Sonntag, 8. September 2013

12.Münster Marathon



Es ist das große Ziel in diesem Jahr nach zuletzt 2010 wieder eine Marathonzeit unter 3 Stunden zu laufen. Dafür wurden im Training die Intervall und Tempoeinheiten entsprechend erhöht. Sogar 10km und Halbmarathon Wettbewerbe habe ich extra eingeschoben um weiter an der Grundschnelligkeit zu arbeiten. Dank dem 100'er Ultra am 17.August wurden auch die Wochenkilometer auf über 100km erhöht. Somit ist doch eine solide Grundlage geschaffen um bei einem der folgenden 3 Marathons die magische 3 Stunden Grenze zu packen.

8.September Münster
29.September Berlin
20.Oktober Amsterdam

Gerade der Münster Marathon ist von der Grundvoraussetzung der ungünstigste. Die Strecke ist nicht ganz eben, im Stadtkern etwas verwinkelt und über Kopfsteinpflaster muß auch noch gelaufen werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass ich vor 3 Wochen die 100km in Leipzig, und vor 2 Wochen den Koberstädter Waldmarathon gelaufen bin.

Der letzte Intervall Test 4 Tage vorm Marathon war einfach nur ernüchternd und alles andere als zuversichtlich. Die geforderten Zeiten konnte ich gerade so halten. Keine Frage, der 100'er und der Marathon haben Kraft gekostet. Ich bin platt und mache mir keine großen Hoffnungen auf eine Sub3 in Münster.

Samstag:

Ca. 4 Stunden dauert die Fahrt nach Münster. Noch bevor es in die Unterkunft geht, hole ich gleich mal die Startunterlagen ab. Wie üblich befindet sich das Marathonzentrum im Paulinum nahe beim Schlossplatz. Die Marathonmesse ist überschaubar. Kein Schnick-Schnack, eben gerade das was man so braucht.

Unterkunft wie im letzten Jahr die bewährte "Sleep Station" direkt am Hauptbahnhof. Kurz einchecken, und dann in den Stadtkern zum Abendessen. Sehr schön ist schon alles hergerichtet auf dem Prinzipalmarkt. Die Vorfreude auf den Lauf steigt. Nur die Wetterprognosen mit starken Regen für den Marathonsonntag dämpfen die Freude etwas.

Mein Münster Standard Restaurant "La Torre", wie immer sehr gut. Spaghetti aglio olio, Salat und 2 alkfreie Weizen sorgen bei mir für eine leichte Überfressung. Ich bekomme Magenkrämpfe was sicher nicht am Essen liegt, sondern an meiner Fressgier. In der Unterkunft trinke ich noch ein paar Tee und plaudere mit zwei Läufern aus dem Saarland. Die Nacht wird sehr unruhig, ich wache je Stunde auf. Draußen tobt ein heftiger Regen. Im 5 Uhr ist die Nacht dann vorbei.



Marathonzentrum im Paulinum



Startnummenausgabe: Ich bekomme den "roten Block" für unter 3 Stunden.



Darauf freue ich mich jetzt schon. Warme Duschen nach dem Marathon



in der ganzen Stadt wird der Marathon groß gefeiert.



Der Prinzipalmerkt ist wie immer festlich geschmückt



Lamberikirche



Der Dom von Münster



Das "La Torre", der Italiener meines Vertrauens in Münster



Standard Marathon Abendessen. Spaghetti aglio olio, Salat und 2 alkfrei Weizen. Im "La Torre" ein Gedicht



Auch in der Dämmerung ist der Prinzipalmarkt einfach nur beeindruckend

Sonntag:

Läuferbeutel packen ist heute besonders schwierig. Es muß jede Menge mitgenommen werden. Vor allem 2.Paar Schuhe. Denn der Fussweg zum Marathonzentrum im Paulinum wird die Schuhe und Strümpfe schon durchweichen. Also kommen die Brooks Racer ST5 in den Beutel und werden erst zum Lauf angezogen. Zum ersten Mal werde ich mit Schuhen der sogenannten Kategorie "Wettkampf" einen Marathon laufen. Obwohl ich sagen muß, dass der Racer ST5 wenigstens noch ein bisschen Dämpfung zu bieten hat und die Bezeichnung "Wettkampf" eher übertrieben ist.

Frühstück um 6 Uhr. Für mich gibt es 2 Brötchen mit Banane und Honig. Reichlich Kaffee dazu. Weitere Läufer/innen versammeln sich im Frühstücksraum. Man kommt ins Gespräch. Es gibt eigentlich nur ein Thema. Es schüttet wie aus Kübeln und jeder regt sich darüber auf. Ich hatte erst vor 2 Wochen so eine Wasserschlacht beim Koberstädter Waldmarathon. Es ist aber auch keine Besserung in Sicht. Und so ziehe ich mit voll gepacktem Läuferbeutel durch den Regen zum Marathonzentrum im Paulinum. In der Stadt werden fleißig die letzten Arbeiten im Zielbereich getätigt. Etwas knapp in der Zeit ziehe ich mich hastig um und gebe den Läuferbeutel ab. Raus in den Regen zum Start. Wieder sind noch ein paar Meter zu Schlossplatz zu gehen. Die meisten Läufer/innen sind noch vermummt in Plastiktüten. Noch ein Riegel rein, in die Büsche zum pinkeln und dann in den roten Block für "unter 3 Stunden". Es gibt noch eine Ansprache, sogar die Sängerin Jenny Garcia wurde verpflichtet. Doch das alles geht irgendwie an mir vorbei. Ich fokussiere nochmal das unmögliche Vorhaben. Die Gedanken schwirren im Kopf rum: "Sub3 und das in diesem Dauerregen. Das Training ist seit Wochen am Anschlag. Regeneration von den Wettkämpfen hat quasi nicht stattgefunden". Egal, auf geht's! Anlaufen mit 4:15min/km und mal schauen wie's läuft.



Frühstücken mit Marathonkollegen. Für mich gibt es 2 Brötchen mit Banane und Honig. Dazu viel Kaffee.



Das wird kein Spaß heute. Der Zieleinlauf ist vor lauter Regen kurz vorm absaufen

Start 9:00 Uhr:

Dank vernünftiger Blockeinteilung sind die ersten Meter relativ gut zu laufen. Keine Manöver, kein Gerangel. Alles prima. Die Sub 3 Pacer verlieren gleich zu Anfang Ihre Ballons. Die Zuschauerunterstützung ist trotz dem Regen gut. Erst mal vorbei an den Pacern aber bloß nicht überziehen. Scharfer Abzweig am Aegidiitor in die Stadtmitte klappt problemlos. KM1 mit 4:16min genau im Plan. Die Samba Trommelgruppe am Aegidiimarkt hat sich untergestellt aber macht trotzdem Stimmung. Weiter etwas verwinkelt durch den Stadtkern zur Überwasserkirche. KM2 mit 4:11min genau mein Tempo. Über Spikerhof und Neubrückenstraße gelangen wir zur "Promenade", den Fahrradring um die Innenstadt. KM3 in 4:08min vielleicht schon ein Tick zu schnell. Da denkt man, die Bäume rechts und links der "Promende" würden etwas Regen abhalten, aber weit gefehlt. Ich hab das Gefühl es wird immer mehr.

Es folgt der Abschnitt durch das Kreuzviertel nördlich der Innenstadt. Ich kann mich wirklich nur bedanken bei den Zuschauern, welche hier dem Regen trotzen und uns lautstark anfeuern. Es ist so trostlos und der Blick in den Himmel verspricht auch keine Besserung. Wenigstens die Zeiten passen. Mit 4:14/4:13 und 4:04min für die KM 4/5 und 6 bin ich auf Kurs. Zurück auf der "Promenade" nun im Uhrzeigersinn passieren wir gleich den "Zwinger", ein Bollwerk das zur Sicherung der Stadtbefestigung diente. Weiter mit einer 4:14'er Pace über die "Promenade" bis KM8,3. Hier kommt der Abzweig in die Innenstadt zum Marienplatz. Über die kleinen Gassen weiter zum Stadtmuseum. Vorsicht beim Abzweig, es ist rutschig auf dem Kopfsteinpflaster. Fast vergeblich stehen die Helfer am Getränkestand vom Runnerspoint. Nur die wenigsten greifen nach Wasser.

Die verwinkelten Gassen in der Innenstadt erfordern höchste Konzentration, denn der Belag ist nass. Der Lärmpegel steigt an. Kein Wunder, denn wir nähern uns dem Prinzipalmarkt. Die Stimmung am Stadthausturm ist natürlich nicht so überragend wie im letzten Jahr bei strahlendem Sonnenschein. Doch man versucht alles um die Zuschauer und Läufer/innen bei Laune zu halten. Der 10km Durchlauf kommt. Mal sehen was die Uhr sagt. 42:01min, eigentlich optimal, aber die letzten Kilometer habe ich schon einen Kräfteverschleiß gemerkt. Nun pfeift auch noch der Wind so extrem entgegen, dass ein aufgeblasener Bogen eines Werbepartners über die Strecke von Helfern gestützt werden muß.

Runter zum Ufer des Aasees. Die breite Weseler Straße ist trotz Unwetter voller Zuschauer. Das ist die Unterstützung welche ich jetzt brauche, bevor der eher ruhige Abschnitt bis nach Nienberge losgeht. Ein Blick auf den Aasee zeigt deutlich wie viel Wasser da vom Himmel kommt. KM11 immer noch in 4:14min. Kurzer Schwenk in den Stadtteil Pluggendorf und dann folgt der Abzweig über den Aasee rüber zum Zentralfriedhof. Auf der Brücke kommt noch Seitenwind mit dazu. KM12 in 4:18min zeigt den befürchteten Abwärtstrend. Ich muß jetzt dranbleiben, will ich mir die Chance auf ne Sub3 erhalten. Aber das sagt sich so leicht und ist doch so schwer. Der Zentralfriedhof Münster muß fast komplett umrundet werden. Mit 4:11 bzw. 4:13min ist KM12 und 13 wieder im Lot. Aber die Kräfte schwinden.



Überwasserkirche bei KM2. Aufnahme vom Samstag.



Der Aasee bei KM11 und 41. Aufnahme vom Samstag

Zwei Läufer überholen mich. Ziehen scheinbar mühelos vorbei. Das zieht einen doch ganz schön runter. Weiter in nördlicher Richtung. Vorbei an den Universitätskliniken, der Fachhochschule bis nach Gievenbeck. Die Pace bleibt trotz aller Verschleißerscheinungen weiter um die 4:12min/km. Am Verpflegungspunkt KM17,5 wird es Zeit für die erste Ladung Gel. KM18 nur mit 4:22min abgedrückt. Hab ich da Zeit verloren oder werde ich schon langsamer? Dagegenhalten, wenigstens bis zum HM Durchlauf. Dann sehen wir weiter. Noch ein kurzer Abschnitt in Gievenbeck dann geht es raus auf's Land. KM19 mit 4:13min sieht schon wieder viel besser aus.

Es kommt die Brücke über die Bundesstraße A54. Hier hatte ich im letzten Jahr schon meine Probleme. Einer der Knackpunkte vom Münster Marathon. Kleine Schritte rauf, plötzlich ein ziehen in der linken hinteren Oberschenkel Muskulatur. Mist was für ein Dreck! Mit jedem Auftreten merkt man das. Da wird die schlechte Zeit von 4:25min für KM20 zur Nebensache. Ganz normal weiterlaufen, das gibt sich schon wieder. Und tatsächlich, nach ein paar 100 Metern wird es besser und wenig später nehme ich das gar nicht mehr wahr. Die Brücke hat mich geschafft. Ich kann dieses Tempo nicht mehr halten. Wieder ziehen Läufer an mir vorbei. Ich versuche mitzugehen, hänge mich verzweifelt dran. Komm' los gleich bist du in Nienberge, da ist wieder Stimmung. KM21 mit 4:17min/km abgedrückt. Allgemeine Resignation macht sich breit. Noch 21km zu laufen. Evtl. kann ich noch die Pace eine Zeit lang unter 4:30 halten, aber sub3? heute? Kannst du abhaken!

Trotzdem, ne gute Halbmarathonzeit soll es schon sein. Wenigstens besser als in Würzburg beim ersten Sub3 Versuch in diesem Jahr. 1:29:05 ist gar nicht mal so schlecht, aber zu langsam um weiter auf Sub3 zu laufen. In Frankfurt 2009 war es ne 1:28:25, in Wien 2010 sogar ne 1:27:03. Bei beiden Läufen war ich wesentlich besser drauf als heute und jeweils mehr als 1:31 für den 2.Abschnitt gebraucht. Echt schade, es wird nicht reichen. Ich bin einfach schon zu platt. Außerdem wartet in Gievenbeck noch ein schöner langgezogener leichter Anstieg. Vergiss es, nächster Versuch ist Berlin (29.Sep) oder Amsterdam (20.Okt). Dann auch wesentlich besser erholt. Vor allem keine 100km von Leipzig und den Koberstädter Waldmarathon als Vorprogramm der letzten 3 Wochen in den Beinen.

Über die Autobahn A1 rüber. Die Stimmung in Nienberge bringt mir wieder das Lächeln ins Gesicht zurück. Zwar gibt es heute scheinbar keine Stelzenkünstler in Nienberge, aber der Rest ist wie immer Weltklasse! Und das beflügel! Ein neuer Schub geht durch mich. Mit Schwung durch die Straßen von Nienberge. Läufer welche mich noch vor der A1 Brücke überholt haben sind schon wieder in Reichweite. KM22 mit 4:15min abgedrückt. Noch mal Wasser am VP geschnappt. Daumen hoch für die Zuschauer. Ich fühle mich plötzlich wie ausgewechselt drehe richtig auf. Die ersten Läufer werden überholt. KM23 am Ortsausgang mit 4:07min kann ich fast nicht glauben. Aber jetzt ist auch die Stimmung vorbei. Der lange Abschnitt durch das Feld nach Roxel wird es zeigen, ob das ein letztes Aufbäumen war, oder die 2.Luft.

Im Feld tritt das für nicht mehr möglich gehaltene ein: Es hat aufgehört zu regnen! Schon wieder jemanden überholt, der am Anfang an mir vorbeigezogen ist. Das puscht jetzt ungemein und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Strecke so ganz leicht abschüssig ist. KM24 wieder in 4:07min. Jetzt nicht durchdrehen, sondern konzentriert weiterlaufen. Leichter Nebel steigt aus den Feldern auf. Ich fühle mich immer noch gut und laufe unbeirrt im Takt weiter. KM25 in 4:11min. Da kommt auch schon der Ausflugsort "Haus Vögeding" mit dem nächsten VP und kurzer Aufmunterung. Wie lange wird das noch so weiterlaufen? Wann kommt der Einbruch? KM26 in 4:08min motiviert mich jedenfalls weiter. Das läuft plötzlich so gut, und insgeheim kommen wieder die ersten Sub3 Gedanken auf. Das ist heute meine Chance, ich kann es packen! Das bei KM20 war nur ne kurze Krise. Jetzt bin ich der Alte. KM27 in 4:09min. Nur noch gut 15km zu laufen. Was sind schon 15km? Das sind ja gerade mal 1 1/2 Runden vom Leipzig 100'er. Aber das Tempo ist natürlich ein anderes und es wird sich zeigen ob ich das halten kann.

Roxel ist schon greifbar. Abzweig am Gehöft vom Stadtbrockweg. Hier gibt es wieder ein VP. Ideal um das 2.Gel runter zu spülen. Jetzt hab ich nichts mehr dabei an Energiegels. Mehr braucht man auch nicht. Es geht ganz leicht aufwärts, somit ist KM28 mit 4:17min kein Grund zur Panik. Die ersten Häuser von Roxel werden passiert. Noch ist es ruhig, aber aus dem Ortskern kann ich schon gute Stimmung hören. KM29 in 4:13min. Ich bin so nah dran an der Sensation! Der Ortskern von Roxel steht der Stimmung in Nienberge in nichts nach. Das ist sensationell und treibt weiter an. Die Messmatte für die 30km Marke ist in Sicht. Jetzt kann ich die nächsten Hochrechnungen anstellen. 4:07min für KM30 und 2:06:19 insgesamt. Das ist 17 Sekunden schneller als die Zeit von Frankfurt 2009, aber immer noch 1:34min langsamer als beim Bestzeitenlauf von Wien 2010. Ganz cool bleiben, soviel ist mir klar: es beginnt jetzt der Abschnitt wo man die meiste Zeit liegen läßt. Grob überschlagen bleiben mir 53:40min um 12,2km zu laufen. Also eine Pace von 4:24min/km.

Eine Pace von max. 4:24min/km bis ins Ziel das relativiert die ganze Sache um einiges und sorgt bei mir im ersten Moment für Ernüchterung. Noch immer habe ich den leichten Anstieg von Gievenbeck im Kopf, welcher mich im letzten Jahr die Sub 3:10 gekostet hat. Aber bevor dieser Anstieg kommt, geht es erst mal runter und das werde ich nutzen um mein Zeitpolster auszubauen. Raus aus Roxel auf die breite Bundesstraße nach Gievenbeck. Autobahn A1 überquert. KM31 in 4:10min genommen. Der letzte Staffelwechselpunkt mit Stimmungsnest kommt. Die Stimmung nehme ich nochmal mit auf den abschüssigen Streckenabschnitt. Jetzt kann man es laufen lassen. KM32 in 4:05min abgedrückt. Gesamtzeit 2:14:34. Jetzt kann die Steigung kommen.

Leicht geht es nach oben. Locker laufen, nicht total verausgaben, das bringt jetzt gar nichts. Es sind noch weitere 10km zu laufen. Lieber hier etwas Zeit verlieren, als total zermürbt in Gievenbeck abzuschmieren. Die erste Etappe ist geschafft. Abzweig in die Dieckmannstraße. KM33 mit 4:25min wie erwartet etwas schwächer. Soweit ich das noch in Erinnerung habe sind die nächsten 3km auch noch sehr beschwerlich. Durch die beiden Verkehrskreisel. Vorbei am "Grünen Finger" der öffentlichen Freizeit und Sportanlage in Gievenbeck. Das hat jetzt doch Kraft gekostet und wie im letzten Jahr habe ich hier wieder meinen Hänger. Ich bin platt. Das Programm der letzten Wochen rächt sich jetzt. Was muß ich Depp auch noch den Koberstädter Waldmarathon mitlaufen. Das war doch klar dass dies deutliche Spuren hinterläßt. OK den 100'er in Leipzig wollte ich laufen. Das bereue ich auch nicht. Aber gerade mal eine Woche später den Waldmarathon zu laufen ist ja gerade zu hirnrissig! Mit dieser blöden Nummer hab ich womöglich die Sub3 versaut.

Schluss jetzt mit dem Gejammer! Ich werd' doch wohl noch mal 9km die Zähne zusammen beißen können und das letzte was noch geht rausholen! Gerade hier in Münster wäre es so geil die Sub3 zu laufen. Das ist doch viel schöner als bei so einem Massenspektakel wie in Berlin. Was ist schon das Brandenburger Tor gegen den Prinzipalmarkt! Auf jetzt Münster! Ich gebe alles für diese Stadt! Hier muß ich einfach eine Sub3 laufen!
Abzweig links in die Wohngebiete, wieder mehr Zuspruch von den Zuschauern. KM34 mit 4:17min geht doch. Weiter, es sind nur noch 8km. Immer schön im Rhythmus bleiben. Wenn dieser Kilometer gelaufen ist geht es runter. Da ist die Kurve und das Schild. 4:18min für KM35 und jetzt erst mal wieder locker im leichten Gefälle. Nur noch 7km trennen mich von der Sub3 wenn ich dran bleibe. Was sagt die Uhr? 2:28:44. Da würde eine Pace von 4:28min/km reichen. Im Zentrum von Gievenbeck wieder ein Stimmungsnest. Das baut auf und ich schließe weiter auf die nächste Läufergruppe auf. KM36 Marker mit 4:09min abgedrückt. Das ist der Wahnsinn. Das wird gehen für die nächsten 6km. Ich pack das heute. Muß nur noch im 4:30er Schnitt weiter laufen.

Die Läufergruppe ist eingeholt, und einen davon erkenne ich wieder. Der lief bei KM14 locker flockig an mir vorbei. KM37 ist wieder mit 4:19min etwas langsamer. Aber bei noch 5KM bis ins Ziel absolut im Soll. Wieder zurück auf der Roxeler Straße. Da muß doch jetzt bald mal der Zentralfriedhof kommen. Das kann doch nicht mehr weit sein. Erstmal KM38 mit 4:21min gestoppt. Wie sieht es aus? 2:40:23 die Zeit. 4:30'er Schnitt reicht locker!
Weiter in den Stadtteil Sentrup. Die Oberschenkel fangen an zu schmerzen. Da wird doch wohl jetzt nicht noch etwas dazwischen kommen? Da muß ich jetzt durch. Egal wie! Das wäre jetzt unverzeihlich hier langsamer zu werden. Ich kann da jetzt echt keine Rücksicht drauf nehmen. Schonungslos geht es weiter die Schmeddingstraße runter. KM39 mit 4:09min abgedrückt! Gesamtzeit 2:44:32! Leute, jetzt gehe ich auf's Ganze! Die Bestzeit vom Wien Marathon 2010 mit 2:58:43 ist heute fällig! Noch 3km kämpfen bis zum Umfallen! Die Oberschenkel werden das schon packen! Noch einmal Wasser geschnappt am Versorgungspunkt. Über den Kardinal von Galen Ring rüber. Zentralfriedhof ist in Sicht. Ein Läufer joggt nur noch. Ich rufe zu "los häng' dich ran dann packen wir die Sub3". Aber er meint bloß "Das pack' ich sowieso". Na dann ist ja alles gut!

Der Zugläufer für die Sub3 kommt von hinten und überholt mich. Gerade mal noch 2 Läufer im Schlepptau. Was haben die denn vor? Oder habe ich dramatisch nachgelassen? Da kommt mir der KM40 Marker zur Kontrolle gerade recht. Alles im Lot! KM40 in 4:19min. Gesamtzeit 2:48:50. Wenn ich diesen Schnitt halte dann pack' ich die Zeit von Wien. Über den "Pottkamp" in die Robert-Koch-Straße. Ich hänge mich an die Gruppe mit dem Pacer ran, kann aber das Tempo nicht ganz halten. Trotzdem wird der Abschnitt um den Zentralfriedhof bei KM41 mit 4:10min gestoppt.

Vor mir liegt der Aasee. Wesentlich angenehmer als noch vor 2 Stunden im strömenden Regen. Die Zuschauerunterstützung ist auch wieder voll da, und man läuft auf der Welle der Begeisterung mit. Und als der Sprecher mich auch noch Namentlich ankündigt habe ich wieder kurz ein Lächeln im Gesicht und recke den Arm nach oben. 2:53:01 stand bei KM41 auf der Uhr. Wenn ich jetzt keinen Fehler mehr mache, ist die Marathon Bestmarke aus Wien Geschichte. Weiter konzentrieren.

Über die breite Hauptstraße am Aegidiitor in Richtung Prinzipalmarkt. Hier ist der Teufel los. Von beiden Seiten eine Wahnsinnsanfeuerung. Der Aegidiiplatz ist schon erreicht. Diesmal steht die Samba Trommel Gruppe auf der Straße. Das ist einfach nur geil. Trotzdem wird es noch einmal beschwerlich. Das Kopfsteinpflaster ist so kurz vor Ende wirklich kein Vergnügen mehr. Vor mir tauchen plötzlich noch 2 Kinder vom Kids Marathon samt Mutter auf. Blockieren meine Laufstrecke. Ja das gibt es doch gar nicht! Ich muß den Bogen laufen um dran vorbei zu kommen. Das kostet wertvolle Sekunden.

KM42, nochmal ein Check auf der Uhr. 2:57:19. Die Zeit von Wien wird fallen! Das ist ganz sicher. Ich haue nochmal alles rein. Evtl. bleibe ich sogar unter 2:58. Der Prinzipalmarkt bebt, im Hintergrund die Lambertikirche. Was für ein geiler Zieleinlauf. Die Stelzenkünstler, die Cheerleaders. Es ist der Wahnsinn! Ich laufe durch den Bogen. 2:57:59 handgestopt. Leider ist die offizielle Zielzeit 2:58:00. Egal, Scheiß drauf. Neue Bestzeit! Ich bin überwältigt, ringe kurz mit der Fassung, verdrücke ein paar Freudentränen, lasse mir die Medaille umhängen. Nur glückliche Gesichter im Zielbereich. Shake Hands und Umarmungen mit wildfremden Menschen als wären es die besten Kumpels. Sofort bekommt man eine Schutztüte gegen das auskühlen umgehängt und kann nun in den Finisher Bereich zum fressen, saufen und erholen. Ein Finisher Shirt gibt es noch gratis obendrauf.



Gigantisch der Zieleinlauf auf dem Prinzipalmarkt.



Optimale Zielverpflegung mit allem was man so braucht



Einfach nur geil. Mit 2:58:00 neue Marathon PB in Münster gelaufen.

Was für eine Nummer. Ich hatte es wirklich abgeschrieben beim Halbmarathondurchlauf. Und jetzt ist es sogar Bestzeit geworden. Marathonbestzeit gelaufen in Münster. Das klingt doch mal viel besser als Berlin oder Frankfurt.

Der Fußweg zurück zum Marathonzentrum im Paulinum kann gleich zum lockern und zur Wettkampf Nachbesprechung mit anderen Finishern genutzt werden. Die warmen Duschen im Freien sind eine absolute Wohltat. Zum Glück ist es noch nicht so voll und ich kann ausgiebig etwas länger duschen. Auf dem Rückweg zum Auto mache ich noch einen kurzen Abstecher ins Stadtmuseum, bevor ich die 4 Stunden Fahrt nach Hause antrete.

Vielen, vielen Dank an Münster für die tolle Unterstützung an der Strecke, trotz heftigem Regenwetter. Dieser besondere Marathon wird mir ewig in Erinnerung bleiben!



Analyse vom Münster Marathon 2013. Besser hätte es nicht laufen können. Im 2.Teil sogar noch ein paar Sekunden schneller unterwegs.