7,3KM gelaufen. Weiter geht es am Rheinufer entlang, KM2 in der Anfangseuphorie in 4:39min und KM3 sogar in 4:36min gelaufen. Jetzt aber mal ein bisschen auf dem Teppich bleiben, so ein Tempo kann ich nicht durchhalten. Die Strecke biegt nun nach rechts weg vom Rhein. Zur rechten der Nordpark und zur linken das Massegelände. Dahinter müßte sich die neue Esprit Arena, die Heimspielstätte von Fortuna Düsseldorf befinden. Leider nicht sichtbar durch die vielen Messegebäude. Überhaupt sind viele Läufer im Trikot von Fortuna unterwegs.

Das Messegelände Düsseldorf, hinten links die Esprit Arena. Bildquelle: Messe Düsseldorf GmbH

Weiter um den Nordpark in den Stadtteil Stockum. KM4 abgedrückt in 4:42min. Immer noch zu schnell. Abzweig rechts in die Kaiserwerther Straße. Hier ein kleineres Stimmungsnest an der Strecke macht schon mal Laune auf die ganz große Stimmung in der Innenstadt. Och nö! Kopfsteinpflaster! Hoffentlich geht das schnell vorbei! Da hat man schon ein ausgeleiertes Sprunggelenk und dann kommen die mit Kopfsteinpflaster. Trotzdem läuft es sehr gut, keine Schmerzen, oder sagen wir mal besser es läßt sich ausblenden. Der 5KM Marker kommt. Jetzt bin ich gespannt. Erstmal eine 4:36 für den letzten KM und Gesamtzeit 23:25min. Hammer! Das ist ja eine Pace von 4:41min/km. Ich fühle mich wesentlich frischer als vor 2 Wochen in Wien. Kann noch ohne größere Probleme diese Pace laufen. Aber was wird in 10km sein? Den Pulsmesser hab ich heute zu Hause gelassen, also von hier kann ich schon mal keine beängstigende Rückmeldung erhalten. Weiterlaufen, evtl. ein Tick langsamer und schauen was passiert. Abzweig rechts Stockumer Kirchstraße, wieder normaler Straßenbelag. Schleife ist gelaufen. Zurück am Rheinufer auf der Gegenspur Cecilienallee. Viele Läufer/innen nehmen jetzt schon jeden Bürgersteig bei Abzweigungen mit um ein paar Meter auf die Gesamtstrecke zu betrügen. Ich hasse es! Euch sehe ich alle wieder, wer jetzt schon mit so einem Kram anfängt, der ist bei KM15 platt! Das läuft ja heute. Schon der Abzweig links in die Klever Straße und wieder rechts in die Fischerstraße. KM6 in 4:37 und KM7 in 4:34min/km. Vorbei an den Bauten der ERGO Versicherungsgruppe. Wenn ich mir das so ansehe, dann muß ich sagen, mit Versicherungen kann man wohl sehr viel Geld verdienen. Weiter die Kaiserstraße hinunter, zur rechten die Parkanlagen vom Hofgarten. Über die Maximilian-Wehye-Allee auf die leicht ansteigende Hofgartenrampe zur Oberkasseler Brücke über den Rhein. KM8 hab ich wohl verpasst, aber jetzt bei KM9 die Zeitkontrolle. 9:13min, also das heist 4:37min/km für die letzten 2km. Der Anstieg auf die Oberkasseler Brücke macht doch ein bisschen zu schaffen. Bleibt zu hoffen, dass sich der Wind auf der Brücke in Grenzen hält. Bevor es über den Rhein geht kann man noch die Tonhalle auf der rechten Seite bewundern.

soll eine ausgezeichnete Akustik haben. Die Düsseldorfer Tonhalle. Bildquelle: Alice Wiegand

Über die Oberkasseler Brücke nach Niederkassel auf der linksrheinischen Seite von Düsseldorf. Bildquelle: Sandra v. Zezschwitz-Kippar

Endlich der höchste Punkt der Brücke ist erreicht. Das hat jetzt doch etwas Kraft gekostet. Die Stimmung auf der Brücke ist klasse. Viele Zuschauer haben sich hier eingefunden um die Läufer/innen anzufeuern. Auffällig ist, dass sich sehr viele Japaner auf der Strecke und auch unter den Zuschauern befinden. Das ist auch kein Zufall, denn Düsseldorf hat den größten Anteil an japanischen Mitbürgern in Deutschland. Viele japanische Großkonzerne haben sich in Düsseldorf angesiedelt. Leicht abschüssig geht es die Brücke runter in die Luegallee. Ich versuche mich ein bisschen zu erholen. Die 10km Messmatte ist in Sicht. 46:25min stehen auf der Uhr. Das bedeutet eine Pace von 4:38min/km. Wenn ich dieses Tempo halten kann, würde eine Endzeit knapp über 3 Stunden 15 rauskommen. Was ist denn heute hier los? OK, 3:15 wäre wirklich etwas übertrieben, und so frisch wie am Start bin ich auch nicht mehr. Aber es macht echt Spaß hier zu laufen, die orthopädischen Probleme halten sich noch zurück, und ich bin irgendwie gut drauf. Weiter gehts, auch wenn ich diesen Schnitt nicht mehr allzu lange halten kann. Bei KM11 knickt es leicht rechts ab in die Hansaallee. 4:28min für den letzten km! Was haue ich denn da für Zeiten raus? Trotzdem habe ich das Gefühl, dass ich etwas nachlasse. Wieder mal ein Getränk aufgenommen. Sehr gut sind die Stände aufgebaut. Ca. alle 3km kommt ein Verpflegungspunkt. Man verliert kaum Zeit, es ist genug Platz und die tollen Helfer geben alles, damit hier nicht wertvolle Sekunden liegen bleiben. Schon wieder ein KM Marker. 4:36min für die 12. Abzweig in den Niederkasseler Lohweg. Vorbei an einem Altenheim und das ist jetzt wirklich super, schade kein Bild davon vorhanden. Da hat sich scheinbar das ganze Altenheim auf der Straße versammelt und feuert die Läufer/innen an. Teilweise in Rollstühlen sitzen die älteren Damen und Herren an der Strecke und geben alles! Das ist einmalig! Super Düsseldorf! Da laufe ich doch glatt KM13 in 4:34min. Auf der rechten Seite die Unternehmenszentrale von Vodafone. Davor ein Verpflegungsstand des Mobilfunkanbieters. Abzweig Lütticher Straße, kurz darauf links in die Brüsseler Straße und gleich in den parallel verlaufenden Kaiser-Friedrich-Ring. KM14 mit 4:42min etwas schwächer aber immer noch sehr gut. Weiter im Wohngebiet von Niederkassel und Oberkassel, da wird auch gleich die Stimmung besser. Ich komme immer näher an die Pacemaker von 3:15 heran. KM15 mit 4:31min schon fast wie in alten Zeiten. Weiter am Rhein entlang, unter der Oberkasseler Brücke durch. KM16 und 17 in je 4:36min/km. Noch einmal eine Schleife laufen, bevor es wieder über den Rhein geht. Jetzt Düsseldorfer Straße (Hä?) in Düsseldorf Oberkassel. Ich muß mir mal so langsam Gedanken machen, wie ich hier weiterlaufen will. Soll ich weiter diesen Kurs beibehalten, oder doch etwas nachlassen um mehr Reserven für den 2.Teil zuhaben. Schwierig, schwierig. Auf jeden Fall bleibe ich erst mal an den Pacemaker von 3:15 dran. Über die Barmer Straße zurück auf die Luegallee. Hier ist wieder was los. Da kann man auf keinen Fall das Tempo rausnehmen! 4:34 und 4:38 für KM18 bzw. KM19. Das erste Gel hab ich jetzt auch schon drin und will mal hoffen, dass es wieder neue Energie bringt. Ich bin jetzt doch schon etwas ausgelaugt und fange an darüber nachzudenken, wie viele KM noch vor mir liegen. Erstmal Halbmarathonzeit checken und dann weitersehen. Die Oberkasseler Brücke führt wieder über den Rhein. Auf der andern Seite versuche ich die Hofgartenrampe runter zum verschnaufen zu nutzen. KM20 in 4:33min. Durch die teilweise in Bau befindlichen Anlagen des Hofgarten und den oberen Teil der Kö geht es rüber zur Hofgartenstraße. Der Halbmarathondurchlauf ist nicht mehr weit. Ich bin fast aufgeschlossen auf die 3:15 Pacemaker. Rechts ab in die Jägerhofstraße. Hier ist tolle Stimmung, eine Uhr zeigt die laufende Brutto Zeit. Jetzt bin ich gespannt. 1:37:13 - das ist Kurs 3:15! Soll ich das wirklich riskieren? Ich muß nochmal 21km laufen. Ich will wirklich nicht die letzten Kilometer komplett einbrechen und nur noch über die Strecke schlurfen. Ich plaudere kurz mit dem 3:15 Pacemaker, dann ein kurzer antritt und ich laufe ein paar Meter vor der Traube um die beiden Pacemaker. Vor dieser Traube will ich jetzt erst mal bleiben, so lange es eben geht.

Halbmarathondurchlauf ist geschafft, vorbei am Schloss Jägerhof. Bildquelle: Jörg Wiegels

Es geht nun durch den Stadtteil Pempelfort. Jetzt wird es sich zeigen wie gut ich heute wirklich drauf bin. Das Sprunggelenk meldet nun doch ein paar Schmerzen. Trotzdem, jetzt bleibe ich dran. 4:35/4:35/4:33 für KM22/23/24. Schon eine Zeit unter 3 Stunden 20 hätte ich heute morgen für absolut unrealistisch gehalten. Und jetzt befinde ich mich immer noch vor den 3:15 Pacern. Über die Roßstraße/Tannenstraße führt die Strecke in den Stadtteil Derendorf. Durch die Ulmenstraße, vorbei an der ehemaligen Justiz-Vollzugsanstalt-NRW "Ulmer-Höh". Abzweig links Jülicher Straße. 4:39 und 4:37 für KM25 bzw. KM26. Es wird zäh, das läuft nicht mehr so flüssig aber ich kann die Pace halten. Weiter in den Stadtteil Düsseltal in die Brehmstraße. Hier steht das berühmte alte Eisstadion der Düsseldorfer EG.

Legendär, das Eisstadion an der Brehmstraße. Hier wurden die Deutschen Meisterschaften klar gemacht. Bildquelle: Johann H. Addicks

Am Brehmplatz der Abzweig in die Graf-Recke-Straße. KM27 in 4:31min gelaufen. Immer noch locker vor den 3:15 Pacern. Jetzt hab ich mir einen Ultrabar Riegel verdient! Weiter tolle Stimmung an der Strecke. Die Temperaturen bleiben niedrig. Über die Fritz-Wust/Sohnstraße führt die Strecke auf die Grafenburgerallee. Die Pacemaker 3:15 schließen wieder zu mir auf. Ich kann das trippeln der ganzen Gruppe um die Pacer hören. Jetzt werde ich sogar überholt. Lasse ich jetzt nach? Mal sehen, KM28 und KM29 in je 4:40min/km gelaufen. Das war zu befürchten, jetzt kommt der Punkt wo man wirklich beißen muß. Auf los, reiß dich zusammen und bleib an der Gruppe dran! Lindemannstraße wieder rauf zum Brehmplatz KM30 Messmatte kommt 2:18:13 macht eine Pace von 4:36min/km. Jetzt links ab in die Rethelstraße. Hier veranstaltet ein Anwohner eine super privat Party am Fenster. Billy Idols "Rebel Yell" donnert von der Häuserwand als wäre hier ne riesen PA Anlage aufgebaut. Sehr gut! Das pushed wieder für einen Moment. Die Strecke steigt an in Richtung S-Bahn Station Düsseldorf Zoo. Auf komm' gleich ist die Kuppe erreicht, dann geht es wieder runter. Da ist ja schon der KM31 Marker. 4:32min/km für KM31. Also es geht doch! Los noch 11km, die Pacer hab ich auch wieder abgeschüttelt. Grafenberger Allee über die S-Bahn rüber auf die Adlerstraße. KM32 mit 4:36min abgedrückt. Eine Aufschrift auf der Straße zeigt an: "nur noch 10km bis ins Ziel". Wieder links in die Jacobistraße. Das kenne ich schon. Hier waren wir schon mal. Da ist wieder das Schloss Jägerhof. Aber diesmal geht es weiter in die Tonhallenstraße. Die Strecke führt nun durch die Stadt-Mitte. Jeder weitere KM Marker wird herbeigesehnt. Es geht nun richtig los mit dem Kampf gegen den Einbruch.

Noch gut 9km zu laufen, vorbei an der Kirche St.Maria Empfängnis. Bildquelle: Wiegels

KM33 mit 4:42min wieder langsamer. Nochmal Wasser geschnappt, kleiner Plausch mit einem Läufer lenkt ab. 3:15 wird er nicht packen, 3:20 wäre für Ihn top. Also ich will jetzt die 3:15 schaffen. Jetzt hab ich mich so gut geschlagen, da werde ich diese letzten 9km noch einmal alles dransetzen um das neue Ziel zu erreichen. Also konzentrieren, zusammenreißen und weiterlaufen! Über den Platz der Deutschen Einheit geht es in die Berliner Allee. Was ist denn hier los? KM34 mit 5:11 gestoppt? Das kann nicht sein! Bestimmt Marker falsch gestellt. Cool bleiben, nicht durchdrehen. Weiter Corneliusstraße an meiner Unterkunft vorbei. Ob die Altstadt-Saufnasen schon wach sind? Ich bin hellwach und stemme mich mit aller Macht gegen das langsamer werden. Rechts rum in die Herzogstraße. Leichter Anstieg die Rampe zur Rheinkniebrücke rauf. Vorbei am Ständehaus. KM35 in 4:11min! Also doch der KM Marker verschoben. Alles wieder im Lot! Noch ein bisschen, dann kommt der Wendepunkt. Der Blick fixiert auf den Rheinturm. Dranbleiben, ich pack das! Noch 7KM! Durchhalten und kämpfen!

Das Ständehaus. Trotz sturem Autopilot die Kulturellen Highlights noch wahrgenommen. Bildquelle: Alice Wiegand


Der Rheinturm fest im Blick, jetzt will ich's wissen. Sub 3:15 ist immer noch möglich. Bildquelle: Alexostrov

Der Wendepunkt auf der Rampe zur Rheinkniebrücke kommt. Die Menge tobt und johlt was das Zeug hält. Sowas kann ich jetzt sehr gut gebrauchen. Kurzes Stück auf der Gegenseite und gleich rein mit Schwung in die Kronprinzenstraße. Dann rechts Fürstenwall und wieder ist der Rheinturn fixiert im Blick. Jetzt links Lorettostraße, KM36 abgedrückt mit 4:36min. Sauber! Aber es sind noch 6km zu laufen. Nochmal Gel? Nee, besser nicht. Dieses Zeug so kurz vor Ende hat mir in Wien schon Ärger gemacht. Ich denke der Ultrabar Riegel war heute genau richtig. Jetzt nochmal nachladen belastet nur den Magen. Abzweig rechts in die Gladbacher Straße. Die noch durch, dann bin ich dem Ziel wieder ein Stück näher gekommen. Das wird jetzt aber auch zäh! Wieder eine der zahlreichen Samba Bands an der Strecke. Klasse! Ich kann jetzt wirklich jede Unterstützung gebrauchen. KM37 Marker mit 4:39min abgedrückt. Gesamzeit steht auf 2:50:33. Mir bleiben also noch 24 Minuten 25 Sekunden Zeit für die letzten 5,2km. Wäre ungefähr eine Pace von 4:42min/km. Ganz schon flott für die letzten 5km. Das wird sau-knapp. Ich darf mir jetzt noch nicht mal einen kleinen Hänger erlauben. Alles was geht für die letzten 5km. Abzweig rechts in die Hammer Straße. Ist das die Straße wo der Mann mit dem Hammer wohnt? Ach papperlapapp! Weiter im Rhythmus, nicht aus dem Konzept bringen lassen. Jetzt war ich bis hierher so gut unterwegs, dann pack ich den Rest auch noch. Also, Rheinturm fixieren, und schön konzentriert weiterlaufen. Jetzt Abzweig in die Ernst-Gnoß-Straße, ich kann das trippeln der beiden Pacemaker mit Ihrer deutlich kleine gewordenen Läufertraube hören. Sie kommen näher. Auf! Kämpfen! KM38 wird ne 4:39min. Gut, weiter so. Jetzt bloss nicht überholen lassen. Nochmal alle Reste mobilisieren. Noch 4km! Gleich sind wir auf der Kö, da steppt bestimmt der Bär und das wird mich bis ins Ziel tragen! Noch einmal unter der Rheinkniebrücke Rampe durch. Jetzt kann man links schon mal ein Blick vom Zielgelände erhaschen. Aber ich muß erst noch die Kö rauf und runter laufen. Weiter über die Haroldstraße. Weit hinten sehe ich das KM39 Schild. Das zieht sich vielleicht. 4:38min, sehr gut! Jetzt nur noch 3,2km. Zusammenreißen sonst war all die Mühe für die Galerie wenn am Ende ne 3:16 auf der Uhr steht! Das wird hier heute mein Comeback Lauf nach all den Drecks Verletzungen! Ich hab die Königsallee erreicht. Jetzt noch einmal hoch bis zur Wende. Tolle Unterstützung jetzt. Nochmal alles geben was geht. Es wird zur Qual, aber das zieh ich heute durch! KM40 endlich. 4:40min gebraucht. 3:04:30 steht auf der Uhr. 10 Minuten 29 Sekunden für 2,2km. Ich darf nicht locker lassen. Das wird jetzt noch knüppelhart. Die Wende kommt, rüber auf die andere Straßenseite. Noch einmal die Kö runter. Eine Samba Gruppe haut nochmal rein, ich nehme den Rhythmus auf. Jetzt gilt es!

Einmal noch die Kö hoch

KM40, jetzt bloss nicht abreißen lassen!

und die Kö wieder runter

2km noch. Das muß ich durchhalten!

Jeder Schritt wird zur Qual, aber der Gedanke an eine super Zeit hält mich bei der Stange. Ich hab's bald geschafft! Carl Theodor Straße kommt. Die Kö ist abgehakt! Nochmal durch das Erdinger Weißbier Tor laufen. Da bekommt man gleich Durst, und es ist ja nicht mehr weit! Wieder auf der Haroldstraße sehe ich die "41" von weiten schon leuchten. Mit allem was geht versuche ich das Tempo konstant zu halten. Jetzt die Zeit. 4:27min für KM41, jetzt werd ich verrückt! Macht 3:08:57 auf der Uhr. Nur noch einen Kilometer zusammenreißen! Der Triumpf ist zum greifen nahe!

4:27min für KM41, jetzt ist das Ding durch! Wie geil!!!

Der letzte Kilometer geht irgendwie von alleine. Getragen von dem tosenden Beifall laufe ich geradezu auf das Rheinufer zu. Der Weg bis ins Ziel zieht sich und verlangt nochmal alles ab, aber es ist eine Freude. Hätte mir das jemand heute morgen erzählt, dass ich mit dieser Zeit hier einlaufe, das hätte ich nie für möglich gehalten. Letzte Zeitkontrolle bei KM42. 4:29min für den letzten Kilometer. Sensationell, jetzt sind auch die letzten Zweifel beseitigt. Jubelnd laufe ich auf den Zielbogen zu. Wahnsinn! Das kann man nicht beschreiben. Klack, Uhr abgedrückt und 3:14:12 steht drauf! Das ist der Durchbruch für 2012. Ab jetzt geht es wieder aufwärts!

lang ist der Zieleinlauf in Düsseldorf

noch hundert Meter, fertig machen zu jubeln!

Zu meinem erstaunen geht es mir echt gut, und somit stört es mich jetzt nicht dass ich noch locker 400 Meter bis zum Versorgungspunkt laufen muß. Aber bedenkt man, dass es genug Läufer/innen gibt die im Ziel fast zusammenbrechen und dann noch diesen Weg auf sich nehmen müssen. Nicht so gut, aber wohl aus logistischen Gründen nicht anders zu lösen.

Keine Getränke im direkten Nachzielbereich. Der Versorgungspunkt befindet sich etwa 400 Meter entfernt!

Die Wege sind weit in Düsseldorf. Besonders wenn man 42,2km gelaufen ist und endlich was trinken will!

Überglücklich und zufrieden. Richtiges Comeback für 2012 geschafft.

Toll wars in Düsseldorf. Sehr schönes Erlebnis. Schöne Stadt, begeisternde Zuschauer und gute Strecke.

Sonntag, 15. April 2012

29. Wien Marathon



Der diesjährige Wien Marathon steht unter keinem guten Stern. Verletzungen am rechten Sprunggelenk und ständige Schmerzen im operierten linken Knie machen ein vernünftiges Training unmöglich. Den kompletten Februar (21km) quasi nichts gemacht. Im März (186km) teilweise unter Schmerzen und Laufverbot vom Arzt. Im April dann weiter mit Schmerzen noch versucht ein bisschen Trainingsrückstand gut zu machen. Tempoläufe oder Intervalle habe ich weggelassen. Lediglich ein paar lange Läufe über 20km waren Pflichtprogramm.
Was soll ich laufen in Wien? Ordentlich ankommen wäre schon super. Am besten ohne weitere Schäden. Aber insgeheim träume ich doch von einer Zeit unter 3:30…… naja, mal sehen was da geht.

Am Freitag früh geht es los. Lange geplant, nun ist es soweit. Der Wien Marathon und diesmal ist meine Lebensgefährtin Anja auch mit dabei. Deshalb haben wir noch ein paar Tage dran gehängt um Wien anzusehen.
Pünktlich ist die Bahn um kurz vor 14Uhr im Wiener Westbahnhof. Mit der U-Bahn geht es weiter in die Unterkunft. Sachen auspacken, kurz ausruhen. Ich fahre gleich mal rüber zur Messe um die Unterlagen abzuholen. Startblock Zielzeit 3:00 schnell mal auf den Block 3:30-3:59 umschreiben lassen. Besser ist das! Auf der Messe treffe ich auf Andreas von der Österreichischen Seite des Bodensees. Was für Typ, läuft den Marathon in 2:45. Das sind Zeiten da komme ich schon gar nicht mehr hin.
Am Abend geht es dann ins alt bekannte La Norma direkt in der Inneren Stadt am Dom. Sehr lecker wieder Spaghetti aglio olio bestellt. Dazu noch einen Salat. Noch nie habe ich hier etwas anderes gegessen.


Wien ist mal wieder wie geleckt. Eine neue Müllkampagne sorgt für Sauberkeit. Quasi alle 10 Meter gibt es einen Mülleimer mit praktischen Ascher für die Kippenstummel. "Host an Tschick?". Man hat überhaupt keine Chance den Dreck irgendwohin zu werfen. Sehr gut Wien!


Billiger gehts nicht mehr! 72 Stunden Ticket für alle Wiener Linien für 13,60 Euro!


Die Wiener Linien sind schon schnell. Noch schneller geht es mit dem Wiesel!


Sehr schöne Unterkunft in der Jugendherberge Brigittenau. Dachgeschoss Zimmer mit Dusche/WC und Frühstücksbüffet - pro Person 25Euro


Ab zur Messe die Startunterlagen klar machen.


Total überteuerte Vienna Marathon Souveniers, trotzdem wird zugeschlagen


Bei der Startnummernausgabe lasse ich mich von Block 3:00 auf 3:30-3:59 Block zurückstufen


Netter Treff auf der Messe, Andreas vom Bodensee läuft den Marathon in 2:45. Hut ab!

Samstag dann Kulturprogramm. Mit dem sogenannten Hop on Hop Ticket fahren wir 3 Stadtrundfahrten a 1 Stunde durch Wien. Der Bus hält an vielen Punkten, wenn etwas interessiert, kann man einfach aussteigen und in den nächsten Bus zur Weiterfahrt wieder einsteigen. Tolle Sache und mit 20 Euro pro Nase auch ganz ok vom Preis. Weiter geht es zur Spanischen Hofreitschule. Das nehmen wir auch noch mit. Aber danach kommt die Höchststrafe. Sisi Museum! Was macht man nicht alles….. Mir tut jetzt wirklich das Knie weh von der vielen Rumlauferei und Treppen steigen. Ich hab‘s gewusst.
Noch einen guten Wiener Kaffee trinken am Dom, dann kommt auch schon Lauffreund Gregor aus Darmstadt. Wir gehen wieder ins La Norma zum Abendessen. Na klar, wieder Spaghetti aglio olio bestellt. Essen tut gut, plaudern lenkt ab, Knie geht wieder besser.


Mit dem Hop on Hop Ticket Wien erkunden


Hier wird morgen das große Marathon Finish sein. Das Heldentor


Da muß ich morgen durch


Kulturprogramm: Hofreitschule und Sisi Museum


OK, Hofreitschule geht noch so


Sisi-Museum. Das ist jetzt zu viel für mich. Trotzdem halte ich auch dieses Event tapfer durch


Kunstwerk in der Wiener Innenstadt


Anja ist begeistert, Wien ist schön. Trotz schlechtem Wetter, ein original Wiener Kaffee direkt am Stephans Dom schmekt einfach gut!


Abendessen im "La Norma" mit Gregor aus Darmstadt, der morgen eine fantastische neue Bestzeit von 2:51:46 laufen wird!

Die ganze Nacht sehr schlecht geschlafen, ständig Knieschmerzen. Ich wache immer wieder auf. Um 5 Uhr bin ich daher auch schon wach. Kurz vor 6 Uhr schon im Speisesaal. Bin erster beim Frühstück! Zwei Brötchen mit Käse und Honig. Bisschen Obst mit Joghurt, das reicht. Bloß nicht den Fehler vom letzen Jahr mit dem Müsli machen. Da gab es auf den letzen Kilometern schlimme Wadenprobleme. Zur Sicherheit nehme ich das langarm drunterzieh Shirt und ein Halstuch mit. Es ist doch sehr kalt und die Wetterprognosen sehen eher Temperaturen unter 10° Celsius mit leichtem Regen, teilweise stärkere Windböen. Noch so ein widerliches Zeug getrunken, das angeblich den Einbruch ein wenig nach hinten verschieben soll. Um 7:15Uhr geht es rüber zur U-Bahn Station Handelskai. 2 Stationen, umsteigen am Praterstern. Hier schon viele Läufer/innen unterwegs. Leicht überfüllte U-Bahn zum Startplatz in der Uno-City. Jetzt das übliche vorm Start. Nochmal anstellen fürs Klo und schon mal überlegen ob langarm Shirt oder doch kurz trotz der Kälte. Mir ist irgendwie schlecht, ganz komisch. Leichte Schwindelgefühle wie beim München Marathon 2011. Das operierte Knie schmerzt, das ist heute wirklich grenzwertig. Kein richtiges Training, längster Lauf seit dem Rodgau Ultra war ein 26km Lauf, Knie Schmerzen, Luftprobleme und seit Monaten weit entfernt von der Form vor einem Jahr. Endlich, ich bin dran für den Klo. Letztes Geschäft erledigt. Taschen vollgestopft mit Gel, Riegel und Hustenliquid gegen den Schleim im Hals. Ich habe mir das langarm Shirt angezogen, doch kurz vorm abgeben des Kleiderbeutels entscheide ich mich zum Glück doch nur für das kurz Arm T-Shirt. Noch verabschieden von Anja, rein in den Block 3:30-4:00. Ich plaudere im Startblock noch mit einem Österreicher über den neuen Forerunner 410, ob das Ding den auch gut funktioniert und dann geht es so langsam los.


Lockere Stimmung auf dem Weg zum Start


Kleiderbeutel weg und ab zum Starterblock


Gedrängel im Block

Der Start ist schon längst erfolgt, Paula Radcliffe und Haile Gebrselassie liefern sich ein Catch me if you can Rennen auf der halben Distanz. Die 3 Stunden Läufer/innen befinden sich auch schon auf der Strecke. Mein Startblock geht mit 5 Minuten Verspätung auf die Strecke. Diesmal befinde ich mich auf der rechten Startrampe, muß also die äußere Kurve am Praterstern laufen, bevor die beiden Starterspuren zusammen geführt werden. Es war keine gute Idee, den Startplatz bis in den 3:30-4:00 Stunden Block zurück stufen zu lassen. Ein Gedrängel ist hier, vernünftiges Laufen quasi unmöglich. Ständig ist man eingequetscht, kein fortkommen und Leute sind hier unterwegs, die werden das Ziel wahrscheinlich nicht erreicht und schon gar nicht unter 4:00 Stunden. Ich ärgere mich! Warum schummeln sich immer wieder Läufer/innen in einen Block den sie niemals von der Zeit her packen werden. Jetzt bin ich gespannt, KM1 Marker kommt. 5:28min/km. Na prost Mahlzeit! Schon jetzt renne ich einem Rückstand von 30 Sekunden hinterher. Ich versuche das Gefälle der Reichsbrücke zu nutzen um etwas an Geschwindigkeit zuzulegen. Im Slalom geht es um die Läufer/innen. Was für ein Mist! Schon hier muß ich wertvolle Reserven aufbrauchen um ein bisschen nach vorne zu kommen. Vorbei am Eingang zum Praterpark. Jetzt kommt noch die andere Starterspur dazu, es wird noch enger. Die Prater Hauptallee hinunter. KM2 trotz Slalom in 4:50 gelaufen. Das nervt total, völlig überfülltes Feld. KM3 in 5:07 und KM4 in 5:04min/km gelaufen. Das Knie verhält sich bisher sehr gut, da kann ich mich noch nicht beschweren, aber das kam ja auch immer erst ab KM15. Mal sehen, jedenfalls werde ich so nicht mein insgeheimes Ziel von Sub 3:30 erreichen. Da muß jetzt was passieren. Ich ziehe weiter an. Schließlich bin ich hier nicht zum Spaß, und das Weizenbier wird heute Abend im Praterpark viel besser schmecken mit einer Zielzeit unter 3:30. Doch Vorsicht! Mir fehlen die nötigen KM und Tempoläufe aus dem Training. Ich muß davon ausgehen, dass ich ab KM 20-25 Stück für Stück einbrechen werden. Jetzt die 5km Messmatte. 25:23min zeigt die Uhr. Immer noch weit hinter der Zielzeit. Ich müßte die Pace jetzt mal um die 4:55min/km halten, sonst wird das hier nix. Jetzt Stadionallee dann Abzweig in die windanfällige Schüttelstraße direkt am Donaukanal. Wieder nur ne 5:07 für KM6. Es ist einfach kein durchkommen bei dieser großen Läufermasse. Mit Hilfe vom Bürgersteig kann man ein paar Hindernisse überwinden. Das mache ich nie wieder! Bin viel zu ehrlich und lasse mich so weit zurück stufen! Was für ein Fehler! Jetzt schon mal ein kleiner Vorgeschmack auf die Brückenköpfe, welche einem um KM38 den letzten Rest an Kraft rauben werden. Wir bewegen uns bereits auf der unteren Donaustraße. KM7 Marker hab ich übersehen, jetzt kommt die 8. Mit je 4:54min für KM7 und 8 läuft es jetzt so langsam besser, aber mein Puls ist auch schon auf 162(89%). Für KM9 setze ich sogar noch einen drauf. 4:49min/KM. Na also, nicht locker lassen. Die Schwedenbrücke über den Donaukanal. Tolle Stimmung hier am Schwedenplatz und Franz Josefs Kai. Das pusht ein bisschen. Rein in den Stubenring, hier ist jetzt Platz zum laufen. Getränk aufnehmen klappt gut trotz Andrang, trinken und den Rest übers linke Knie zur Kühlung. Messmatte für KM10 kommt. 50:08 steht auf der Uhr. Vorbei am Stadtpark. Schubertring weiter. Abzweig Kärntner Ring. Begleitet von klassischer Musik zur rechten die Oper. KM11 jetzt sogar in 4:46min. Jetzt läuft es denke ich mir, so kann es weitergehen. Da könnte ich die Sub 3:30 wirklich angreifen. Aber es bleibt abzuwarten, wie sich das Knie verhält. Die wenigen langen Läufe waren ja nicht so gut verlaufen. Links der Abzweig in die linke Wien Zeile. Ätzend dieser Abschnitt. Bis runter zum Schloss Schönbrunn geht es jetzt. Zur linken sieht man die vielen kleinen Restaurants vom Wiener Naschmarkt. KM12 in 4:46min und KM13 in 4:54min/km. Ich bin auf Kurs. Jetzt fängt doch schon langsam das linke Knie ein wenig an zu schmerzen. Ich hatte es befürchtet. Irgendwie weiterlaufen und hoffen, dass sich das wieder gibt. Vor mir läuft jemand mit einem T-Shirt der Mainz 05 Fan Kollektion. Gleich mal ansprechen. Nach einer Kurzanalyse vom gestrigen Spiel bei den Bayern und Berechnung der derzeitigen Tabellensituation kommen wir zum Laufen. Er will ne 3:50 schaffen. Also ich merke schon, ich bin hier in einem Bereich wo man nicht so schnell unterwegs ist. Gleich mal bisschen die Schlagzahl erhöhen. Mit 4:56 und 4:50 für KM14 und 15 bin ich weiter im Soll. Das Knie merke ich doch ganz schön, aber alles kein Grund jetzt nachzulassen. Ebenfalls merke ich jetzt schon die extrem fehlende Kondition um ein solches Tempo über längere Zeit zu halten. KM16 mit 4:59min noch gerade so akzeptabel.


Westlichster Teil der Strecke bei KM16 Schloss Schönbrunn

Abzweig am Schloss Schönbrunn in die Schlossallee und gleich wieder in die Mariahilfer Straße in Richtung Innere Stadt. KM17 jetzt sogar 5:01min/km. Bin schon am Ende. Hab ich mich überpaced? Tatsache ist mal, dass ich ganz schön zu kratzen habe. Das Knie wird etwas besser, oder merke ich das jetzt nicht mehr so? Stimmung wird wieder besser auf der Strecke. Ich versuche das Tempo wieder anzuziehen. 4:47min/km auf KM18 und 19. Jetzt fertigmachen zur Gel Aufnahme. Rein damit, Wasser zum runterspülen. Man kann den Heldenplatz schon erahnen, die tolle Stimmung ist zum greifen nahe. KM20 in 4:54min ist ok. Abschüssig ist das letzte Stück der Mariahilfer Straße zum Burgring. Einordnen für die 2.Runde. Die Halbmarathonies haben es quasi fast geschafft, vor mir liegen noch gut 21km die ich so schnell nicht vergessen werde. KM21 mit 4:37 schon fast sensationell für mich. Halbmarathondurchlauf mit 1:43:54 absolut im Zeitplan. Das ist besser als ich erwartet habe. Die nächsten KM kann man erfahrungsgemäß noch ein bisschen Zeit gut machen. Vorbei am Parlament und dem Wiener Rathaus.


Nach dem Halbmarthondurchlauf wird es etwas leerer auf der Strecke. Vorbei am Österreichischen Parlament

Im Schottenring weiter, KM22 sehr gut in 4:45min. Weit vor mir erkenne ich doch jemanden mit einem FC Köln Trikot. Motivation genug um ran zu laufen. Links rein in die Liechtensteinstraße. Den Kölner hab ich fast eingeholt, Klaus steht auf dem Trikot. Ich kann es mir nicht verkneifen und spreche Ihn an. „na Klaus, bleibt der FC drin?“ Klaus ist total erschrocken aber antwortet: „na klar, wir gewinnen heute in Gladbach!“ Wie wir inzwischen alle wissen, hat der FC 3:0 in Gladbach verloren und steckt bis zum Hals im Abstiegsschlamassel. Weiter geht es, ich bin jetzt gut drauf, 4:43 für KM23 lassen mich hoffen auf das Ziel Sub 3:30. Abzweig am Liechtensteinpark in die Alserbachstraße. Das Feld hat sich jetzt doch ganz schön auseinander gezogen kein Gedrängel mehr wie am Anfang. KM24 in 4:48min/km kurz vor der Friedensbrücke über den Donaukanal. Jetzt geht es auf der anderen Seite des Donaukanals weiter. Der Wind hält sich zum Glück in Grenzen. KM25 Messmatte bei 2:02:12 überquert. Das hätte ich mir nicht träumen lassen, dass ich hier so gut unterwegs bin, mit dem lächerlichen Trainingsprogramm der letzten 2 Monate. Mal schnell hochrechnen, mit einem 5:06min/km würde ich die Sub 3:30 packen! Aber es wird langsam sehr zäh! Ich quäle mich, da kommt auch schon der Dämpfer 5:14min für KM26. Jetzt heißt es kämpfen bis zum umfallen! Weiter bin ich im Training der letzten 2 ½ Monate auch nicht gelaufen. Erinnerungen an den brutalen Einbruch beim Rodgau Ultra Ende Januar kommen wieder. Und da hab ich wenigstens so halbwegs den Trainingsplan eingehalten. KM27 und KM28 wieder in 4:53min/km. Immer mal wieder Musik Beschallung von den Balkonen der Häuser. Ab und an kommen einem auf der Gegenspur schon die top Läufer entgegen. Die sind schon bei KM37 und ich habe noch so viel vor mir. Nicht drüber nachdenken, wieder rein in den Prater KM29 abgedrückt mit 4:36, ich werd‘ verrückt. Das kann nicht mehr lange gut gehen. Getränk aufnehmen, Messmatte KM30 überlaufen. Die Uhr steht bei 2:26:58 aber für den letzten KM habe ich 5:08min gebraucht. Mit bleiben also 1 Stunde 3 Minuten für 12,2km, ein Schnitt von 5:09min/KM würde also reichen für die Sub 3:30. Ich laufe jetzt aber schon auf der Reserve. Das Ernst Happel Stadion ist im Hintergrund zu sehen. Hier kommt der Wendepunkt. Ich stemme mich mit aller Macht gegen den Einbruch. Wende am Happel Stadion, wieder zurück. KM31 in 5:00min. Jetzt der Abzweig in die Prater Hauptallee runter zum Lusthaus. Hier wird es sich jetzt zeigen ob die 3:30 wirklich machbar ist. Ich versuche alles, da kommt doch auf der Gegenseite Alex aus Traunstein entgegen, klatscht mich ab und ruft wir sehen uns heute Abend. Ja! Und ob! Zum Weizenbier im Praterpark, da freue ich mich schon drauf. Aber erst muß ich das hier ordentlich zu Ende bringen. Mann ist der heute schnell unterwegs. Das ist doch schon KM35 auf der anderen Seite. Wahnsinn, der wird heute locker neue Bestzeit laufen. Endlich höre ich die Klänge von Klaus Badelts genialem Soundtrack zu „Piraten der Karibik“. Diese spezielle nur für den Wien Marathon gemixte Version der Filmmusik peitscht einen nach vorne, gibt neue ungeahnte Kraft und bessere Zeiten! 4:53 und 4:51min für KM31 und 32. Rundschleife am Lusthaus zurück in die entgegengesetzte Richtung. Jetzt muß ich irgendwie nochmal Gel aufnehmen. KM34 in 4:56min, alles noch im Plan! Wo bleibt nur der Getränkestand? Da kommt er, aber alles voll, Mist ich verliere wertvolle Zeit. Aber gerade jetzt ist das Gel mit Getränk so wichtig. Daher KM35 auch nur in 5:08min. Noch 7km durchbeißen, ich bin völligst platt. Wir verlassen die Prater Hauptallee. Ich schleppe mich über die Strecke. Endlos dauert das bis der KM36 Marker kommt. Wieder nur 5:07min. Da geht jetzt nix mehr. Ich muß mich echt zusammen reißen. 6km noch das ist eine halbe Ewigkeit. Neben mir eine Läuferin total am Ende, jammert nur noch rum, hat wohl auf die 3:30 trainiert und bricht jetzt völlig weg. Da geht es mir noch ein bisschen besser und ich gehe an Ihr vorbei. Der Donau Kanal kommt. Wind geht soweit, aber die Beine sind so schwer. Jeder Brückenkopf wird zum Drama. Ich muß dranbleiben! Sub 3:30 muß klappen. Ich fahre doch nicht nach Wien um am Ende länger als 3:30 zu brauchen. Da würde das Weizen im Prater bestimmt nicht schmecken. Los! Kämpfen! KM37 wieder 4:56min. Noch 5,2km zu laufen. Gesamtzeit ist bei 3:01:52. Über 28 Minuten Zeit für den letzten Abschnitt. Das pack‘ ich heute, egal wie. Ich laufe nur noch ferngesteuert die Schüttelstraße hinunter. Ich schaue den Donaukanal hinunter, aber ich kann die Brücke in Richtung Innere Stadt noch nicht erkennen. KM38 in 5:21min! So wird es eng. Zusammenreißen auch wenn alles weh tut! Platt gelaufen wie beim Rodgau Ultra. Es ist zum verzweifeln. Jetzt kann ich endlich die Franzensbrücke sehen, ja da geht es rüber! Bald ist es geschafft. Noch einmal den Brückenkopf hinauf quälen links herum, man kann die Innere Stadt ja schon quasi riechen und trotzdem ist es noch so weit. Viele um mich herum japsen, aber ziehen Ihr Programm durch. KM39 wird wieder ne 5:07. So werde ich es schaffen. Obwohl eigentlich gar nichts mehr geht, laufe ich immer weiter. Zähle in Gedanken einfach ein paar Zahlen hoch. Getränkestand, hab das Wasser verpennt, naja dann halt Iso. Diese verdammten 3km müssen doch zu packen sein. Der Radetzky-Platz kommt. Abzweig nach rechts, immer stur weiter die Radetzkystraße runter. Am kleinen Wien Fluss kommt der Abzweig nach links in die Wiener Straße. Weiter am Wien Fluss entlang. Wo bleibt denn bloß die KM40 Messmatte. Das gibt es doch gar nicht. Ich bin jetzt wirklich am verzweifeln. Durchhalten!!! Alles über 3:30 wäre jetzt eine Schande! Mir wird langsam echt übel, das letzte Gel und das Iso-Zeugs an der Strecke war wohl nicht so gut. Da kommt die Messmatte, 3:17:34. Das muß ich einfach packen! Rechts rüber über den Wien Fluss, vorbei am Park. Links in den Parkring. Das ist aber nochmal ein langes zähes Stück. Das kam mir in den letzten Jahren alles kürzer vor. Egal, ich muß da jetzt durch! Der Stadtpark ist vorbei, die Straße wird zum Schubertring. Die Stimmung auch immer besser an der Strecke. Jetzt leichter Abzweig nach rechts. Vorbei am Schwarzenbergplatz. Hier geht echt gar nix mehr. Ich habe das Gefühl, es sind die schlimmsten letzten beiden KM die ich je gelaufen bin. Wenn am Straßenrand nicht so eine super Stimmung wäre, dann wäre ich bestimmt in eine Gehpause verfallen. Aber das hier ist Wien! Und Wien ist so geil! Mein 3.Wien Marathon und ich komme bestimmt noch ein paar mal wieder her. Auf los, gib nochmal alles für diese tolle Stadt und die super Wiener Zuschauer an der Strecke! KM41 drücke ich in 5:10min ab. Gesamtzeit 3:22:45. Das nimmt mir keiner mehr! Los jetzt der Rest ist zum geniesen! Von wegen! Ich baue immer weiter ab, weis gar nicht warum ich überhaupt noch laufen kann. Die Oper ist in Sicht. Eine Wahnsinns Partyzone ist hier aufgebaut. Was für ein toller Empfang so kurz vorm Ziel! Ich kann schon die Schilder sehen mit den Markierungen 600m, 400m usw. Das zieht sich, jetzt das letzte rausholen. Vielleicht wird das sogar noch ne Zeit unter 3:29. Wär hätte das gedacht, noch vor ein paar Tagen. 600 Meter Schild ist passiert. Weiterlaufen! Nicht nachlassen. 400 Meter Schild vorbei. Ich kann nicht mehr. Was für eine Aktion. Der Rodgau Ultra Ende Januar war echt schlimm, aber das hier ist viel schlimmer. Das Museumsquartier kommt zum Vorschein, jetzt nur noch abbiegen, durchs Heldentor auf den Heldenplatz. Was für ein Moment. Die Menge jubelt. Ich bin total glücklich, dass ich das hier in dieser Zeit packe. Die letzten Meter. Der Zieldurchlauf. Grandios dieser Einlauf in Wien. Ein bisschen muß ich mit den Tränen kämpfen. Das ist jetzt alles zu ergreifend. Noch die Medaille umhängen und dann in die Fresszone im Schlosshof. Mir ist total übel. Ich glaub ich muß mich übergeben. Nur ganz langsam komme ich zu mir. Das hat wirklich alles abverlangt. Aber geschafft, die Zeit von 3:28:55 ist für meine derzeitigen Verhältnisse super. Heute Abend kann gefeiert werden. Wien ist einfach geil! Nach ein paar Wasser und einer Banane geht es mir zum Glück wieder besser. Jetzt noch Kleiderbeutel abholen, Wechselkleidung anziehen und dann in die Unterkunft zum Duschen.


Wieder mal super Stimmung am Heldenplatz


Nach 3 Stunden 28 Minuten Kampf auf der Strecke geht es endlich durchs Heldentor


Schnell die Wechselkleidung an und ab in die Unterkunft zum Duschen

Total platt aber glücklich geht es in die Unterkunft. Jetzt erst mal duschen und kurz ausruhen. Mit dem ausruhen wird es leider nichts. Ständig bekomme ich Wadenkrämpfe. Gegen 18Uhr fahren wir in den Praterpark. Da freu ich mich schon besonders drauf, denn es steht ein Treffen mit Alex und Christine im Schweizerhaus auf dem Programm. Alex ist mit 3:06 ne Wahnsinns Zeit gelaufen. Da kann man ja schön feiern.



Treff im Praterpark/Schweizerhaus zum feiern


Netter Abend im Schweizerhaus Alex, Anja, Christine, Frank

Am Montag geht es noch in den Tiergarten Schönbrunn. Leider regnet es fast die ganze Zeit, und ich habe ersthafte Sorgen dass ich mich gerade nach dem gelaufenen Marathon erkälte. Das wäre fatal, denn in 13 Tagen steht der Düsseldorf Marathon auf dem Plan. Nach dem Tiergarten nochmal ins Schloss Schönbrunn. Kulturprogramm muß sein! Wenn man schon mal hier ist. Abschluss Abends in einem schönen Lokal in der Nähe unserer Unterkunft im 20.Bezirk Brigittenau.


Nochmal Kulturprogramm: Tiergarten Schönbrunn und Schloss Schönbrunn


Trotz Regen, wars schön im Tiergarten. Kann man empfehlen.


Schloss Schönbrunn hat noch offen, also nehmen wir das auch noch mit

Dienstag ist Rückreisetag. Nochmal schnell ne Fahrt im legendären Riesenrad im Praterpark und dann geht es zum Hauptbahnhof zur Rückreise.


Was wäre Wien ohne die Riesenradfahrt?


Bevor man zum Riesenrad gelangt, kann man in einer schön gemachten Ausstellung noch alles über das Riesenrad erfahren


Man sollte die Fahrt wohl eher am Abend machen, wenn es dunkel ist. So spektakulär war das jetzt nicht.

Sehr schön in Wien wieder mal und das trotz schlechtem Wetter. Bin auch bereits zum 30. Wien Jubiläumsmarathon für 2013 angemeldet.

weitere Bilder kann man in den Berichten von 2011 und 2010 sehen.