Sonntag, 30. September 2012

39. BMW Berlin Marathon



Vorbereitung:

3 Wochen Zeit um sich vom Münster Marathon zu erholen und gleichzeitig, das Training für Berlin auf einem vernünftigen Level zu betreiben. Die Sub 3:10 fiel den zu hohen Temperaturen in Münster zum Opfer. Also mußte es in Berlin klappen.

Mal wieder kam es anders als geplant. Eine Erkältung welche sich schon in Münster angedeutet hatte brach nun komplett aus. In der Woche nach dem Münster Marathon habe ich noch versuchte das irgendwie zu ignorieren, und schaffte immerhin noch 59,4km incl. langem Lauf von 25km. Das hätte ich besser mal gelassen. Denn in der 2. Woche ging trainingsmäßig fast gar nichts mehr. Ich hatte Ohrenschmerzen und der Druck im Kopf war teilweise kaum mehr zu ertragen. So kamen gerade mal 28,5km zusammen, und kein langer Lauf.

Sollte Berlin schon wieder scheitern?

2010 - gemeldet, nicht gestartet Bänderriss/Wadenbeinbruch
2011 - gemeldet, nicht gestartet ungeklärte Schwindelprobleme
2012 - gemeldet, sieht schon wieder schlecht aus!

Es blieb mir nichts anderes übrig als das Training auf ein minimal Programm zu beschränken, und irgendwie in nicht mal einer Woche wieder fit zu werden. Dienstag, Donnerstag und Freitag je 1 Stunde ganz locker mit strenger Pulskontrolle gejoggt. Macht zusammen noch mal 32km für die Marathonwoche. Den Sub 3:10 Versuch kann ich mir somit abschminken. Hauptsache Berlin wird wenigstens irgendwie gelaufen.

Samstag:

Anreise ganz entspannt mit der Bahn. Unterkunft wie üblich in der Jugendherberge "Gästehaus Central". Nicht gerade ein fünf Sterne Hotel, aber dafür günstig und eben praktisch. Gabi aus Kriftel hat sich dort auch einquartiert. Sie will den Berlin Marathon als Vorbereitung für die Deutsche Meisterschaft im 100km Lauf nächste Woche in Hanau nutzen. Wir haben uns schon lange nicht mehr gesehen und da gibt es viel zu erzählen. Zusammen geht es auf die Marathon-Messe die Unterlagen abholen. Abends gibt es im Hostel für 5 Euro eine Pasta Party. Das ist praktisch und erfüllt voll seinen Zweck. Ich lasse mich sogar noch zu einem Bier (mit Alkohol) überreden. Normalerweise trinke ich die komplette Woche vor dem Marathon kein Bier und Schokolade gibt es auch nicht. Besser einschlafen kann ich trotz Bier nicht.



Wie immer, Marathonmesse im alten Flughafengebäude Tempelhof



auf zur Startnummernausgabe



Passt ja alles.



auf dem Rückweg von der Messe, kann man schon mal Teile der Strecke begutachten



Pasta Party im Hostel: Für 5 Euro kann man nicht meckern



meine erste Portion. Da kommt nochmal Nachschlag und ein Quark mit Früchten dazu.

Sonntag:

Der Wecker klingelt um 5:30Uhr. Läuferbeutel zusammenpacken, frühstücken um 6:30Uhr. Mit U-und S-Bahn geht es zum Startplatz in unmittelbarer Nähe vom Reichstag. Man sollte in Berlin ein bisschen mehr Zeit einplanen, den die Wege im Start/Ziel Bereich sind weit. Bei ca. 40000 Starter/innen kann es dann schon mal hektisch werden. Aber trotz alle dem, hab ich viel Zeit. Es ist sehr frisch, die Temperaturen liegen bei ca.10° C. So lange wie möglich behalte ich die warmen Klamotten an. Irgendwann hilft es nicht mehr. Weg mit dem Läuferbeutel und der etwas mehr als 1km Fußmarsch zum Starterblock kann losgehen.



Mit der U-und S-Bahn zum Start



Vom Hauptbahnhof einmal über die Spree und schon fast am Start/Ziel Bereich



So manche Starter haben schon ordentlich Kilometer auf'm Buckel



wohin mit dem Läuferbeutel? Bei 40000 Teilnehmern ist die logistische Abwicklung nicht ganz so einfach



Nochmal anstehen fürs Dixi Klo (Türen sind auf der anderen Seite)



Läuferbeutel weg und ab in den Starterblock

Ich muß in den Block für die Zielzeit 2:50-3:00 Stunden. Die werden mich in der jetzigen Verfassung überrennen. Deshalb ordne ich mich auch ganz hinten ein. Ich will mit einer Pace von 4:30min/km starten. Mal sehen wie ich das verkrafte und dann schauen wir weiter. Die Stimmung ist prächtig. Das Wetter absolut top. Quasi Bestzeitenwetter. Man darf also gespannt sein, ob heute evtl. der Weltrekord vom letzten Jahr geknackt wird. Die entsprechenden Top Läufer sind am Start. Man hat sogar weitere Prominenz für den Startschuss und das Gelaber vorm Start verpflichtet. Der Regierende Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, Diskus-Olympiasieger Robert Harting sowie Till Schweiger und Didi Hallervorden sind anwesend. Jeder erzählt ein bisschen was und um 9:00 Uhr fällt endlich der Startschuss. Es dauert noch nicht mal eine Minute, da überquere ich die Startlinie.

Das Feld ist proppenvoll, dennoch kann man tatsächlich sein Tempo laufen. Ein paar Manöver müssen gelaufen werden, Läufer/innen, bei denen man sich fragt wie die überhaupt in den Block gekommen sind gibt es natürlich auch. Aber sonst geht es doch relativ zügig voran. Keine plötzlichen Temporeduzierungen von Feld, keine größeren Engstellen. Die Straße des 17.Juni hinunter, Siegessäule umlaufen, und schon wird KM1 mit 4:37min/km abgedrückt. Weiter im Fluss der Masse an der S-Bahnstation am Tiergarten vorbei. Jetzt schon tolle Unterstützung von den Zuschauern am Straßenrand. KM2 in 4:28min gelaufen. Ein perfekter Start. Nicht überpaced und auch nicht hoffnungslos im Zeitrückstand. Der Puls ist allerdings schon bei 156 (86%). Kreisel am Ernst Reuter Platz. Abzweig rechts in die Marchstraße. KM3 in 4:30min. Ich habe Durst! Außer 3 Tassen Kaffee und ein kleines Glas Orangensaft habe ich heute noch nichts getrunken. Ganz schön blöd! Den Versorgungspunkt bei KM5 darf ich auf keinen Fall verpassen!



gleich bei KM1 wird die Siegessäule halb umlaufen. Bildquelle: Nikolai Schwerg

Über den Landwehrkanal geht es in die Franklinstraße. Was mir jetzt schon auffällt, wer sich heute auf seinen Forerunner verläßt, der ist verlassen! Pro gelaufenen km gibt der Forerunner nochmal ca.10-30 Meter gratis obendrauf! Das bedeutet, die Pace Angaben kann man somit gleich mal in die Tonne treten. Wirklich verläßlich sind nur die handgestoppten KM Marker.

Top Stimmung im Stadtteil Moabit. Es wird eng, Abzweig in die Straße Alt Moabit. Kleiner Rempler mit einem Dänen. Der fällt fast hin, kann sich aber noch abfangen. "Are you ok?" - "Yes, no problem!" Puh! Das war knapp! KM4 in 4:27min. Der Puls hat sich jetzt auf 150 (83%) eingependelt. Gut so, das läuft bisher alles nach Plan! Und na klar werde ich versuchen die Sub 3:10 zu laufen! Was denn sonst? Ich bin ja hier nicht zum Spaß!

Jetzt volle Konzentration auf den Versorgungsstand. Ich muß trinken! Ganz nah ran an die Tische, Wasserbecher geschnappt und rein damit. Es ist voll an den Ständen, aber keine Zeit verloren. 5km Durchlauf, Uhr steht auf 22:24 Minuten. Das ist genau auf Kurs Sub 3:10. KM6 bestätigt das mit 4:23min/km. Brücke über die Spree. Vorbei am Bundeskanzleramt und Bundestag. KM7 weiter in 4:23min/km. Wieder über die Spree auf die Reinhardtstraße. Am Ende der Straße kann man schon den Friedrichstadtpalast erkennen.



vorbei am Bundeskanzleramt. Bildquelle: Martin Künzel

Über die Friedrichstraße in die Torstraße. Schon kommt KM9. Die 8 hab ich übersehen. Die Uhr zeigt eine Pace von 4:21min/km für die letzten beiden KM. Allerdings auch schon einen Puls von 160 (88%). Weiter geht es durch Berlin Mitte. Die Messmette für KM10 wird es zeigen ob ich auf Kurs bin. 44:13 Minuten. Sehr gut! Das hätte ich mir wirklich nicht träumen lassen. Mal kurz ein Vergleich mit dem Münster Marathon vor 3 Wochen. 13 Sekunden schneller und wesentlich frischer.

Weiter Mollestraße, Abzweig rechts in die Otto-Braun Straße. KM11 in 4:21min bleibt schnell. Ein kurzer Blick auf den Alexanderplatz mit dem Fernsehturm im Hintergrund bevor es links in die Karl-Marx Allee geht. Wieder ein weiteres Stimmungsnest treibt die Läufer/innen an. 270° im Kreisel laufen am Straußberger Platz. 4:23min am km12 Schild abgedrückt. Das wird nicht mehr lange so weiter gehen. Ich muß mir die Kräfte einteilen, so locker ist das auch nicht mehr. Die Lichtenbergerstraße runter, wieder über die Spree nach Kreuzberg. KM13 in 4:38min. Jetzt heißt es kühlen Kopf bewahren und nicht durchdrehen. Einfach mal ein paar KM das Tempo etwas rausnehmen und wieder erholen. Heinrich-Heine Straße runter, KM14 mit 4:28min wieder im Soll. Auch hier in Kreuzberg super Stimmung. Über den Moritzplatz, Abzweig links in die Ritterstraße. Nächste Messmatte kommt. KM15, mit 1:06:16 weiter top. Macht eine Schnittpace von 4:25min/km.



Am Ende der Reinhardtstraße kann man schon den Friedrichstadtpalast erkennen. Bildquelle: Dabbelju



kurzer Blick beim vorbeilaufen auf den Alexanderplatz mit dem Fernsehturm. Bildquelle: Elkawe

Über den Kreisel am Kottbusser Tor in die Kottbusser Straße. Puls jetzt teilweise über 160 (88%). Irgendwie läuft mir extrem der Schleim den Hals runter. Das macht es nicht einfach genügend Luft zu bekommen. Diese chronische NNH-Entzündung ist wirklich zum kotzen. Der Landwehrkanal wird überquert. Rein in den Stadtteil Neu-Kölln. Obwohl ich eigentlich ein wenig Tempo rausnehmen wollte, bleibt die Pace jetzt konstant um die 4:25min/km von KM16-20. Kottbusser Damm, dann rechts ab am Hermannplatz in die Richtung Schöneberg. Zur linken der Volkspark Hasenheide. KM18 am Südstern vorbei. Noch einmal geht es durch Kreuzberg. Gneisenaustraße, Yorkstraße. Beim nächsten Verpflegungspunkt wird es mal Zeit für Gel. Da müßte doch bald mal was kommen. Ja endlich, genau bei KM20. Rein mit dem Zeug! Wasser hinterher. Das bringt jetzt hoffentlich bald neue Energie.

Unter den nicht enden wollenden Bahngleisen vom Gleisdreieck führt jetzt die Strecke. Wenigstens gibt das ein bisschen Schatten, denn auch die Sonne knallt inzwischen schön auf den Kopf. Wir sind in Schöneberg angekommen. Ich bin gespannt auf den Halbmarathon Durchlauf. Man kann den Bogen schon sehen. Auch hier einfach nur sensationelle Anfeuerung von beiden Seiten der Straße. HM Durchlauf bei 1:33:08. Das sind schon fast 2 Minuten Vorsprung auf die Sub 3:10. Aber erfahrungsgemäß wird der 2.Abschnitt um einiges langsamer als die 1.Hälfte. Vergleich mit der Zeit von Münster (1:33:22), 14 Sekunden schneller und wesentlich besser drauf! Also, dieser Marathon heute kann nur ein Ziel haben, Sub 3:10!

Abzweig links in die Potsdamer Straße, nur ein kurzes Stück dann geht es gleich wieder rechts in die Grunewaldstraße. Eine 4:24min für KM22. Ich brauch nochmal ein Getränk. Das Gel ist immer noch nicht ganz runtergespült. Die Tische kommen, ich komme gar nicht ran. Zu viel los. Mist, das war‘s leider. Da ist schon das Iso. Aber da ganz hinten gibt es Tee. Ja warum denn nicht. Also Tee rein, und der schmeckt wirklich super. Das erfrischt total, und irgendwie bekommt man wie einen neuen Schub. Links runter in die Martin Luther Straße. KM23 weiterhin mit 4:25 gelaufen. Sehr gut! Jeder KM unter 4:30min bringt mich näher an die Sub 3:10. Ein weiterer Highlight zur rechten. Das Rathaus Schöneberg kommt. Die Begeisterung der Zuschauer ist nach wie vor ungebrochen. Das ist erste Sahne hier in Berlin. Und fast keine Totpunkte auf der Strecke bisher.



Km18. Kirche am Südstern im Stadtteil Neukölln. Bildquelle: -jkb-



Ein weiterer Highlight das Rathaus Schöneberg bei ca. KM23,5. Bildquelle: Axel Mauruszat

Über den Innsbrucker Platz in den Stadtteil Friedenau. KM24 wieder in 4:25min. Puls jetzt auf 164 (91%). Das wird sich jetzt wohl nicht mehr ändern lassen. Schon wieder ein Rathaus. Diesmal das von Friedenau. Man bekommt hier wirklich was geboten. Die Messmatte für KM25 überquere ich bei 1:50:25. Die letzten 5km mit Pace 4:26min/km immer noch sehr ordentlich. Es sind nur noch 17km! Ich kann das heute packen! Wenn ich dieses Tempo bis weit über die 30km halten kann. An der denkmalgeschützten Kaisereiche biegt die Strecke nach rechts ab in die Schmiljan Straße. Dann Kaiser-Friedrich-Platz schräg über die Bundesallee in die Wiesbadener Straße. Stur versuche ich den Rhythmus weiter zu laufen. KM26 drücke ich zu meinem Erstaunen sogar mit 4:19min ab. Was ist denn da heute los? Wir sind 16km vor dem Ziel und ich lasse nicht abreißen. Mir geht es gut, und so langsam sammele ich immer öfter Läufer/innen ein. Nicht zu euphorisch werden, es ist noch ein weiter Weg!

Weiter im Südwestkorso Stadtteil Wilmersdorf auf den Breitenbachplatz zu. KM27 in 4:28min gestoppt. Unter der Stadtautobahn durch in die Lentzeallee. Nochmal Versorgungspunkt. Hier werden sogar Power Bar Gels ausgegeben. Da greife ich doch gerne zu, obwohl ich noch ein Pack dabei habe. Schließlich kosten die Dinger 1,80€. Immer weiter im Takt. 4:29min für KM28. Wieder mächtig Stimmung. Wir steuern genau auf den Platz am Wilder Eber zu. Ein Sprecher hält uns auf dem aktuellen Stand des Marathons. „Kein neuer Weltrekord. Geoffrey Mutai aus Kenia gewinnt in 2:04:15“.



Nächstes Rathaus bei KM25. Diesmal das von Fiedenau, Bildquelle: Axel Mauruszat



An der denkmalgeschützten Kaisereiche geht es rechts ab in die Schmiljan Straße. Bildquelle: BishkekRocks

Die Stimmung beflügelt und ich lege noch eine Schippe drauf. KM29 in 4:21min abgedrückt. So langsam wird mir das unheimlich. Das kann nicht mehr lange dauern, dann werde ich hier so gnadenlos einbrechen, schwirren die Gedanken in meinem Kopf rum. Puls inzwischen bei 166 (92%). Ach, alles Quatsch! Ich fühle mich gut, und werde hier keine Spur vom Kurs abweichen. Heute ist meine Chance, und die werde ich nutzen! Abzweig rechts in den Hohenzollerndamm Stadtteil Schmargendorf. KM30 Messmatte bei 2:12:25 überquert. Letzten 5km mit Pace 4:25min/km gelaufen. Das läuft wie im Film. Nochmal Gel rein, Wasser dazu. Auf geht’s, noch 12km!

Zur rechten die Kreuz Kirche, vor mir Läufer/innen welche immer langsamer werden. Das macht jetzt richtig Spaß! Nicht nachlassen! Immer weiter die Pace halten. KM31 in 4:23min. Noch 11km! Das ist nicht mehr weit! Das ist die kleine Standard Trainingsrunde auf dem Kühkopf! Unter der Stadtautobahn durch, getrieben von den vielen Zuschauern an der Strecke kommt schon der nächste Marker. 4:14min für KM32! Das halt‘ ich im Kopf nicht aus!

Fehrberliner Platz, abzweig links. Am Preußenpark vorbei und gleich wieder rechts in die Konstanzer Straße. Nochmal diesen geilen Tee am Versorgungspunkt geschnappt. Schon wieder ein KM Marker. 4:21min für die 33. Die ersten gehen schon. Ein paar weitere schlurfen nur noch die Strecke entlang. Und jetzt geht die Party erst richtig los! Abzweig auf den Kurfürstendamm. Sensationelle Stimmung von beiden Seiten. Ich laufe und laufe, KM34 in 4:23min. Noch 8,2km und ich habe dafür knapp über 40 Minuten Zeit um am Ende eine Sub 3:10 auf der Uhr zu stehen zu haben.

Vor mir die Gedächtniskirche. Leider fast komplett verhüllt wegen Renovierungsarbeiten. Leichter Knick am Breitscheidplatz in die Tauentzienstraße. KM35 in 4:29min ein bisschen schwächer aber auf jeden Fall noch voll im Soll. Wittenbergbergplatz wird umlaufen. Nochmal Wasser rein und ein bisschen über den Kopf. Die Sonne heizt jetzt gegen Ende doch ein bisschen ein. KM36 wieder sehr schnell in 4:20min gelaufen. Nollendorfplatz umlaufen, die Bülow Straße weiter runter. Scharfe Linkskurve in die Potsdamer Straße. Hier drängen die Zuschauermassen ja quasi auf die Strecke. Das ist so geil! KM37 in 4:24min. Gesamtzeit 2:43:02. Bisschen mehr als 5km zu laufen. Das nimmt mir heute keiner mehr. Sub 3:10 ist jetzt selbst im lockeren 5’er Schnitt immer noch drin.



Kurfürstendamm. Im Hintergrund das Europa Center. Bildquelle: Dieter Brügmann



Die Gedächtniskirche. Wegen Renovierungsarbeiten zur Zeit fast vollständig verhüllt. Hier noch ohne Verhüllung. Bildquelle: GerardM

Noch einmal über den Landwehrkanal. KM38 in 4:26. Puls jetzt logischerweise auf 170 (94%). Aber es sind ja nur noch 4km! Langgezogene Rechtskurve und schon kommt der Potsdamer Platz zum Vorschein. Die breite Leipziger Straße runter. Das zieht sich jetzt ein bisschen, und natürlich laufe ich jetzt auch am Limit, aber das kann man durchziehen bis ins Ziel. Trotz schwindender Kräfte KM40 mit 4:26 abgedrückt. Abzweig rechts, letzter Versorgungsstand kommt. Ich grabsche nach Wasser, ein Helfer brüllt mich an, los Frank, hau noch mal alles rein! Wie geil sind die denn hier? Das nenn‘ ich mal ein top Verpflegungspunkt. Die machen ja total mit! Also nochmal alles rein hauen!

Links in die Mohrenstraße, dann gleich rechts in die Markgrafensztraßen. Kurzer Blick rüber zum Deutschen Dom, dann Konzerthaus am Gendarmenmarkt und die Friedrichstadtkirche. Links in die Französische Straße, weiter die Pace halten, auch wenn das jetzt wirklich weh tut. Zähne zusammen beißen. Friedrichstraße wird überquert, KM41 in 4:26min. Uhr steht auf 3:00:41. Ich kann das kaum glauben, was hier abläuft, aber in gut einem KM ist es durch! Nochmal rechts in die Glinkastraße. Am Ende ist die Straße Unter den Linden. Das nimmt mir keiner mehr. Abzweig links, und jetzt kann man das Brandenburger Tor sehen!



Gendarmenmarkt - Deutscher Dom und Konzerthaus bei KM40,5. Bildquelle: Ingrid Strauch



Brandenburger Tor. Nur noch ein paar hundert Meter zur neuen Jahresbestzeit. Bildquelle: Thomas Wolf, www.foto-tw.de

Jetzt geht es nur noch vorwärts. Die Zuschauer auf beiden Seiten peitschen die Läufer/innen zum Ziel. Der Durchlauf durch Brandenburger Tor wird zum Triumpf. Aber es ist noch nicht Schluss. Ein paar hundert Meter sind es noch. Rechts und links der Strecke sind zusätzlich noch Tribünen aufgebaut. KM42 in 4:19min gelaufen. Uhr steht auf 3:05:00. Nochmal alles reinhängen, dann bleibt die Uhr unter 3:06! Wie geil ist das hier, ich werd' verrückt. Der Zieleinlauf kommt. Ich hab’s geschafft – 3:05:47 ich werd' wahnsinnig! Was für ein Hammer! Beste Zeit seit Wien im April 2011.

Gleich mal ne Folie umgehängt und weiter in der Zielbereich. Immer wieder die Ansage, „nicht stehen bleiben, weiter gehen!“ Der Zielbereich befindet sich in unmittelbarer Umgebung vom Platz der Republik und dem Reichstag. Die Sonne scheint, es gibt kühles alkfreies Weizen, überall glückliche Menschen. Es ist herrlich! Danke Berlin für diesen schönen Tag!



Da kommt freude auf! In 3:05:47 Berlin gefinished. Prost!



Super Stimmung bei den Finishern nach dem Marathon

Zum Duschen gibt es Zeltduschen. Das Wasser ist warm, was will man mehr. Frisch geduscht geht es weiter zu Gabi, die inzwischen ebenfalls im Zielbereich ist. Mit 3:40:57 ist sie für einen Vorbereitungslauf zum 100’er in Hanau eine verdammt schnelle Zeit gelaufen. Wir trinken noch ein paar Weizen dann geht es für Gabi schon wieder nach Hause. Ich bleibe bis Montag und gönne mir abends ein leckeres Abendessen und ein paar Weizen.



Das hab ich mir verdient. Fressen bis zum abwinken. Vegetarisches Büfett im der "Seerose" Berlin Kreuzberg



Randvoller Teller mit Lekereien und dazu Öko Weizenbier.

Sonntag, 9. September 2012

11.Volksbank Münster Marathon



Vorbereitung:

Die Sub 3:10 sollte es werden in Münster. Nach einer 3:10:22 beim Hornisgrinde Marathon Ende Juli auf hügeligem Profil, erwartete ich gerade zu diese Zeit auf einer flachen Strecke. Jedoch war es erst mal nichts mit Tempoeinheiten. 3 Wochen lang recht hoch dosiertes Antibiotika gegen chronische NNH Entzündung, ließen nur Jogging bis Dauerlauf zu. Hauptsache ich konnte irgendwie gerade so die nötigsten Kilometer laufen. Als das endlich überstanden war, gab es als Zugabe wieder Probleme mit ISG und LWS. Dauerproblem linkes Knie fing im sitzen an der Innenseite an zu schmerzen. Da fragt man sich echt manchmal ob es doch nicht besser ist, den ganzen Kram einfach sein zu lassen! Aber wenn es dann wieder so halbwegs geht, dann sind solche grausigen Gedanken schnell vergessen.

Training angezogen, 2 Wochen vor Münster sogar noch den Koberstädter Waldmarathon (3:13:32) mitgelaufen. Keine Pause eingelegt, sondern fleißig weiter Training mit Tempo Einheiten gemacht.

Am Freitag schon mal so halb die Sachen gepackt. Ich verspüre leichte Schluckbeschwerden und die Ohren drücken. Fühlt sich an wie ne aufkommende Erkältung. Das hat mir ja gerade noch gefehlt. Letzte lockere Laufeinheit zeigt allerdings normale bis gute Pulswerte.

Samstag:

Voller Vorfreude, leider auch mit Halsschmerzen und Ohrendrücken, geht es die 320km nach Münster. Die Marathonmesse ist schnell gefunden. Relativ klein und übersichtlich ist die Messe im Gymnasium Paulinum aufgebaut. Startunterlagen holen, bisschen umsehen. Weiter in die Unterkunft "Sleep-Station" in der Nähe des Bahnhofes. Dort habe ich für 32 Euro ein Einzelzimmer bekommen. Duschen und WC sind auf der Etage, das reicht mir. Kurz ausruhen, dann gleich in die Innenstadt ein gemütliches Restaurant suchen für das Abendessen.



Marathonmesse im Gymnasium Paulinum



klein und übersichtlich die Startnummernausgabe



Meine Unterkunft. Sleep-Station in Münster Einzelzimmer incl. Frühstück (leider zu spät) 32 Euro pro Nacht



Sehr ansprechend dekoriert, Sleep-Station in Münster.

Die Altstadt von Münster ist das absolute Highlight. Ich komme gar nicht mehr aus dem staunen heraus. Der Prinzipalmarkt ist bereits geschmückt und herausgeputzt für den morgigen Zieleinlauf. Wahnsinn!
Meine Wahl für das Abendessen fällt auf den Italiener "La Torre". Wie üblich Spaghetti aglio olio, Salat und alkfreie Weizen. Ich bin echt müde und die Halsschmerzen machen mir zu schaffen. Ich gehe wieder zurück zur Unterkunft, lege die Sachen raus für morgen und versuche früh zu schlafen.



Münster ist die fahrradreichste Stadt Deutschlands



Die Lambertikirche vom Prinzipalmarkt aus gesehen



Der Prinzipalmarkt ist schon festlich geschmückt für den Marathon



Das historische Rathaus von Münster



St.Paulus Dom



Abendessen im "La Torre"



Erst mal ein Salat vorweg



Dann wie immer Spaghetti aglio olio

Sonntag:

Um 5 Uhr bin ich pünktlich wach. Immer noch leichte Halsschmerzen, die Ohren drücken ein bisschen. Aber ich fühle mich besser als gestern Abend. Der Schlaf hat also gut getan. Mitgebrachtes Frühstück aus dem Kühlschrank geholt. 2 Brötchen mit Käse und ein Ei. Dazu gibt es reichlich Kaffee, denn im Flur steht eine Kaffeemaschine mit allem was man braucht! Super! Gegen 7 Uhr würge ich noch den Ultra Bar Starter Pack runter, in der Hoffnung damit den Einbruch auf der Strecke zu verzögern.
Ich genieße die Ruhe beim Fussmarsch durch die Innenstadt in Richtung Start am Schlossplatz. Wie geil der Prinzipalmarkt hergerichtet ist. Das wird ein super Zieleinlauf heute. Total motiviert komme ich ins Gespräch mit anderen Startern welche auch zum Schlossplatz laufen. Viele sind skeptisch wegen den Wettervorhersagen von bis zu 28°C. Ja klar, unterm Strich wird das wohl 2-3 Minuten kosten. Dennoch bleibe ich bei meinem Ziel von Sub 3:10.

Wie üblich noch der obligatorische Gang zum Dixiklo, Läuferbeutel abgeben und dann zum vereinbarten Treff mit Eckhard und Mike vor dem Amtsgericht. Kurzer plauder Plausch, dann müssen wir auch schon los zum Startplatz.



Mein Frühstück, 2 Brötchen mit Käse und ein Ei. Dazu gibt es reichlich Kaffee



Idylle in der Altstadt vorm Marathon



Der Start ist ganz in der Nähe vom Schloss



Treff mit Mike und Eckhard

Bisher eine perfekte Orga des Marathons. Überhaupt kein Gedrängel im Block, keine übermütigen 4 Stunden Läufer im 3:00-3:30 Block. Eine kleine Showeinlage hat man sich auch noch einfallen lassen. Reckturnerlegende der 70'er Eberhard Gienger landet kurz vor 9 Uhr mit dem Fallschirm und übergibt die Pistole zum Startschuss dem Oberbürgermeister. Sogar die Event Sängerin "Lore-Lei" wurde verpflichtet um hier die deutsche Nationalhymne zu singen. Was das allerdings bei einem ganz normalen Stadtmarathon soll, versteht wohl keiner so genau. Noch einmal feuern wir uns gegenseitig an. Eberhard und Ich wollen die Sub 3:10 angehen. Mike hat seine Ziele ein paar Minuten dahinter gesteckt. Der Countdown wird gemeinsam runter gezählt, der Startschuss fällt und los geht's.



Das Starterfeld füllt sich, trotzdem kein Gedrängel



Alles klar zum Start Mike, Frank und Eckhard

Start:

Die breite Straße am Stadtgraben hinunter. Rechts und links der Strecke sehr viele Zuschauer. Das verspricht schon mal einiges für den Lauf. Scharfe Linkskurve in die Aegidiistraße. KM1 mit 4:30min/km genau im Soll. Über die Johannisstraße in die Krummer Trimpen, vorbei an der Überwasserkirche. Leicht verspüre ich den linken hinteren Oberschenkel. Immer noch ein Überbleibsel vom Koberstädter Waldmarathon. Abzweig rechts in die Rosenstraße. Schon hier nutzen die meisten Läufer/innen die Möglichkeit zum betrügen über einen Platz an der Abzweigung.

KM2 und 3 in je 4:22min/km. Die Zeiten sind ok, aber ich tue mich schwer dabei. Abzweig links vorbei an der nächsten Kirche. Diesmal die St.Martini. Jetzt geht es zum ersten Mal auf die "Promenade", eine Fahrradautobahn welche um die gesamte Innenstadt führt. Überhaupt wird hier sehr viel für die Radfahrer gemacht. Nicht umsonst gilt Münster als die fahrradfreundlichste Stadt Deutschlands. Es geht weiter im Norden der Altstadt, hier muß jetzt eine Schleife gelaufen werden um dann wieder auf die Promenade zurück zu kommen. KM4 in 4:29min/km und KM5 in 4:23min/km.



Überwasserkirche Münster. Bildquelle: Carschten



St.Martini Kirche Münster. Bildquelle: Tobias Nüssel

Getränk am ersten Versorgungspunkt geschnappt. Ganz wichtig heute, viel trinken! Schon jetzt merkt man langsam die Temperaturen. Inzwischen läuft es besser. Ich habe mich an das Tempo gewöhnt, laufe immer noch zusammen mit Eckhard. Wieder auf der Promenade diesmal in entgegengesetzter Richtung. Vorbei am "Zwinger". KM6 in 4:26min und KM7 in 4:39min. Der nächste Getränkestand. Das klappt ja prima mit der Wasseraufnahme. Als hätten die das vorher geübt. Gleich reihenweise strecken mir Hände die Wasserbecher entgegen. Die Unterstützung an der Strecke ist wirklich top, sogar außerhalb der Innenstadt.



Die "Promenade" ist ein Ring von ca. 4.5km länge für Fußgänger und Radfahrer, welcher die komplette Altstadt umschließt



Der "Zwinger" Bildquelle: Bernhard Kils. Als mächtiges Bollwerk und Geschützturm wurde er im frühen 16. Jahrhundert zur Sicherung der Stadtbefestigung errichtet

Eckhard läuft an den Versorgungsstellen nicht durch, somit wird der Abstand zwischen uns größer. Ich bin jetzt in diesem Rhythmus drin, möchte nur ungern langsamer laufen. Also geht es erst mal alleine weiter. KM8 wieder ne 4:25min. Abzweig rechts Ludgerisstraße, vorbei am Marienplatz. Wieder durch die Innenstadt, da wird mächtig Tempo gemacht. Das macht richtig Spaß hier! Jetzt bin ich drin im Marathon! Über die Klosterstraße zum Stadtmuseum Münster. Abzweig Salzstraße, vorbei an der Dominikanerkirche. KM9 in 4:26min. Tolle Stimmung in den schmalen Gassen der Innenstadt. Es kommt der erste Höhepunkt. Vorbei am Stadthausturm und der Blick auf den Prinzipalmarkt. Einfach nur geil! Dann noch diese Stimmung. Noch 32km dann bin ich wieder hier zum finishen! KM10 Durchlauf bei 44:24min. Es läuft alles nach Plan. Wenn ich das durchhalten kann dann ist die Sub 3:10 heute machbar!



Stadtmuseum Münster



Stadthausturm

Aegidiistraße runter, vor uns liegt der Aasee. Weiter entlang am Ufer des Sees. Immer noch top Unterstützung von den Zuschauern. Über den Richard Schumann Weg führt die Strecke auf die Scharnhorststraße und somit weg von Ufer des Aasee. KM11 in 4:22min. Nächster Verpflegungspunkt kommt. Dann gleich der Abzweig rechts. Brücke über den Aasee. KM12 in 4:27min. Jetzt den Zentralfriedhof Münster umrunden. Erst schön im Schatten dann in der Sonne. Diese knallt inzwischen ganz schön runter. Das wird heute absolut kein Spaziergang! KM13 in 4:26 und KM14 in 4:23.

Ich komme ins Gespräch mit einem Läufer der sehr flott unterwegs ist. Er erzählt mir, dies ist sein erster Marathon seit 18 Jahren! Er will unter 3:30 bleiben. Aber wir sind hier gerade auf Kurs Sub 3:10! Nee, 3:30 bleibt sein Ziel. Abzweig auf den breiten Rishion-le-Zion-Ring. Zur linken das Uniklinikum von Münster. KM15 sogar in 4:17min, da ich Idiot das Tempo von meinem Gesprächspartner mitgegangen bin. So geht das nicht lange gut, ich lasse abreißen und drossele das Tempo ein wenig.



der Aasee ist der größte Naherholungsraum im Stadtgebiet von Münster. Bildquelle: Odo

Weiter zum Stadtteil Gievenbeck. Mit 4:25/4:25/4:30/4:22min/km für KM16-19 bleibt die Pace voll auf Kurs. Die Strecke führt nun außerhalb von Münster durch das Feld. Eine Brücke über die Bundesstraße 54 wird zur ersten größeren Herausforderung. Ich bin froh als die Kuppe der Brücke erreicht ist. 4:31min für KM20. Ernsthafte Ermüdungserscheinungen machen sich jetzt schon breit. Über den Kreisel auf die Steinfurther Straße. Jetzt wird er interessant. HM Durchlauf, die Uhr steht bei 1:33:22. Das ist gut, so hatte ich mir das vorgestellt. Aber ich hab ordentlich zu kratzen. Noch mal 21km, los weiter durchhalten.

Über die Autobahn A1 nach Nienberge rein. Top Stimmung hier, Staffel Wechselzone. Hier brennt die Luft. So mag ich's. Mit neuem Schwung geht es weiter. Weiter durch Nienberge. Die Stimmung hier steht der von Münster in nichts nach. Ja sogar Stelzenläufer als Schmetterlinge gekleidet, runden diesen tollen Eindruck von Nienberge ab. KM22 in 4:29min. Diesen Schnitt muß ich so lange es geht halten!

Das Ort wird verlassen und somit ist auch die Stimmung weg. Trotzdem KM23/24 in 4:24 und 4:22min/km gelaufen. Ich bekomme Seitenstechen. Sofort versuche ich durch gezieltes ausatmen das Problem in den Griff zu bekommen. Klappt leider nicht. Egal wie, es muß jetzt weitergehen. Ich bin gut in der Zeit, auch wenn es immer schwerer fällt. Hier eine Sub 3:10 wäre der Hammer!

Auf dem Schonebecker Weg erreichen wir den 25km Marker. Mit 1:50:41 ist alles im grünen Bereich. Macht eine gesamt Pace von 4:26min/km. Weiter geht es am malerisch gelegenen "Haus Vögeding". Nochmal Wasser aufnehmen. Es wird immer schwieriger die Pace zu halten. Immerhin schaffe ich noch den Schnitt von unter 4:30min/km für KM26 und 27.

Den Läufer von KM13 habe ich wieder eingeholt. "Auf komm' unter 3:15 das geht heute" rufe ich ihm zu. "3:30 bleibt mein Ziel", seine Antwort. Das Gehöft am Stodtbrockweg ist erreicht. Bald sind wir in Roxel, so langsam wird es wirklich zäh. Schon die ganzen letzten Kilometer knallt die Sonne auf den Kopf. KM28 die Ernüchterung ist da, 4:38min! Ich stemme mich dagegen, aber irgendwie geht da nicht mehr viel. Ich könnte noch ein Gel nehmen, aber die Seitenstechen sind immer noch nicht so richtig verschwunden. Vielleicht hilft jetzt die Stimmung in Roxel. KM29 in 4:33min. Anfeuerung von allen Seiten. Daran liegt es wirklich nicht. Verzweifelt versuche ich noch ein paar Reserven zu mobilisieren.

KM30 Messmatte, die Uhr steht auf 2:13:21. Macht ne Gesamtpace von 4:27min/km. Noch 12km zu gehen. Raus aus Roxel KM31 in 4:32min. Über die Autobahn A1 rüber. Strecke jetzt leicht abschüssig. Ich versuche nochmal Tempo aufzunehmen, das muß ich jetzt ausnutzen. Letzter Staffelwechselpunkt und somit wieder Stimmung. KM32 dank Gefälle in 4:22min/km. Noch 10km. Durchhalten und kämpfen! Gievenbeck ist erreicht. Ich quäle mich die Strecke entlang, bin völligst platt. Abzweig in die Dieckmannstraße, die beiden Kreisel durchlaufen, KM33 zu meinem entsetzten in 4:53min abgedrückt. Ich glaube das war's dann wohl mit der Sub 3:10.

Es geht aber auch gar nix mehr. Noch 9km zu laufen und jetzt schon total im Eimer. Die Staffelläufer welche an mir vorbeiziehen, nehmen einem noch die letzte Motivation. Es hilft doch nichts, vergiss die Sub 3:10, konzentrieren auf's ankommen in einer halbwegs ordentlichen Zeit! Komm weiter! Trostlos jetzt das Neubaugebiet von Gievenbeck. Hier ist kaum Stimmung und jetzt wäre das doch so wichtig. Noch einmal probiere ich alles und schaffe immerhin ne 4:36min für KM34. Ferngesteuert geht es weiter, schon längst habe ich kein Blick mehr dafür was am Straßenrand abgeht.

Der nächste Verpflegungspunkt kommt. Ich bin am überlegen ob ein Iso-Getränk was bringen könnte. Nein besser nicht. KM35 ist mit 4:45min akzeptabel. Den Nünningweg runter. Nur noch 7km rede ich mir ein. Das muß doch zu packen sein. Wo ist nur der nächste KM Marker? Wieder Stimmung am Power Point in Gievenbeck. Abzweig Arnheimweg. KM36 in 4:44min ist geradezu sensationell für meinen Zustand. Weiter über die "Gievenbecker Reihe". Noch 6 verdammte Kilometer.

War es dumm von mir den Koberstädter Waldmarathon vor 2 Wochen zu laufen? Warum hab ich so viel Tempo im Training gemacht? Wäre eine Regenerationswoche nach dem Waldmarathon besser gewesen, als ganz normal weiter zu trainieren? Mit hätte, wenn und aber komme ich auch nicht schneller ins Ziel. Ich muß mich jetzt konzentrieren und zusammenreißen. KM37 in 4:54min. Jetzt bloss keine Gehpausen einlegen! Immer weiter, scheiß egal wie. Immer schön im fluß bleiben. Auch wenn die Zeiten schlechter werden. Unterm Strich wird das immer noch ein gutes Ergebnis. Außerdem überholt mich keiner außer Staffelläufer. So schlecht kann's also nicht sein.

Verpflegungsstand kommt. Ich greife diesmal doch zu Iso. Warum weis ich auch nicht, aber in der Verzweiflung tut man so manches. Wieder auf der breiten Roxeler Straße nähern wir uns Münster. KM38 in 4:55min, obwohl ich nur noch über die Strecke schlurfe. Rechts ab über die Albert-Schweizer-Straße in die Schmeddinger Straße. "Auf es ist nicht mehr weit", hört man immer wieder von der Seite. KM39 endlich, 5:13min gebraucht. Bei mir geht absolut nichts mehr! Mausbacher Straße, Niels-Stensen-Straße, letzter Verpflegungspunkt. Wasser geschnappt. Ein junger Helfer hält mir ein Iso Getränk hin, "möchten Sie vielleicht noch ein Iso, das baut nochmal auf!" Wirklich rührend die Unterstützung hier an den Verpflegungsstellen.

KM40 in 5:04min, Gesamtzeit 3:01:20. Noch einmal halb um den Zentralfriedhof rum, das kenne ich schon von heute morgen, aber diesmal geht es wesentlich langsamer. Der Aasee ist in Sicht. Weit ist es nicht mehr und die Stimmung zieht mächtig an. Das ist super, danke Münster! Ich quäle mich, gebe alles was noch drin ist. KM41 in 4:52min. Die Aegidiistraße ist in Sicht, gleich ist es geschafft! Rüber geht es am Aegidiitor. Die Straße rauf unter tosendem Applaus. Abzweig am Aegidiimarkt in die Rothenburg. Von allen Seiten nur noch Jubel und Lärm, eine fantastische Stimmung hier in der Altstadt. Das entschädigt für all die Qualen der letzten Kilometer. KM42 die Uhr steht auf 3:11:13. Nochmal alles reinhauen. Der Prinzipalmarkt bebt! Ist das geil hier. Wahnsinn! Ja sogar mein Name wird durchgesagt. Der Zieldurchlauf kommt. Ich habs geschafft!



Super Unterstützung am Aegidiiplatz



Wahnsinn, was für eine Stimmung im Zieleinlauf



nur noch wenige Meter bis ins Ziel



Geschafft! Jetzt erst mal ein paar alkfreie Weizen im Zielauslauf

3:11:58, na das ist doch noch ne super Zeit geworden. Ich bin echt zufrieden. Kurz nach mir kommt auch Eckhard ins Ziel. Zusammen läßt es sich schöner feiern! Haufenweise alkfrei Bier wird abgepumpt. Mit einer guten 3:36:56 kommt nun auch Mike ins Ziel. Nochmal Prost.
Zum Duschen geht es zurück ins Paulinum. Der kurze Fußmarsch durch die Innenstadt tut gut macht die müden Beine wieder locker.
Schön wars in Münster. Eine tolle Veranstaltung in einer sehr schönen Stadt. Ich komme wieder in 2013!




Münster gefinished in 3:11:58



Die Sub 3:10 nicht erreicht, dennoch hoch zufrieden Eckhard und Frank