Sonntag, 29. September 2013

40.Berlin Marathon



Geplant war der Berlin Marathon 2013 als den ersten wirklich realistischen Sub3 Marathon in 2013. Doch bereits 3 Wochen vorher schaffte ich mit 2:58:00 in Münster mein angepeiltes Marathonziel für 2013. Somit konnte ich es in Berlin ganz gemütlich angehen lassen. Und das war auch gut so, denn nach dem Münster Marathon habe ich Schmerzen im linken Fuß. Mal mehr, mal weniger. Immer noch so, daß man gerade trainieren kann. KM Laufleistung in der Woche wurde erst mal von über 100 auf 70-90km reduziert. Mit der bereits gelaufenen Sub3 sah ich das alles total locker. Anstatt dem langen Sonntagslauf bin ich eine Woche vorm Berlin Marathon kurz entschlossen zum Baden Marathon nach Karlsruhe gefahren. Trotz gutem Vorsatz wirklich langsam zu laufen, stand am Ende eine 3:07:59 (incl. 2min Zwangspause am Bahnübergang) auf der Uhr. In der Marathonwoche merke ich ganz klar: ich bin platt! Dazu noch die Fußschmerzen, da geht nicht viel in Berlin.

Die letzten Tage vorm Berlin Marathon:

Sonntag - Baden Marathon Karlsruhe 42,2km in 3:07:59
Montag - Trainingsfrei
Dienstag - 13,8km in 4:45min/km - incl. 10km Tempo in 4:36min/km
Mittwoch - 11,2km locker joggen in 5:34min/km
Donnerstag - 10,1km Dauerlauf in 5:01min/km
Freitag - 11,3km locker joggen in 5:30min/km
Samstag - Trainingsfrei, Anreise nach Berlin und Unterlagen abholen

Samstag 28.9.

Anreise mit der Bahn wie immer entspannt und gemütlich. Die Taschen schnell noch in die Standard Unterkunft Gästehaus Central gebracht und gleich weiter zur Messe auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden seit dem Boston Marathon deutlich erhöht. Die Messe ist proppenvoll, die Helfer und Läufer/innen teilweise leicht gereizt. Eine ewig lange Schlage bildet sich bei der Startnummernausgabe. Die meisten halten Ihre Anmeldung und den Personalausweis schon bereit. Zustände wie an der Grenze als Europa noch nicht offen war. Nach einer halben Ewigkeit bin ich endlich dran. Ausweis und Meldebestätigung vorgezeigt, Chip geprüft und Startnummer erhalten. Block C bekomme ich, was einer Zielzeit von 2:50 - 3:00 entspricht. Bei Ausgang der Startnummernausgabe erhält nun jeder sein spezielles Armband für den Einlass in den Block. Allerdings wird hier kein Ausweis mehr verlangt und da lässt sich das System ganz locker aushebeln. Man lässt hier einfach das Armband demjenigen anlegen der letztendlich auch läuft. Also weiterhin Türen und Tore offen für die Trittbrettfahrer, welche mal eben in Online Aktionen für einen Startplatz bis zu 200€ verdient haben. Viel Aufwand und am Ende ist das System nicht wasserdicht. Im nächsten Jahr gibt es ja dann das Losverfahren, was die Schwarzmarktpreise vermutlich noch weiter in die Höhe treiben wird.

Ich schlendere ein bisschen auf der Messe rum, kaufe am Falke Stand noch ein paar Laufsocken. Dummerweise hatte ich zu spät gemerkt, daß die Wettkampf Socken ein Loch am Fußballen haben. Jetzt muß ich die Socken ungetragen und ungewaschen morgen beim Marathon anziehen. Nicht ideal, aber auf jeden Fall besser als ein Loch im Fußballenbereich, der ohnehin schon schmerzt. Was sehe ich da am Wobenzym Stand? Massage 25min für 10€. Das ist doch geschenkt! Günster als beim Physio und vor allem, man kommt dran! Ja von wegen! Ich hätte das vorher beim der Anmeldung registrieren müssen. Schade, ich hätte das so gut gebrauchen können mit den ganzen Verspannungen und Fußschmerzen. Aber ich habe Glück, ein Läufer der wohl das Kreuz nur zufällig gemacht hat will die 10€ nicht zahlen. Kurzerhand übernehme ich das Ticket und zahle gerne die 10€. Ratz-fatz bin ich dran. Komme in einen extra Raum wo mich die angehende Physiotherapeutin Anja schon begrüßt. Kurzer Plausch wo die Probleme liegen und los geht's. Die Waden sind seit Wochen verspannt, mit Sicherheit auch ein Grund warum der Fuß so extrem schmerzt. Wirklich super! Mir geht es echt viel besser und der plauder Plausch während der Behandlung war sehr schön. Hier nochmal vielen lieben Dank an Anja aus Rostock vom Wobenzym Physio Team.



Sehr schöne Bilder vom Kinder Malwettbewerb in der Vorhalle der Marathonmesse



anstehen für die Startnummer



und wieder warten......



Neu in 2013 ist das Kontroll Band, allerdings hier keine Ausweiskontrolle mehr




Anja vom Wobenzym Team, angehende Physiotherapeutin, macht einen super Job. Die Muskulatur ist wieder locker

Zurück in der Unterkunft, gibt es die Pasta Party. Leider nur sehr spärliche Auswahl, kein Salat. Enttäuschend! Aber die Hauptsache ist vorhanden. Nudeln und Tomatensoße. Nicht gerade der Hit, aber es erfüllt doch voll seinen Zweck. Ich organisiere mir noch ein schönes alkfreies Weizen zum Ausklingen des Abends. Die Sachen für morgen leg' ich mir auch schon hin und um 22:00Uhr schlafe ich ein.



Pasta Party im Gästehaus: nicht gerade der Knaller, aber erfüllt voll seinen Zweck. Hauptsache Kohlenhydrate



Hat sich bewährt. Marathonfrühstück 2 Brötchen mit Banane, Honig und viel Kaffee

Sonntag 29.9.

Nur einmal um halb 4 aufgewacht, sonst bis um 5 Uhr durchgeschlafen, das ist schon mal gut. Fertig machen und zusehen, dass ich was zu essen bekomme. Um 6Uhr gibt es Frühstück. Eigentlich viel zu spät, gerade weil der Start auch noch auf 8:45Uhr vorverlegt worden ist. Ganz frech setzte ich mich um 20 vor 6 in den Frühstücksraum. Die Brötchen sind schon da, Kaffee gibt es auch gleich. Na also! Was will man mehr! Wie immer, 2 Brötchen mit Banane und Honig drauf, ein Joghurt und viel Kaffee. Um 6 Uhr trödeln dann auch noch ein paar andere Läufer ein. Es bleibt ein bisschen Zeit zum Plausch, Toilettengang und um kurz vor 7 verlasse ich die Unterkunft in Richtung Startgelänge am Reichstag. Die U und S Bahnen sind noch nicht so voll. Alles reibungslos. Ohne Gedrängel komme ich um 7:20Uhr durch die Sicherheitskontrollen am Reichstag. Wer hier keine Startnummer und das Armband hat kommt nicht rein. Es ist super kalt. Ich schätze mal 6°C. Also wird versucht so lange wie möglich die wärmende Kleidung anzubehalten. Aber man kennt das ja. Wenn es knapp wird dann wollen alle in den Block. Weg mit dem Läuferbeutel, noch einen Müllsack übergezogen. 2.Toilettengang schenk' ich mir. So wie das aussieht schaffen die letzten aus der Schlange es nicht mehr zeitig in den Block.



Ohne Startnummer und Kontrollband geht hier gar nichts. Teilweise werden sogar die Läuferbeutel geprüft



den 2.Toilettengang schenk' ich mir heute mal lieber



weg mit dem Läuferbeutel. In kurz/kurz geht es zum Startblock C

Der Weg zum Starterblock ist weit und es gibt doch einige Nadelöhre im Tiergarten. Aber alles kein Problem. 15min vor dem Start bin ich im Block C. Die Kontrollen wurden ordnungsgemäß durchgeführt. Ich sehe erstmal niemanden im Block der hier nicht reingehört. Alles Block C. Die Mülltüte hab ich schon vorher weggeworfen, man muß ja nicht unsinnig viel Krams auf die Strecke werfen. Schließlich wollen hier noch über 40.000 Läufer/innen drüber. Ein bisschen Programm gibt es über die Lautsprecher. Man hat alle sieben Weltrekordler/innen vom Berlin Marathon als Ehrengäste eingeladen. Der große Haile Gebrselassie spricht noch ein paar Worte. Es werden die Top Athleten vorgestellt. Möglicherweise könnte heute der Weltrekord aus 2011 (2:03:38) geknackt werden. Weltrekordhalter Patrick Makau ist verletzungsbeding leider nicht am Start. Aber mit Eliud Kipchoge und Wilson Kipsang (verfehlte 2011 in Frankfurt mit 2:03:42 denkbar knapp der Weltrekord) sind zwei weitere potentielle Kandidaten am Start. Es wird ernst. Die Stimmung steigt. Hatte ich nach dem Münster Marathon, Berlin noch als Sightseeing Marathon quasi abgehakt, stelle ich wie selbstverständlich die Pace auf dem Forerunner auf 4:15min/km. Ja klar. Auch wenn es verrückt kling, ich kann ja mal anlaufen mit Pace 4:15 dann schauen wie sich so alles entwickelt. Ich bin ja hier schließlich nicht zum Spaß! Tolle Atmosphäre beim Einklatschen 1 Minute vorm Start. Punkt 8:45Uhr gibt Haile Gebrselassie dann der Startschuss.

Start 8:45Uhr:

Noch nicht mal eine Minute vergeht, da überquere ich die Startlinie. Die Straße des 17.Juni ist breit genug um solch eine Masse an Läufer/innen zu verkraften. Dennoch kann man auf den ersten KM nicht immer sein Tempo laufen. Ich versuche unnötige Manöver zu vermeiden. Gleich nach der Siegessäule erster Check. KM1 ist mit 4:23min ganz ok. Das ist für einen Startkilometer verkraftbar. Aber schon läuft man praktisch einem 8 Sekunden "Rückstand" hinterher. Jetzt muß ich mir hier meinen Weg bahnen um auf meine Ziel Pace von 4:15min/km zu kommen. Nur sehr wenige Läufer/innen scheinen im falschen Block untergekommen zu sein. Die meisten können das Tempo problemlos mitgehen. Die strengen Blockkontrollen haben schon mal gut funktioniert.

Erster kleinerer Stimmungs Höhepunkt kommt an der S-Bahn Station am Tiergarten. Weiter auf den Ernst-Reuter-Platz zu. Er erfolgt der Abzweig in den Stadtteil Moabit. Erfahrungsgemäß wird das ein bisschen eng aber diesmal geht es eigentlich. Meine Füße sind von der Kälte immer noch wie eingefroren. Besonders der linke angeschlagene macht hier ziemlich zu schaffen. Bleibt nur zu hoffe, dass sich der Zustand bald bessert. Ich laufe unsauber, rolle nicht richtig ab mit links. Die Pace hat sich jetzt bei KM3 auf die 4:15min/km eingependelt. Die letzten beiden KM voll im Schnitt. Trotzdem, das läuft gar nicht locker. Der Puls ist jetzt schon bei 149 (84%). Ich fühle mich ausgelaugt, merke die Oberschenkel ein bisschen.

Weiter in Moabit. Die Stimmung ist top. Ich versuche erst mal dran zu bleiben. Immer noch sehr verkrampft aber die Zeiten stimmen mich zuversichtlich. Pace jetzt knapp unter der 4:15, KM5 Durchlauf bei 21:16min ist schon fast im Plan. Die Strecke steuert auf den Hauptbahnhof zu. KM6 mit 4:08min wird immer besser. Immer noch fühlt sich der linke Fuß an als ob da irgendwas im Schuh wäre. Ich hoffe mal dass es wirklich nur wegen der Kälte ist. Noch kann man das ertragen. Weiter über die Spree, vorbei am Bundeskanzleramt und gleich nochmal über die Spree nach Berlin Mitte. Der Friedrichstadtpalast kommt am Ende der Straße zum Vorschein. Auch hier wie letztes Jahr eine Bombenstimmung. Den KM7 Marker hab ich verpasst, aber die 8 zeigt mir ne Pace von 4:07min für die letzten beiden Kilometer.

Weiter in die Torstraße, ich merke das hohe Tempo und den Kräfteverschleiß. Wie lange wird das gutgehen mit dem Karlsruhe Marathon in den Knochen? Ich muß ein bisschen Tempo rausnehmen, sonst ist das heute nicht zu packen. Nächster Versorgungspunkt kommt. Die Tische sind lang genug. Wenn man sich nicht total blöd anstellt verliert man trotz großem Feld kaum Zeit. Das mit dem Tempo drosseln klappt irgendwie nicht. Mit 4:10’er Pace weiter zum 10km Marker, Genau 42min auf der Uhr. Ganz unbewusst wird natürlich sofort mit der Münsterzeit verglichen. 1 Sekunden schneller! Geht da vielleicht ne Sub3. Erstmal ganz locker bleiben und weiterlaufen. Die schweren Beine werden später noch ganz schön Ärger machen.

Kurz ist der Alexanderplatz im Augenwinkel zu sehen. Aber die Strecke biegt kurz vorher nach links zum Straußburger Platz ab. Vor mir ein Läufer von der LC Olympia Wiesbaden. Ich schließe auf und wir quatschen kurz. Erst mal ziehe ich an Ihm vorbei, doch es wird nicht lange dauern, da wird er wieder an mir vorbei gehen. 270° laufen am Straußburger Platz. Wieder so ein Stimmungsnest. Das ist schon toll was hier in Berlin zuschauermäßig abgeht. Wieder einmal wird die Spree überquerst. Jetzt geht es durch Kreuzberg. KM12 und 13 mit 4:12 bzw. 4:14min/km weiter konstant. Der linke Fuß ist mittlerweile aufgetaut und voll beweglich. Lediglich die überlasteten Fußballen melden sich ab und zu. Das war aber klar und hatte sich beim Karlsruhe Marathon ja schon abgezeichnet.

In Kreuzberg läuft’s. Die müden Beine sind wieder hell wach. Ich fühle mich gut und erhöhe ganz unbewusst die Schlagzahl. KM14 und 15 in je 4:05min/km. KM15 Durchlauf bei 1:02:38 was einer Gesamtpace von 4:10,5 entspricht. Hammer! Am Kottbusser Tor vorbei in Richtung Neukölln. Kurzer Plausch mit einem Läufer des LSF Münster über den Münster Marathon. Er ist auch mitgelaufen, allerdings als Trainingslauf. Marathon als Trainingslauf, sowas hab ich auch öfter vor, hat aber noch nie so richtig geklappt. Jetzt bin ich hier so gut unterwegs und kann nur hoffen dass mir die Aktion von Karlsruhe nicht alles versaut. Ach was, jeder hat so seine Trainingsmethoden und Pläne. Das ist mein Konzept und ich bin bisher gut damit gefahren. Das wird hier auch klappen, auch wenn mir jeder den Vogel zeigt.

KM16 in 4:09min. Wende im Südosten am Hermanplatz. Vorbei am Volkspark Hasenheide. Immer gerade aus, Gel rein kurz vor KM18, weiter Gneisenaustraße, über dem Mehringdamm rüber. Das läuft super. Pace jetzt unter 4:10min, ich fühle mich weiter gut. Bin schon total gespannt auf die Halbmarathon Durchlaufzeit. Über die Yorkstraße unter den vielen Bahnlinien durch gibt mal kurz Schatten. Die nächste Partyzone ist in Sichtweite. Jetzt kommt der HM Durchlauf. Hier brennt die Luft. Nochmal ein Getränk geschnappt und weiter zur Messmatte. 1:27:42. Ich werd‘ wahnsinnig! Das ist ja 1:49min schneller als in Münster. So jetzt ist es Fakt! Die Sub3 muß heute gelaufen werden!

Mal sehen wie lange ich das Tempo halten kann. Nochmal so einen 2.Abschnitt hinlegen wie beim Münster Marathon wäre genial. Über die Potsdamer und Grunewaldstraße runter zum Schöneberger Rathaus (KM23). Die KM Splits mit 4:04/4:05/4:09min/km für KM22-24 sehr schnell. Weiter durch den Stadtteil Friedenau. Nächster Kontrollpunkt bei KM25. Uhr steht auf 1:43:48. Das ist eine Pace von 4:09min/km. Grob überschlagen reicht jetzt schon eine Schnitt von 4:25min/km, um unter 3 Stunden zu bleiben. Aber das ist noch ein langer Weg und der Kräfteverschließ ist zu gut zu merken.

Die ersten leichten Zweifel kommen auf, denn die Beine werden schwerer. Das ist jetzt der Punkt wo ich dranbleiben muß. Von Gefühl werde ich etwas langsamer, aber die Uhr sagt was ganz anderes. Mit 4:06/4:09/4:11min/km geht es über die Wiesbadener Straße, Südwestkorso und Lentzealle zum nächsten Highlight: Der „wilde Eber“ knapp hinter KM28. Grandios diese Stimmung. War ich eben noch mental in einem kleinen Loch, fühle ich mich jetzt wieder hellwach und zuversichtlich. Letztes Gel reingedrückt. Mit Wasser runtergespült. Die zwei Gel Strategie (bei KM18/KM28) hat sich in zig Marathons bewährt und wird auch heute wieder klappen.

Wir sind jetzt im Stadtteil Schmargendorf, der westlichste Teil der Strecke ist fast erreicht. Immer wieder wechsele ich mit dem Läufer der LC Olympia Wiesbaden die Position. Er ist auch einer der wenigen, welcher das Tempo mitgeht. Die anderen Mitstreiter werden früher oder später überholt. Das ist ein gutes Zeichen! KM29 mit 4:06min bestätigt das. Es folgt der Abzweig auf den Hohenzollerndamm. Es sind nur noch ein paar Kilometer bis zum Ku-Damm. Ab da lief es doch im letzten Jahr super. 30km Messmatte bei 2:04:25 überquert. Nur noch gut 12km. Da reicht ja schon ne Pace von 4:33min/km um heute unter 3 Stunden zu finishen. Das läuft noch besser als in Münster (KM30 bei 2:06:19). Fast 2 Minuten schneller als vor 3 Wochen zum gleichen Zeitpunkt. Ich werd‘ verrückt!

Die Stadtautobahn ist schon überquert. Die Strecke führt durch Wilmersdorf. Der KM Marker 32 zeigt es an, es sind nur noch 10km. Also gerade mal eine Runde vom Leipzig 100’er. Mit 4:01min bin ich gerade meinen bisher schnellsten KM Abschnitt gelaufen. Fehrbelliner Platz, Abzweig in Richtung Ku-Damm. Alles läuft wie am Schnürchen, nur die Fußballen fangen an zu schmerzen. Ich hatte es befürchtet. In Karlsruhe waren es die letzten 4km. Heute muß ich das noch 10km durchstehen. Noch geht es, aber es wird schmerzhafter. Weiter versuchen im Rhythmus zu bleiben. Schnell noch die Zeit für KM33 checken, bevor es auf den Ku-Damm geht. 4:09min, das passt.

Die Stimmung ist super und lässt aktuelle Probleme und Ermüdungserscheinungen vorerst ausblenden. Hoffentlich rächt sich das hohe Tempo nicht noch auf den letzten Kilometern. KM34 wieder ne 4:05min. Gedächtniskirche und Europacenter sind schon zu sehen. Noch nicht mal mehr 8km sind zu laufen. Im Kopf laufen die Hochrechnungen. Ja selbst mit einer 4:30’er Pace würde ich sogar die Bestzeit von Münster packen! Vorbei an der Gedächtniskirche, die Messmatte für KM35 überquert. Mit 4:14min nicht ganz so schnell, aber Gesamtzeit 2:25:03 ist ne klare Ansage in Richtung neue PB.

Der Wittenbergplatz bebt. Von allen Seiten kommt die Anfeuerung. Es ist wie im letzten Jahr. Einer nach dem anderen wird eingesammelt. KM36 Marker schon gesichtet und anvisiert. 4:06min! Was sind das für Zeiten? Dafür quäle ich mich im Intervall Training. Schon am Nollendorfplatz vorbei, weiter Bülowstraße. Ich sehe die ersten nach links in die Potsdamer Straße abbiegen. Der Lärmpegel steigt. Was ist denn hier los? Das ist ja total irre. Super Berlin! Immer weiter, nicht nachlassen. KM37 mit 4:08min abgedrückt. Uhr steht auf 2:33:16. Das gibt eine Hammerzeit! Nur noch 5km. „Komm‘ los Frank, zieh‘ es durch. Solche Bedingungen wie heute wirst du nie wieder bekommen!“

Die Kuppel vom Sony Center hab ich fest im Blick. Versuche mich irgendwie abzulenken, der Schmerzpegel von den Fußballen steigt immer weiter. Auf durchhalten, da ist schon KM38. 4:11min für den Kilometer und 2:37:28 Gesamtzeit. Über 20 Minuten Zeit für 4,2km um eine neue PB aufzustellen. Das ist ja mehr als komfortabel! Langgezogene Kurve zum Potsdamer Platz und plötzlich Wind. Kein Sturm, aber man merkt das doch. Ich muß auf die nächsten Läufer aufschließen. Die Füße brennen wie Feuer. Mistkram! Durchhalten! KM39 kommt, es sind nur noch 3km zu laufen. 4:05min und Gesamtzeit 2:41:32.

Die Leipziger Straße zieht sich endlos. Immer noch ein bisschen Wind. Aber es hält sich in Grenzen. Zähne zusammenbeißen. Da kommt ja endlich der Abzweig in die Jerusalemer Straße, und gleich drauf über die KM40 Messmatte. Blick zur Uhr 2:45:38. Wie bitte? 2:45:38! Da brauch‘ ich nicht mehr groß zu rechnen! Jetzt wird alles auf eine Karte gesetzt und ne Sub2:55 gelaufen! Ich stehe kurz vor meinem größten Coup als Freizeitläufer. Muß nur die Pace für die Rest der Strecke unter 4:15min/km halten.

Weiter Mohrenstraße. Getränkestand schenk‘ ich mir. Jetzt wird nichts mehr riskiert. Das geht auch so für die 2km. Der Gendarmenmarkt ist zu sehen, Abzweig in die Marktgrafenstraße. Plötzlich ruft jemand neben mir. „Das gibt’s doch gar nicht“. Es ist mein Laufkumpel Jens aus der Nähe von Trier! Das ist jetzt wirklich der Knaller. Jens ist beim Saarschleifen Halbmarathon ne 1:20:23 gelaufen. Und beim Blick in sein Trainingstagebuch wird’s mir ganz anders. Das zeigt mir nochmal wie gut ich heute unterwegs bin. Kurzer Plausch mit Verabredung zum Trinken für heute Abend und dann ziehe ich weiter.

Abzweig in die Französische Straße. Es ist nicht mehr weit. KM41 mit 4:00min abgedrückt! Das ist ja unglaublich. 2:49:38 die Gesamtzeit. Los, weiterlaufen und auf’s Tempo drücken, auch wenn jetzt jeder Schritt zur Qual wird. Rein in die Klinkastraße. Vorne schon zu sehen die Straße „unter den Linden“. Dranbleiben und die letzten Reserven locker machen. Abzweig „unter den Linden“. Was für ein Anblick. Vor mir das Brandenburger Tor, rechts und links jubeln die Zuschauer. Hier gibt jeder alles. Weiter konzentrieren, vom letzten Jahr weiß ich das nach dem Brandenburger Tor sich das letzte Stück auf der Straße des 17.Juni noch ewig zieht. Pariser Platz mit Kopfsteinpflaster tut weh, aber trotzdem mit allem was noch geht durchs Brandenburger Tor. Wo ist denn jetzt der 42 Marker. Weiter, weiter, weiter und Tempo! Die „42“ kommt, 3:57min und 2:53:35 auf der Uhr! Das nimmt mir keiner mehr.

Die letzten Meter zum Ziel. Noch einmal alles reinhauen. Riesen Stimmung im Zielbereich. Letzter Blick auf die Uhr. Da brennt nichts mehr an. Ich bin durch! 2:54:19 es ist der Hammer! Gerade mal 3 Wochen ist es her da hatte ich in Münster mit 2:58:00 eine neue Bestzeit erreicht und jetzt das. Bestzeit unter 2:55. Ich glaub das nicht. Was für ein Film 5 Marathons in 7 Wochen. Davon 2x neue Bestzeit und 1x100km von Leipzig. Heute Abend sauf‘ ich mir total die Rübe weg!

Ebenfalls kurz vor mir ins Ziel gelaufen, der Läufer von LC Olympia Wiesbaden. Kurzes „shake Hands“, war ne super gute Zusammenarbeit. Jens kommt jetzt auch in den Zielbereich. Er hat es geschafft unter der 2:55 zu bleiben. Super, dann steht der Feier heute Abend ja nichts mehr im Wege. Schnell noch ein paar alkfreie Weizen abpumpen, Wechselklamotten anziehen und schnell zurück in die Unterkunft zum Duschen. Jetzt bloß keine Erkältung einfahren. In 3 Wochen ist der Amsterdam Marathon.



Der Hammer! Völligst unerwartet neue Bestzeit mit 2:54:19 gelaufen



Erst mal leckeres vegetarischen Essen im Lokal "Seerose" in Berlin Kreuzberg....



....und dann feiern mit Jens

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