Sonntag, 10. November 2013

17.Bottroper Herbstwaldlauf 50km (DM)



Das letzte Highlight in 2013. Die deutschen Meisterschaften im 50km Ultramarathon. Ausgetragen im Rahmen des Bottroper Herbstwaldlaufes. Ursprünglich wollten wir von Verein eine gute Mannschaft stellen. Allerdings fand sich kein 3.Mann um die Mannschaft zu komplettieren. So war es mir dann relativ egal, wie kaputt ich in Bottrop an den Start gehe. Kurz entschlossen laufe ich eine Woche vor Bottrop noch den Rursee Marathon. Dumm nur, dass der schwierige Kurs am Rursee seine Spuren himterläßt. Der rechte Fuß ist im Bereich der Fußballen geschwollen.

Nach dem letzten Tempotraining am Mittwoch Abend, ist an laufen nicht mehr zu denken. Donnerstags und Freitags ist statt Lauftraining Fuß kühlen angesagt. Samstags der letzte kurze Test über 7km ist ernüchternd. Je länger man läuft, desto mehr merkt man die Schwellung und den Druck auf den Fußballen. So soll ich 50km laufen? Das gibt ne Katastrophe! Aber irgendwie werd' ich da durchlaufen. In Amsterdam hat es ja auch funktioniert.

Sonntag 10.November

Brutal! Um 3:15Uhr klingelt der Wecker. Schnell noch was essen, fertig machen und auf geht's! In Kriftel Gabi eingeladen, dann weiter nach Idstein. Hier wartet schon Max auf uns. Perfekte Fahrgemeinschaft nach Bottrop. Das spart Sprit und man kann schon während der Autofahrt übers laufen quatschen.



Frühstücken um 3:30Uhr. Banane-Honig Brötchen, Joghurt, Ei und Kaffee



Gemeinsam nach Bottrop mit Gabi und Max von der LC Olympia Wiesbaden

Um 8:00Uhr in Bottrop auf dem Gelände der Zeche Prosper Haniel angekommen. Genug Zeit zum Startnummern abholen, Kaffee trinken, umziehen und fertig machen zum Start. Der Ablauf in Bottrop ist mir bestens vertraut. Es ist mein 3.Start in Bottrop. Diesmal habe ich mir extra ein Vorhängeschloss mitgebracht, damit ich meine Tasche am Püngelhaken aufhängen kann. Die Schuhwahl ist heute aufgrund des geschwollenen Fußballen schwierig. Letztendlich entscheide ich mich doch für die Standard Marathon Schuhe Asics DS Trainer 17. Raus zum Start. Aber im Gang der Bergmannskauen staut es sich. Warum? Ganz klar! Draußen regnet es in strömen. Na super, das hat noch gefehlt. Trotzdem, ich ändere jetzt nichts mehr. Kurze Hosen, dünnes langarm Shirt und Laufshirt drüber. Halstuch. Fertig!



Spezialverpflegung für die top Athleten. Für mich reicht Powerbar Standard Verpflegung aus der DM Drogerie



Schönes Weizenglas zum 41.Herbstwaldlauf gibt es für 6 Euro, oder man erreicht einen AK Podestplatz.



Kurz vorm Start scheint das Wetter zu kippen



Umziehen in den Bergmannskauen

Da stehen wir nun im Regen und warten auf den Start. Die Temperaturen sind auf 5°C zurück gegangen. Das sind keine schönen Bedingungen, aber man kann es sich halt nicht aussuchen.

9:00Uhr Start:

Die Menge setzt sich in Bewegung. Eine Kapelle spielt das "Steigerlied". Sehr schön das passt hier her. Trotz dem Regen haben sich viele Zuschauer zum Start eingefunden und applaudieren am Ausgang des Zechengeländes. 2 Runden à 25km, zum größten Teil im Waldgebebiet Kirchheller Heide, müssen gelaufen werden. Natürlich ist es erst mal voll auf der Strecke, aber ich kann mein Tempo laufen. Die ersten Kilometer führen durch den Fernewald rüber zur Kirchheller Heide. Dieser Teil der Strecke muß beim Rückweg wieder gelaufen werden. Die Überführung vom Betriebsweg zur Halde Schöttelheide ist jetzt noch kein Problem, aber spätestens in Runde 2 wird man das Ding verfluchen. Noch ein kleiner Abschnitt auf dem Fahrradweg, dann über die abgesperrte Bundesstraße in das Waldgebiet Kirchheller Heide.

Den ersten Verpflegungspunkt bei KM3,6 lasse ich noch aus. Das muß ja noch nicht sein. Die Blase drückt sowieso schon. Aber das ist ja kein Wunder. Ich bin platschnass und kalt ist es auch. Mir kommt es so vor als würde es immer mehr regnen. Das macht überhaupt kein Spaß. Einziger Lichtblick ist der rechte Fuß. Noch keine Probleme bis jetzt. Die 5km Marke ist erreicht. 21:57min die Zeit. Viel zu schnell! Macht Schnittpace von 4:23min/km. Erst mal weiter, und sehen wie sich das entwickelt.

Die Wendepunktstrecke mit dem Verpflegungspunkt 2 kommt. Ein bisschen Wasser kann nicht schaden. Weiter geht es im Regen. So hatte ich mir das nicht vorgestellt. Sehr trostlos. einfach nur weiterlaufen. Der KM10 wird nach einer kleinen Steigung mit 43:53min gestoppt. Die Pace ist annähernd gleich geblieben. Puls mit 151 (85%) ist erstaunlich gut.

Das sieht doch alles gar nicht so schlecht aus, aber jetzt fängt der Fußballen an, so langsam weh zu tun. Jeden Schritt merkt man. Automatisch wird nicht mehr richtig abgerollt. Gerade mal 10km sind gelaufen. Ob ich das durchhalte? Mal schauen, das wird schwierig. Ein kurzer Abschnitt im freien Feld ist besonders langweilig. Danach wird es aber interessanter. Die Strecke führt am Ufer des Heidhofsees vorbei. Allerdings ist das heute nicht so malerisch wie sonst. Alles was man sieht ist der Regen auf dem See. Eine scharfe Wende mit kurzem Gefälle nach dem See, dann wieder rauf zum Heidhof. Hier ist der VP3. Wasser geschnappt und rein damit. Mist! Ich muß pinkeln, sonst passiert hier noch ein Unglück! Schnell in die Büsche. So ein Dreck, das kostet Zeit! Weiter kurzzeitig mit verschärfter Pace. Das muß aufgeholt werden! Mit 4:35min für KM14 ist das noch verkraftbar.

KM15 Marker, die Uhr steht auf 1:06:01. Das ist top. So konstant bin ich noch nie einen 50'er gelaufen. Im Schnitt 4:26'er Pace für die letzten 5km. Ja wenn da nicht der Fußballen wäre. Das Profil ist hier aber auch sehr unangenehm zu laufen. Es wird immer schlimmer. Zur Hälfte könnte ich ja aussteigen, aber wie sieht das denn aus? Kommt überhaupt nicht in die Tüte! Irgendwie wird es gehen. In der Ferne kann man sehen, daß die 10km Läufer/innen jetzt mit auf die Strecke kommen. Erst mal nur ein kurzes Stück, aber nach dem Heidesee wird es dann richtig eng, soweit mir das noch in Erinnerung ist.

Nach einem leichten Anstieg ist der Heidesee erreicht. Hier ist der VP4. Die Gelegenheit das erste Gel reinzuwerfen. KM17,7 ist der ideale Zeitpunkt dafür. Einmal um den Heidesee. Das Dreckswetter hat auch seine Vorteile. Es sind keine Spaziergänger unterwegs. Hier am Heidesee ist das immer besonders schlimm. Was ist das? 4:38min für KM18! Ich lasse nach. Dranbleiben! Es noch nicht mal die Hälfte rum.

Wie schon befürchtet, die langsameren 10km Läufer/innen kommen nun mit auf die Strecke. Da ist alles dabei von Gruppenlaufen, MP3 Player im Ohr, eben alles was man jetzt nicht gebrauchen kann. Hektisch im Slalom vorbei. Das nervt und kostet Kraft. Der Puls geht hoch, aber irgendwie muß ich da jetzt vorbei. KM20 bei 1:28:10. Pace der letzten 5km wieder 4:26min/km. Das läuft doch! Sogar der Regen hat aufgehört und die Sonne kommt raus.

Nach einem kurzen Schlenker der nicht mit auf der 10'er Strecke ist, führt der Weg wieder gemeinsam zurück zur Zeche Prosper Haniel. Kurz vor der Brücke kommt mir schon der Führende entgegen. Dann wird es eng mit all den 10'ern. Tolle Zuschauerunterstützung hier im Start/Zielbereich. Einmal durchs Ziel laufen, aber gleich drehen und in die 2.Runde. Das ist schon ein wenig deprimierend wenn man die vielen 10'er Finisher mit dem Bier in der Hand sieht und hat selbst noch 25km vor Augen. 1:50:09 die Durchlaufzeit für 25km. Da hab ich sogar nochmal zugelegt auf den letzten 5km.

So eine 25km Zeit hätte ich nicht erwartet nach dem Programm. Gerade mal 34 Sekunden langsamer als bei der 50km Bestzeit vom Rodgau Ultra aus 2011. OK, da werde ich heute am Ende nicht rankommen. Bin viel zu platt und warte ehrlich gesagt nur noch auf den Einbruch. Aber eine Zeit unter 3:50 ist machbar. Die Schmerzen vom Fußballen nehme ich schon gar nicht mehr so wahr. Also los geht's nochmal alles geben! Die Strecke ist vollgestopft durch die 10'er und 50'er welche auf dem Rückweg zur Zeche sind. Allerdings auch wieder schön, weil man ein paar bekannte Gesichter sieht. Teilweise gibt es sogar anerkennenden Applause. Vielen Dank, das baut auf für die 2.Runde.

Jetzt macht sich der Verschleiß immer mehr bemerkbar. Mit dem Rursee Marathon, vom letzten Sonntag in den Knochen, war das irgendwo klar. Ich muß jetzt zusehen, dass ich hier einigermaßen durchkomme. Wieder über die Bundesstraße in das Waldgebiet Kirchheller Heide. Am VP1 nochmal Wasser rein. Irgendwie so lange es geht die Pace um die 4:30min halten. Schon wieder muß ich eine Pinkel Pause machen. Das ist heute aber auch echt zum kotzen. Los weiter! Einen Riegel rein, das hilft. KM30 bei 2:12:37. Ich habe etwas nachgelassen, aber immer noch gut in der Zeit. 4:30'er Pace für die letzten 5km.

Es wird zäher. Jede kleinere Steigung tut weh. Die Oberschenkel fangen jetzt schon an und es ist noch so weit. Aber den anderen geht es wohl genauso. Am Wendepunkt von VP2 kann man die Strecke gut überblicken. Der Abstand zu den Verfolgern ist eher größer geworden. KM35, die Uhr zeigt 2:35:09. Da hab ich doch die Pace für die letzten 5km auf der 4:30min halten können. Nur noch 15km, das muß doch zu packen sein! Unter 3:50 muß heute drin sein!

Wieder dieses trostlose Stück im Feld nur gerade aus. Vor mir ein Läufer und eine Läuferin. Es dauert eine halbe Ewigkeit, aber letztendlich kann ich an den beiden vorbei gehen. Das läuft doch super! Hier geht heute was. Abzweig zum Heidhofsee. Jetzt sieht das hier schon viel freundlicher aus als in Runde 1 bei Dauerregen. Aber es hilft mir nicht groß weiter. Ich bin stehend k.o. und wundere mich nur noch wie ich weiterhin die Pace halten kann.

VP3 am Heidhof. Wasser rein. Ich muß das durchziehen, das gibt nochmal ne top Zeit. Wer hätte das gedacht. Aber dafür muß ich jetzt kämpfen! Ein kurzes Stück leichtes Gefälle kommt da gerade recht zum verschnaufen. KM40 abgedrückt mit 2:57:39. Ich werd' verrückt. Wieder die Pace 4:30min/km für die letzten 5km gehalten.

Nur noch 10km. Das wird noch mal knüppelhart, aber dann ist es gepackt. Doch es wird immer beschwerlicher. Der Marathondurchlauf ist groß mit einem Schild markiert. 3:07:37 wäre die Zeit für 42,195km. Aber es ist absolut nix wert, wenn ich die letzten 7,8km vergeige. Und die haben es in sich. Die lächerliche Steigung zum Heidesee rauf macht mich total fertig. Völlig platt greife ich zum Wasser am VP4 und drücke das letzte Gel rein. Vielleicht ein bisschen zu spät, ich weiß nicht.

Ich komme überhaupt nicht mehr in die Gänge, schlurfe am See entlang. Hier sind jetzt dank der Sonne wieder zahlreiche Spaziergänger unterwegs. Aber keiner von denen hat mal ein aufmunterndes Wort für mich übrig. Wäre ich nur schon rum um den See. Das große Jammern geht los. Endlich die Nordspitze von See ist erreicht. Jetzt geht es zurück. Ich denke an die letzte Runde vom 100'er in Leipzig. Das war viel schlimmer, versuche ich mir einzureden. Die Strecke zweigt ab vom See. Das wär' nun auch erledigt. Wo bleibt nur die "45"? Das muß doch hier irgendwo gewesen sein! Da ist der Marker. 4:47min für den letzten KM gebraucht. Ich bin am Ende! Gesamtzeit 3:20:57. Also ne Pace von 4:40min/km für die letzten 5km.

Das hätte heute eine neue PB über 50km werden können, aber es geht echt nix mehr. Wie immer bei den 50'ern. Die letzten 10km versauen mir alles. Mal grob überschlagen. 3:44:20 ist die Bestzeit. Ich müßte für die letzten 5km die Pace auf 4:40min halten, dann würde es noch reichen. Ich muß es versuchen! Los, reiß dich am Riemen. 5km noch. Das packst du!

Verzweifelt gebe ich alles was noch geht. Ganz hinten sehe ich den nächsten Marker. Da ist dann auch der Abzweig zum letzten VP. Dranbleiben! 4:24min für KM46. Na also das geht doch! Nicht nachlassen, weiter kämpfen! Der VP kommt. Letztes Wasser rein. Leicht abschüssig geht es zur Querung der Bundesstraße. KM47 in 4:41min. Mist wo hab ich bloß die Zeit verbummelt? Auf hau rein, das kann ich immer noch packen! Weiter auf dem Radweg. Der plötzliche Asphalt nach dem Waldboden tut erst mal weh, aber es läuft besser als im Wald. Der Abzweig zur Zeche vor Augen spornt zusätzlich an. Weiter, weiter, weiter.

Runter vom Radweg. Jetzt wird es wieder schwieriger zu laufen. Egal es ist nicht mehr weit. KM48 in 4:22min gestoppt. Ich pack das! Die Brücke über den Betriebsweg kommt. Das wird die letzte Hürde werden. Beiß die Zähne zusammen, gleich bist du oben! Das ist jetzt wirklich extrem hart und hat Zeit gekostet. Ich bin oben. Schnell rüber. Da kommen jetzt noch welche entgegen und Spaziergänger sind auch noch unterwegs. Gerade so durchgekommen. Jetzt bin ich gespannt. Die 49'er Marke wird es zeigen. 4:45min, das war klar wegen der Brücke. Gesamtzeit 3:39:09. Das reicht, wenn ich den letzten KM unter 5min bleibe. Auf geht's durchhalten! Alles was noch irgendwie geht muß jetzt in diesen letzten KM gesteckt werden. Der Waldweg ist längst zu Ende. Das letzte Stück auf der Straße. In der Kurve zum Gelände Prosper Haniel stehen die Zuschauer und feuern an. Rein ins Gelände. Den Förderturm vor Augen. Die Uhr steht noch unter 3:44. Das langt! Endspurt, Zielbogen, Geschafft. 3:43:32 neue PB. Wahnsinn! Besser hätte es nicht laufen können. Neue Bestzeit über 50km und das beim 70.Marathon-Finish.



Zieleinlauf bei strahlendem Sonnenschein



70.Marathon gefinished mit neuer PB über 50km



war genau die richtige Wahl für die angeschlagenen Füße. Asics DS Trainer 17



Warme Duschen sind garantiert in Bottrop

Kurze Erholung im Zielauslauf. Ein paar Tee's abgebohrt. Kekse, Salzstangen und natürlich das alkfreie Weizen. Dann gleich weiter zu den warmen Duschen.

Ein super Tag in Bottrop. Platz 29. gesamt und 5. in der Altersklasse. Heute morgen noch wäre ich mit "ankommen" und Zeit unter 4 Stunden zufrieden gewesen.



Die Analyse von Bottrop 2013