Sonntag, 29. September 2013

40.Berlin Marathon



Geplant war der Berlin Marathon 2013 als den ersten wirklich realistischen Sub3 Marathon in 2013. Doch bereits 3 Wochen vorher schaffte ich mit 2:58:00 in Münster mein angepeiltes Marathonziel für 2013. Somit konnte ich es in Berlin ganz gemütlich angehen lassen. Und das war auch gut so, denn nach dem Münster Marathon habe ich Schmerzen im linken Fuß. Mal mehr, mal weniger. Immer noch so, daß man gerade trainieren kann. KM Laufleistung in der Woche wurde erst mal von über 100 auf 70-90km reduziert. Mit der bereits gelaufenen Sub3 sah ich das alles total locker. Anstatt dem langen Sonntagslauf bin ich eine Woche vorm Berlin Marathon kurz entschlossen zum Baden Marathon nach Karlsruhe gefahren. Trotz gutem Vorsatz wirklich langsam zu laufen, stand am Ende eine 3:07:59 (incl. 2min Zwangspause am Bahnübergang) auf der Uhr. In der Marathonwoche merke ich ganz klar: ich bin platt! Dazu noch die Fußschmerzen, da geht nicht viel in Berlin.

Die letzten Tage vorm Berlin Marathon:

Sonntag - Baden Marathon Karlsruhe 42,2km in 3:07:59
Montag - Trainingsfrei
Dienstag - 13,8km in 4:45min/km - incl. 10km Tempo in 4:36min/km
Mittwoch - 11,2km locker joggen in 5:34min/km
Donnerstag - 10,1km Dauerlauf in 5:01min/km
Freitag - 11,3km locker joggen in 5:30min/km
Samstag - Trainingsfrei, Anreise nach Berlin und Unterlagen abholen

Samstag 28.9.

Anreise mit der Bahn wie immer entspannt und gemütlich. Die Taschen schnell noch in die Standard Unterkunft Gästehaus Central gebracht und gleich weiter zur Messe auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof. Die Sicherheitsvorkehrungen wurden seit dem Boston Marathon deutlich erhöht. Die Messe ist proppenvoll, die Helfer und Läufer/innen teilweise leicht gereizt. Eine ewig lange Schlage bildet sich bei der Startnummernausgabe. Die meisten halten Ihre Anmeldung und den Personalausweis schon bereit. Zustände wie an der Grenze als Europa noch nicht offen war. Nach einer halben Ewigkeit bin ich endlich dran. Ausweis und Meldebestätigung vorgezeigt, Chip geprüft und Startnummer erhalten. Block C bekomme ich, was einer Zielzeit von 2:50 - 3:00 entspricht. Bei Ausgang der Startnummernausgabe erhält nun jeder sein spezielles Armband für den Einlass in den Block. Allerdings wird hier kein Ausweis mehr verlangt und da lässt sich das System ganz locker aushebeln. Man lässt hier einfach das Armband demjenigen anlegen der letztendlich auch läuft. Also weiterhin Türen und Tore offen für die Trittbrettfahrer, welche mal eben in Online Aktionen für einen Startplatz bis zu 200€ verdient haben. Viel Aufwand und am Ende ist das System nicht wasserdicht. Im nächsten Jahr gibt es ja dann das Losverfahren, was die Schwarzmarktpreise vermutlich noch weiter in die Höhe treiben wird.

Ich schlendere ein bisschen auf der Messe rum, kaufe am Falke Stand noch ein paar Laufsocken. Dummerweise hatte ich zu spät gemerkt, daß die Wettkampf Socken ein Loch am Fußballen haben. Jetzt muß ich die Socken ungetragen und ungewaschen morgen beim Marathon anziehen. Nicht ideal, aber auf jeden Fall besser als ein Loch im Fußballenbereich, der ohnehin schon schmerzt. Was sehe ich da am Wobenzym Stand? Massage 25min für 10€. Das ist doch geschenkt! Günster als beim Physio und vor allem, man kommt dran! Ja von wegen! Ich hätte das vorher beim der Anmeldung registrieren müssen. Schade, ich hätte das so gut gebrauchen können mit den ganzen Verspannungen und Fußschmerzen. Aber ich habe Glück, ein Läufer der wohl das Kreuz nur zufällig gemacht hat will die 10€ nicht zahlen. Kurzerhand übernehme ich das Ticket und zahle gerne die 10€. Ratz-fatz bin ich dran. Komme in einen extra Raum wo mich die angehende Physiotherapeutin Anja schon begrüßt. Kurzer Plausch wo die Probleme liegen und los geht's. Die Waden sind seit Wochen verspannt, mit Sicherheit auch ein Grund warum der Fuß so extrem schmerzt. Wirklich super! Mir geht es echt viel besser und der plauder Plausch während der Behandlung war sehr schön. Hier nochmal vielen lieben Dank an Anja aus Rostock vom Wobenzym Physio Team.



Sehr schöne Bilder vom Kinder Malwettbewerb in der Vorhalle der Marathonmesse



anstehen für die Startnummer



und wieder warten......



Neu in 2013 ist das Kontroll Band, allerdings hier keine Ausweiskontrolle mehr




Anja vom Wobenzym Team, angehende Physiotherapeutin, macht einen super Job. Die Muskulatur ist wieder locker

Zurück in der Unterkunft, gibt es die Pasta Party. Leider nur sehr spärliche Auswahl, kein Salat. Enttäuschend! Aber die Hauptsache ist vorhanden. Nudeln und Tomatensoße. Nicht gerade der Hit, aber es erfüllt doch voll seinen Zweck. Ich organisiere mir noch ein schönes alkfreies Weizen zum Ausklingen des Abends. Die Sachen für morgen leg' ich mir auch schon hin und um 22:00Uhr schlafe ich ein.



Pasta Party im Gästehaus: nicht gerade der Knaller, aber erfüllt voll seinen Zweck. Hauptsache Kohlenhydrate



Hat sich bewährt. Marathonfrühstück 2 Brötchen mit Banane, Honig und viel Kaffee

Sonntag 29.9.

Nur einmal um halb 4 aufgewacht, sonst bis um 5 Uhr durchgeschlafen, das ist schon mal gut. Fertig machen und zusehen, dass ich was zu essen bekomme. Um 6Uhr gibt es Frühstück. Eigentlich viel zu spät, gerade weil der Start auch noch auf 8:45Uhr vorverlegt worden ist. Ganz frech setzte ich mich um 20 vor 6 in den Frühstücksraum. Die Brötchen sind schon da, Kaffee gibt es auch gleich. Na also! Was will man mehr! Wie immer, 2 Brötchen mit Banane und Honig drauf, ein Joghurt und viel Kaffee. Um 6 Uhr trödeln dann auch noch ein paar andere Läufer ein. Es bleibt ein bisschen Zeit zum Plausch, Toilettengang und um kurz vor 7 verlasse ich die Unterkunft in Richtung Startgelänge am Reichstag. Die U und S Bahnen sind noch nicht so voll. Alles reibungslos. Ohne Gedrängel komme ich um 7:20Uhr durch die Sicherheitskontrollen am Reichstag. Wer hier keine Startnummer und das Armband hat kommt nicht rein. Es ist super kalt. Ich schätze mal 6°C. Also wird versucht so lange wie möglich die wärmende Kleidung anzubehalten. Aber man kennt das ja. Wenn es knapp wird dann wollen alle in den Block. Weg mit dem Läuferbeutel, noch einen Müllsack übergezogen. 2.Toilettengang schenk' ich mir. So wie das aussieht schaffen die letzten aus der Schlange es nicht mehr zeitig in den Block.



Ohne Startnummer und Kontrollband geht hier gar nichts. Teilweise werden sogar die Läuferbeutel geprüft



den 2.Toilettengang schenk' ich mir heute mal lieber



weg mit dem Läuferbeutel. In kurz/kurz geht es zum Startblock C

Der Weg zum Starterblock ist weit und es gibt doch einige Nadelöhre im Tiergarten. Aber alles kein Problem. 15min vor dem Start bin ich im Block C. Die Kontrollen wurden ordnungsgemäß durchgeführt. Ich sehe erstmal niemanden im Block der hier nicht reingehört. Alles Block C. Die Mülltüte hab ich schon vorher weggeworfen, man muß ja nicht unsinnig viel Krams auf die Strecke werfen. Schließlich wollen hier noch über 40.000 Läufer/innen drüber. Ein bisschen Programm gibt es über die Lautsprecher. Man hat alle sieben Weltrekordler/innen vom Berlin Marathon als Ehrengäste eingeladen. Der große Haile Gebrselassie spricht noch ein paar Worte. Es werden die Top Athleten vorgestellt. Möglicherweise könnte heute der Weltrekord aus 2011 (2:03:38) geknackt werden. Weltrekordhalter Patrick Makau ist verletzungsbeding leider nicht am Start. Aber mit Eliud Kipchoge und Wilson Kipsang (verfehlte 2011 in Frankfurt mit 2:03:42 denkbar knapp der Weltrekord) sind zwei weitere potentielle Kandidaten am Start. Es wird ernst. Die Stimmung steigt. Hatte ich nach dem Münster Marathon, Berlin noch als Sightseeing Marathon quasi abgehakt, stelle ich wie selbstverständlich die Pace auf dem Forerunner auf 4:15min/km. Ja klar. Auch wenn es verrückt kling, ich kann ja mal anlaufen mit Pace 4:15 dann schauen wie sich so alles entwickelt. Ich bin ja hier schließlich nicht zum Spaß! Tolle Atmosphäre beim Einklatschen 1 Minute vorm Start. Punkt 8:45Uhr gibt Haile Gebrselassie dann der Startschuss.

Start 8:45Uhr:

Noch nicht mal eine Minute vergeht, da überquere ich die Startlinie. Die Straße des 17.Juni ist breit genug um solch eine Masse an Läufer/innen zu verkraften. Dennoch kann man auf den ersten KM nicht immer sein Tempo laufen. Ich versuche unnötige Manöver zu vermeiden. Gleich nach der Siegessäule erster Check. KM1 ist mit 4:23min ganz ok. Das ist für einen Startkilometer verkraftbar. Aber schon läuft man praktisch einem 8 Sekunden "Rückstand" hinterher. Jetzt muß ich mir hier meinen Weg bahnen um auf meine Ziel Pace von 4:15min/km zu kommen. Nur sehr wenige Läufer/innen scheinen im falschen Block untergekommen zu sein. Die meisten können das Tempo problemlos mitgehen. Die strengen Blockkontrollen haben schon mal gut funktioniert.

Erster kleinerer Stimmungs Höhepunkt kommt an der S-Bahn Station am Tiergarten. Weiter auf den Ernst-Reuter-Platz zu. Er erfolgt der Abzweig in den Stadtteil Moabit. Erfahrungsgemäß wird das ein bisschen eng aber diesmal geht es eigentlich. Meine Füße sind von der Kälte immer noch wie eingefroren. Besonders der linke angeschlagene macht hier ziemlich zu schaffen. Bleibt nur zu hoffe, dass sich der Zustand bald bessert. Ich laufe unsauber, rolle nicht richtig ab mit links. Die Pace hat sich jetzt bei KM3 auf die 4:15min/km eingependelt. Die letzten beiden KM voll im Schnitt. Trotzdem, das läuft gar nicht locker. Der Puls ist jetzt schon bei 149 (84%). Ich fühle mich ausgelaugt, merke die Oberschenkel ein bisschen.

Weiter in Moabit. Die Stimmung ist top. Ich versuche erst mal dran zu bleiben. Immer noch sehr verkrampft aber die Zeiten stimmen mich zuversichtlich. Pace jetzt knapp unter der 4:15, KM5 Durchlauf bei 21:16min ist schon fast im Plan. Die Strecke steuert auf den Hauptbahnhof zu. KM6 mit 4:08min wird immer besser. Immer noch fühlt sich der linke Fuß an als ob da irgendwas im Schuh wäre. Ich hoffe mal dass es wirklich nur wegen der Kälte ist. Noch kann man das ertragen. Weiter über die Spree, vorbei am Bundeskanzleramt und gleich nochmal über die Spree nach Berlin Mitte. Der Friedrichstadtpalast kommt am Ende der Straße zum Vorschein. Auch hier wie letztes Jahr eine Bombenstimmung. Den KM7 Marker hab ich verpasst, aber die 8 zeigt mir ne Pace von 4:07min für die letzten beiden Kilometer.

Weiter in die Torstraße, ich merke das hohe Tempo und den Kräfteverschleiß. Wie lange wird das gutgehen mit dem Karlsruhe Marathon in den Knochen? Ich muß ein bisschen Tempo rausnehmen, sonst ist das heute nicht zu packen. Nächster Versorgungspunkt kommt. Die Tische sind lang genug. Wenn man sich nicht total blöd anstellt verliert man trotz großem Feld kaum Zeit. Das mit dem Tempo drosseln klappt irgendwie nicht. Mit 4:10’er Pace weiter zum 10km Marker, Genau 42min auf der Uhr. Ganz unbewusst wird natürlich sofort mit der Münsterzeit verglichen. 1 Sekunden schneller! Geht da vielleicht ne Sub3. Erstmal ganz locker bleiben und weiterlaufen. Die schweren Beine werden später noch ganz schön Ärger machen.

Kurz ist der Alexanderplatz im Augenwinkel zu sehen. Aber die Strecke biegt kurz vorher nach links zum Straußburger Platz ab. Vor mir ein Läufer von der LC Olympia Wiesbaden. Ich schließe auf und wir quatschen kurz. Erst mal ziehe ich an Ihm vorbei, doch es wird nicht lange dauern, da wird er wieder an mir vorbei gehen. 270° laufen am Straußburger Platz. Wieder so ein Stimmungsnest. Das ist schon toll was hier in Berlin zuschauermäßig abgeht. Wieder einmal wird die Spree überquerst. Jetzt geht es durch Kreuzberg. KM12 und 13 mit 4:12 bzw. 4:14min/km weiter konstant. Der linke Fuß ist mittlerweile aufgetaut und voll beweglich. Lediglich die überlasteten Fußballen melden sich ab und zu. Das war aber klar und hatte sich beim Karlsruhe Marathon ja schon abgezeichnet.

In Kreuzberg läuft’s. Die müden Beine sind wieder hell wach. Ich fühle mich gut und erhöhe ganz unbewusst die Schlagzahl. KM14 und 15 in je 4:05min/km. KM15 Durchlauf bei 1:02:38 was einer Gesamtpace von 4:10,5 entspricht. Hammer! Am Kottbusser Tor vorbei in Richtung Neukölln. Kurzer Plausch mit einem Läufer des LSF Münster über den Münster Marathon. Er ist auch mitgelaufen, allerdings als Trainingslauf. Marathon als Trainingslauf, sowas hab ich auch öfter vor, hat aber noch nie so richtig geklappt. Jetzt bin ich hier so gut unterwegs und kann nur hoffen dass mir die Aktion von Karlsruhe nicht alles versaut. Ach was, jeder hat so seine Trainingsmethoden und Pläne. Das ist mein Konzept und ich bin bisher gut damit gefahren. Das wird hier auch klappen, auch wenn mir jeder den Vogel zeigt.

KM16 in 4:09min. Wende im Südosten am Hermanplatz. Vorbei am Volkspark Hasenheide. Immer gerade aus, Gel rein kurz vor KM18, weiter Gneisenaustraße, über dem Mehringdamm rüber. Das läuft super. Pace jetzt unter 4:10min, ich fühle mich weiter gut. Bin schon total gespannt auf die Halbmarathon Durchlaufzeit. Über die Yorkstraße unter den vielen Bahnlinien durch gibt mal kurz Schatten. Die nächste Partyzone ist in Sichtweite. Jetzt kommt der HM Durchlauf. Hier brennt die Luft. Nochmal ein Getränk geschnappt und weiter zur Messmatte. 1:27:42. Ich werd‘ wahnsinnig! Das ist ja 1:49min schneller als in Münster. So jetzt ist es Fakt! Die Sub3 muß heute gelaufen werden!

Mal sehen wie lange ich das Tempo halten kann. Nochmal so einen 2.Abschnitt hinlegen wie beim Münster Marathon wäre genial. Über die Potsdamer und Grunewaldstraße runter zum Schöneberger Rathaus (KM23). Die KM Splits mit 4:04/4:05/4:09min/km für KM22-24 sehr schnell. Weiter durch den Stadtteil Friedenau. Nächster Kontrollpunkt bei KM25. Uhr steht auf 1:43:48. Das ist eine Pace von 4:09min/km. Grob überschlagen reicht jetzt schon eine Schnitt von 4:25min/km, um unter 3 Stunden zu bleiben. Aber das ist noch ein langer Weg und der Kräfteverschließ ist zu gut zu merken.

Die ersten leichten Zweifel kommen auf, denn die Beine werden schwerer. Das ist jetzt der Punkt wo ich dranbleiben muß. Von Gefühl werde ich etwas langsamer, aber die Uhr sagt was ganz anderes. Mit 4:06/4:09/4:11min/km geht es über die Wiesbadener Straße, Südwestkorso und Lentzealle zum nächsten Highlight: Der „wilde Eber“ knapp hinter KM28. Grandios diese Stimmung. War ich eben noch mental in einem kleinen Loch, fühle ich mich jetzt wieder hellwach und zuversichtlich. Letztes Gel reingedrückt. Mit Wasser runtergespült. Die zwei Gel Strategie (bei KM18/KM28) hat sich in zig Marathons bewährt und wird auch heute wieder klappen.

Wir sind jetzt im Stadtteil Schmargendorf, der westlichste Teil der Strecke ist fast erreicht. Immer wieder wechsele ich mit dem Läufer der LC Olympia Wiesbaden die Position. Er ist auch einer der wenigen, welcher das Tempo mitgeht. Die anderen Mitstreiter werden früher oder später überholt. Das ist ein gutes Zeichen! KM29 mit 4:06min bestätigt das. Es folgt der Abzweig auf den Hohenzollerndamm. Es sind nur noch ein paar Kilometer bis zum Ku-Damm. Ab da lief es doch im letzten Jahr super. 30km Messmatte bei 2:04:25 überquert. Nur noch gut 12km. Da reicht ja schon ne Pace von 4:33min/km um heute unter 3 Stunden zu finishen. Das läuft noch besser als in Münster (KM30 bei 2:06:19). Fast 2 Minuten schneller als vor 3 Wochen zum gleichen Zeitpunkt. Ich werd‘ verrückt!

Die Stadtautobahn ist schon überquert. Die Strecke führt durch Wilmersdorf. Der KM Marker 32 zeigt es an, es sind nur noch 10km. Also gerade mal eine Runde vom Leipzig 100’er. Mit 4:01min bin ich gerade meinen bisher schnellsten KM Abschnitt gelaufen. Fehrbelliner Platz, Abzweig in Richtung Ku-Damm. Alles läuft wie am Schnürchen, nur die Fußballen fangen an zu schmerzen. Ich hatte es befürchtet. In Karlsruhe waren es die letzten 4km. Heute muß ich das noch 10km durchstehen. Noch geht es, aber es wird schmerzhafter. Weiter versuchen im Rhythmus zu bleiben. Schnell noch die Zeit für KM33 checken, bevor es auf den Ku-Damm geht. 4:09min, das passt.

Die Stimmung ist super und lässt aktuelle Probleme und Ermüdungserscheinungen vorerst ausblenden. Hoffentlich rächt sich das hohe Tempo nicht noch auf den letzten Kilometern. KM34 wieder ne 4:05min. Gedächtniskirche und Europacenter sind schon zu sehen. Noch nicht mal mehr 8km sind zu laufen. Im Kopf laufen die Hochrechnungen. Ja selbst mit einer 4:30’er Pace würde ich sogar die Bestzeit von Münster packen! Vorbei an der Gedächtniskirche, die Messmatte für KM35 überquert. Mit 4:14min nicht ganz so schnell, aber Gesamtzeit 2:25:03 ist ne klare Ansage in Richtung neue PB.

Der Wittenbergplatz bebt. Von allen Seiten kommt die Anfeuerung. Es ist wie im letzten Jahr. Einer nach dem anderen wird eingesammelt. KM36 Marker schon gesichtet und anvisiert. 4:06min! Was sind das für Zeiten? Dafür quäle ich mich im Intervall Training. Schon am Nollendorfplatz vorbei, weiter Bülowstraße. Ich sehe die ersten nach links in die Potsdamer Straße abbiegen. Der Lärmpegel steigt. Was ist denn hier los? Das ist ja total irre. Super Berlin! Immer weiter, nicht nachlassen. KM37 mit 4:08min abgedrückt. Uhr steht auf 2:33:16. Das gibt eine Hammerzeit! Nur noch 5km. „Komm‘ los Frank, zieh‘ es durch. Solche Bedingungen wie heute wirst du nie wieder bekommen!“

Die Kuppel vom Sony Center hab ich fest im Blick. Versuche mich irgendwie abzulenken, der Schmerzpegel von den Fußballen steigt immer weiter. Auf durchhalten, da ist schon KM38. 4:11min für den Kilometer und 2:37:28 Gesamtzeit. Über 20 Minuten Zeit für 4,2km um eine neue PB aufzustellen. Das ist ja mehr als komfortabel! Langgezogene Kurve zum Potsdamer Platz und plötzlich Wind. Kein Sturm, aber man merkt das doch. Ich muß auf die nächsten Läufer aufschließen. Die Füße brennen wie Feuer. Mistkram! Durchhalten! KM39 kommt, es sind nur noch 3km zu laufen. 4:05min und Gesamtzeit 2:41:32.

Die Leipziger Straße zieht sich endlos. Immer noch ein bisschen Wind. Aber es hält sich in Grenzen. Zähne zusammenbeißen. Da kommt ja endlich der Abzweig in die Jerusalemer Straße, und gleich drauf über die KM40 Messmatte. Blick zur Uhr 2:45:38. Wie bitte? 2:45:38! Da brauch‘ ich nicht mehr groß zu rechnen! Jetzt wird alles auf eine Karte gesetzt und ne Sub2:55 gelaufen! Ich stehe kurz vor meinem größten Coup als Freizeitläufer. Muß nur die Pace für die Rest der Strecke unter 4:15min/km halten.

Weiter Mohrenstraße. Getränkestand schenk‘ ich mir. Jetzt wird nichts mehr riskiert. Das geht auch so für die 2km. Der Gendarmenmarkt ist zu sehen, Abzweig in die Marktgrafenstraße. Plötzlich ruft jemand neben mir. „Das gibt’s doch gar nicht“. Es ist mein Laufkumpel Jens aus der Nähe von Trier! Das ist jetzt wirklich der Knaller. Jens ist beim Saarschleifen Halbmarathon ne 1:20:23 gelaufen. Und beim Blick in sein Trainingstagebuch wird’s mir ganz anders. Das zeigt mir nochmal wie gut ich heute unterwegs bin. Kurzer Plausch mit Verabredung zum Trinken für heute Abend und dann ziehe ich weiter.

Abzweig in die Französische Straße. Es ist nicht mehr weit. KM41 mit 4:00min abgedrückt! Das ist ja unglaublich. 2:49:38 die Gesamtzeit. Los, weiterlaufen und auf’s Tempo drücken, auch wenn jetzt jeder Schritt zur Qual wird. Rein in die Klinkastraße. Vorne schon zu sehen die Straße „unter den Linden“. Dranbleiben und die letzten Reserven locker machen. Abzweig „unter den Linden“. Was für ein Anblick. Vor mir das Brandenburger Tor, rechts und links jubeln die Zuschauer. Hier gibt jeder alles. Weiter konzentrieren, vom letzten Jahr weiß ich das nach dem Brandenburger Tor sich das letzte Stück auf der Straße des 17.Juni noch ewig zieht. Pariser Platz mit Kopfsteinpflaster tut weh, aber trotzdem mit allem was noch geht durchs Brandenburger Tor. Wo ist denn jetzt der 42 Marker. Weiter, weiter, weiter und Tempo! Die „42“ kommt, 3:57min und 2:53:35 auf der Uhr! Das nimmt mir keiner mehr.

Die letzten Meter zum Ziel. Noch einmal alles reinhauen. Riesen Stimmung im Zielbereich. Letzter Blick auf die Uhr. Da brennt nichts mehr an. Ich bin durch! 2:54:19 es ist der Hammer! Gerade mal 3 Wochen ist es her da hatte ich in Münster mit 2:58:00 eine neue Bestzeit erreicht und jetzt das. Bestzeit unter 2:55. Ich glaub das nicht. Was für ein Film 5 Marathons in 7 Wochen. Davon 2x neue Bestzeit und 1x100km von Leipzig. Heute Abend sauf‘ ich mir total die Rübe weg!

Ebenfalls kurz vor mir ins Ziel gelaufen, der Läufer von LC Olympia Wiesbaden. Kurzes „shake Hands“, war ne super gute Zusammenarbeit. Jens kommt jetzt auch in den Zielbereich. Er hat es geschafft unter der 2:55 zu bleiben. Super, dann steht der Feier heute Abend ja nichts mehr im Wege. Schnell noch ein paar alkfreie Weizen abpumpen, Wechselklamotten anziehen und schnell zurück in die Unterkunft zum Duschen. Jetzt bloß keine Erkältung einfahren. In 3 Wochen ist der Amsterdam Marathon.



Der Hammer! Völligst unerwartet neue Bestzeit mit 2:54:19 gelaufen



Erst mal leckeres vegetarischen Essen im Lokal "Seerose" in Berlin Kreuzberg....



....und dann feiern mit Jens

Sonntag, 22. September 2013

31.Fudicia Baden Marathon Karlsruhe



Mal wieder kurzentschlossen einen Marathon laufen anstelle des langen Laufes. Das alles genau 1 Woche vor Berlin und mit Fußschmerzen links seit dem Münster Marathon vor 2 Wochen.

Ja warum denn nicht. Ich muß ja dank der guten Zeit von Münster, in Berlin gar nicht mehr so aufdrehen. Also ein lockerer Marathon in Karlsruhe mit Zielzeit Sub 3:30 das gönne ich mir heute mal. Wetter soll ja auch super werden. Sonne und bis 20°C. Außerdem wurde mir Karlsruhe als sehr schöner und schneller Marathon empfohlen.

Aufstehen um 4 Uhr. Die übliche Prozedur. Frühstücken mit 2 Banane-Honig Brötchen, Joghurt und viel Kaffee. Ruck-zuck bin ich in Karlsruhe. Parken alles kein Problem. 10min Fußweg zum Marathonzentrum in der Europahalle. Alles prima. Kurz nach 7 Uhr habe ich bereits für 55Euro meine Nachmeldung abgegeben. Ich bekomme die Startnummer, mehr nicht. Kein Läuferbeutel, keine üblichen Goodies wie Nudeln, Magnesium usw. Wer braucht den Kram auch schon.

8 Uhr noch ein Treff mit 2 Jungs vom Verein. Kurzer Plausch und dann mal so langsam umziehen, Kleiderbeutel abgeben, Toilette aufsuchen und rein in den Starterblock. Ich kann hingehen wo ich will. Überhaupt kein Problem. Könnte quasi in jedem Block. Aber Zielzeit ist ja Sub 3:30 und so ordne ich mich auch brav dementsprechend ein. Der Moderator vom Marathon versucht witzig zu sein, reißt einen Spruch nach dem anderen. Irgendwie überhaupt nicht mein Ding, naja wem's gefällt.



Marathon Messe in der Europahalle Karlruhe



Bester Laune kurz vorm Start

9:00 Uhr Start:

Ganz locker durch die Karlsruher Südweststadt, Südstadt und Ockstadt. Über die breiten Hauptstraßen läßt es sich super laufen. Über die A5 nach Durlach, hier wird auch die Stimmung gleich etwas besser. Durlach wird in südlicher Richtung verlassen. Für die ersten 10km 45:55min gebraucht. Eigentlich viel zu schnell, aber irgendwo war mir das schon klar dass es so kommt. Der Fuß zieht ab und an, aber alles im Rahmen. So kann es weiterlaufen.

Weiter durch ein Waldstück in die Ortschaft Rüppurr. Die Sub 3:15 Pacer hab ich schon vor mir und da werde ich gleich mal dran vorbei gehen. Ich fühle mich gut und werde immer schneller. Ich weis, das ist alles andere als gut für den Berlin Marathon, aber ich kann gar nicht anderes. Das macht ja auch Spaß. Die Pace ist längst unter 4:30min/km. Noch ein kurzes Stück über eine breite Straße und wir sind schon in Weiherfeld.

Plötzlich stockt das Feld. Was ist denn da los? Getränkestand? Staffelwechsel? Nichts geht mehr. Das Feld steht! Jetzt sehe ich was da los ist. Ein Bahnübergang und die Schranken sind zu! Ein Güterzug bewegt sich im Schritttempo auf den Schienen! Das glaub' ich doch nicht! Blankes entsetzten! Wie kann denn sowas passieren? Die Läufer/innen Meute tobt. Nach einer gefühlten Ewigkeit (tatsächlich waren es fast 2 Min) ist der Güterzug vorbei und die Schranken öffnen sich wieder. Natürlich geht es jetzt nicht gleich reibungslos weiter. Das Feld ist total aufgestaut, der Weg erneut durch ein Waldstück ist viel zu eng für solch eine Masse. Mit Wut im Bauch und im Zick-Zack Kurs geht es weiter. Es dauert nicht lange und ich habe mir den nötigen Platz zum laufen wieder verschafft.

Diese Aktion hat Zeit gekostet und vor allem Kraft. Instinktiv wird versucht die verlorene Zeit wieder aufzuholen. Die Pace steigt weiter an. Der Stadtteil Bulach ist erreicht. Die Laune im Feld ist miserabel. Die meisten der Läufer/innen hatte Ziele von Sub 1:30 für den Halbmarathon oder Sub 3 für den Marathon. Das ist jetzt nicht mehr einzuholen.

Nach der Unterführung der Bundesstraße K9657 führt die Strecke in einem Grüngürtel weiter. Die Verzweigung von Halbmarathon und Marathon kommt. Die Halbmarathonies biegen restlos bedient ab zum Zieleinlauf. Wie üblich bleibt nur noch eine Hand voll Läufer/innen für die Marathondistanz auf der Strecke. Halbmarathon Durchlauf bei 1:36:38 trotz aller Pannen ist sehr gut. Unter 3:15 müßte eigentlich drin sein.




Die Güterzugkatastrophe kurz nach KM16 im Plan



Marathon weiter geradeaus, die Halbmarathonies können schon abzweigen

Weiter im Grüngürtel durch die Stadtteile Grünwinkel und Dexlanden. Man bekommt hier fast nichts von der Stadt zu sehen. Irgendwie ganz schön arm und das hatte ich mir anders vorgestellt. Ich bin am überholen. Einen nach dem anderen. Wie aufgedreht laufe ich weiter. "Mach doch langsam" ruft mir ein gefrusteter Läufer nach. "Nix! Ich will jetzt fertig werden" mein Kommentar. Weiter im Grüngürtel bis KM27. Immer wieder kräftezehrende Überführungen oder Unterführungen. Die Pace bewegt sich trotzdem sehr konstant um die 4:20-4:25min/km.

Endlich bekommt man wieder was zu sehen. Wir sind im Stadtteil Mühlburg. Ab und an auch wieder mehr Zuschauerunterstützung. Trotzdem, spektakulär ist das hier auch nicht. Da ist die Zeit vom KM30 Durchlauf wesentlich interessanter. 2:15:39. Noch gut 12km zu laufen. Da ist sogar ne Sub 3:10 drin, trotz aller Katastrophen. Jetzt ist es doch sowieso Wurst. Nächste Woche in Berlin bin ich eh' platt. Also kann ich auch hier in Karlsruhe noch was raushauen.

Wir kommen der Innenstadt mit dem Schlossgarten immer näher. Das beflügelt nochmal. Die Pace geht auf 4:20min/km runter. Rein in den Schlossplatz. Hier ist jetzt wirklich Stimmung und entschädigt ein wenig für die eher mauen Teile des Marathons. Das Karlsruher Schloss wird auf einer Seite umlaufen und es geht im Schlossgarten weiter. Hier sind jetzt viele Ecken und Kehren die Zeit kosten. Aber wie besessen laufe ich weiter um unbedingt unter 3:10 das Ziel zu erreichen. Teilweise etwas verwirrend die Streckenführung im Schlossgarten, da die blaue Line ab und an einfach hinter den Absperrungen verschwindet. Das KM35 Schild an der Wendepunktstrecke steht in umgekehrter Richtung. Aber das kann man sich ja schon denken.

Bei KM36 wird der Schlossplatz wieder verlassen. 2:41:42 steht auf der Uhr. Noch gut 6km zu laufen. Es kommt ein Teil durch die Innenstadt. Wieder etwas mehr Stimmung. Doch relativ schnell ist die Innenstadt vorbei. Weiter in Südlicher Richtung zum Stadtgartensee. KM38 liegt mit 2:50:22 super in der Zeit. Die Sub 3:10 hol ich mir! So langsam schmerzen die Fußballen. Ganz besonders der linke. Naja wird noch gehen die 4km.

Im Stadtgarten macht es Spaß. Gute Unterstützung und aufmunternde Sprüche von den Zuschauern. "Auf das sieht super aus!". Ja genau! "Stoppen kann mich nur noch ein Güterzug", schießt es mir sofort durch den Kopf. Weiter die Pace angezogen. Für die letzten KM geht es sogar noch unter die 4:15min/km. Der Stadtgarten ist nun auch erledigt. Immer mehr werden die Schmerzen im Fußballen. Ich kann kaum mehr auftreten. Noch 3km Zähne zusammen beißen. Auf geht's!

Ein kleines Stück durch den Stadtteil Beiertsheim. KM40 mit 4:12min abgedrückt. 2:58:48 die Gesamtzeit. Das muß reichen wenn die Fußballen das noch aushalten. Komm noch 2km. Weiter ordentlich Pace machen und nicht nachlassen. Leider gerade dieser Abschnitt kaum Zuschauerzuspruch. Ist ja nicht mehr weit. KM41 in 4:15min. Das läuft ja!

Der letzte Abschnitt führt noch einmal ein Stück durch den Grüngürtel bis zur Verzweigung von Zieleinlauf und KM22. Diesmal darf ich rechts ab in den Zieleinlauf. Vorbei an der Europahalle. Wenigstens hier tobt noch einmal alles. Super, das beflügelt. Der Eingang zum Stadion ist zu sehen. KM42 in 4:08min. Rein ins Stadion, die letzten Meter. Schlussspurt! Geschafft! 3:07:59 meine Endzeit incl. Güterzugwartezeit. Super das ist doch top.



Mal wieder fast gepackt. Auf den letzten KM nochmal voll zugelegt.



Nach kurzem Ärger über die Zwngspasue, kann ich schon wieder lachen über einen kuriosen Marathon in Karlsruhe. Zeit ist mehr als gut für einen ungeplanten kurzfristig eingeschobenen Marathon.

Gleich mal weiter ins "Runners Heaven" die Verpflegungsstelle im Stadion. Ich hau mir ein paar Äpfel und alkfreie Biere rein plaudere mit aufgebrachten Läufern wegen der Zug Panne. Einer hat die Uhr angehalten während der Zwangspause. Jetzt steht ne 2:59 drauf. Aber offiziell ist es halt doch ne 3:04. Der Pacemaker für die 2:59 schafft es tatsächlich gute 7 Minuten wieder rauszulaufen. Allerdings hat er alle seine Mitläufer und mögliche Sub3 Kandidaten verloren.

Soweit bis jetzt bekannt ist, trifft das Orga Team vom Baden Marathon keine Schuld für die Zwangspause am Bahnübergang. Dennoch versucht die Marathon Karlsruhe e. V. eine Lösung für Betroffene anzubieten:

Stellungnahme des Marathon Karlsruhe e.V.

"Die Abstimmung mit der Deutschen Bahn lief seit 25 Jahren nach dem gleichen Verfahren und klappte bisher reibungslos. Woran es in diesem Jahr scheiterte, müssen wir prüfen. Wir können uns zum jetzigen Zeitpunkt nur bei den betroffenen Läufern entschuldigen und werden eine Lösung suchen, die möglichst alle doch noch zufrieden stellt", sagte Fried-Jürgen Bachl, Geschäftsführer des veranstaltenden Marathon Karlsruhe e. V, nach dem Lauf. Von der Sperrung betroffene Läufer sollen sich über das Kontaktformular unter www.badenmarathon.de an den Veranstalter wenden.

In einer Woche wird in Berlin jetzt wohl nicht mehr viel laufen, dafür aber ein kurioser Marathon mehr gelaufen.

Nachtrag:

Bereits einen Tag später gibt es vom Marathon Karlsruhe e.V. eine wirklich sehr kulante Regelung für die Betroffenen des Güterzugverkehr.
Aktuelle Information für Betroffene durch den Güterzugverkehr am 22.9.2013

Liebe Läuferinnen und Läufer,

zwischenzeitlich haben wir von der Deutschen Bahn eine Bestätigung erhalten, dass sie über den Termin des Fiducia Baden-Marathon am 22.9.2013 schriftlich informiert war.
Von einer Radiojournalistin erfuhren wir, dass man unser Schreiben angeblich nicht verstanden hätte. Dies verwundert uns, da wir die Bahn über diese Veranstaltung seit über 25 Jahren in gleicher Weise informieren.
Auf unsere Nachfrage bei der Deutschen Bahn in Karlsruhe erhielten wir von einer Mitarbeiterin heute eine eMail -Adresse an die wir uns wenden sollen, um den Sachverhalt zu schildern. Angeblich landete unser Schreiben bei einer nicht zuständigen Stelle der Deutschen Bundesbahn.

Für uns steht in jedem Fall fest: Ohne eine verbindlichere Sicherheit, dass im Streckenbereich keine Güterzüge mehr verkehren, können wir den Fiducia Baden-Marathon in der bisherigen Art nicht durchführen. Welche Konsequenzen das hat, können wir heute noch nicht sagen.

Des Weiteren haben wir beschlossen:
a.) Wir werden die Zeiten korrigieren lassen. Dadurch dass wir bei KM 10, 20 und 30 Matten zur Zeitmessung liegen hatten, können wir die durchschnittliche Geschwindigkeit je Kilometer u.a. berechnen. Viele Läufer/innen haben zudem selbst mitgestoppte Zeiten uns vor Ort oder über das Kontaktformular (das noch bis 24.9., 9.00 Uhr online ist) mitgeteilt.
b.) Alle betroffenen Läufer/innen erhalten zusätzlich von uns einen persönlichen Freistart (keine Weitergabe an andere Personen möglich) exklusiv für den Fiducia Baden-Marathon am 21.9.2014.

Bitte habt Verständnis dafür dass wir die Informationen sorgsam prüfen, um Trittbrettfahrer auszuschließen.

Wir entschuldigen uns nochmals bei allen Betroffenen und versichern, dass dies s.o. nicht mehr vorkommt und wir unser Möglichstes für eine gelungene Veranstaltung getan haben.

Mit den besten Grüßen

Euer Marathon Karlsruhe e.V.

Das ist für meine Begriffe eine riesen Sache vom Veranstalter, der ja alles richtig gemacht hat und überhaupt nichts für diese Katastrophe kann. Gepennt hat hier offenbar die Deutsche Bahn. Es bleibt zu hoffen, daß zumindestens die Kosten für die Freistarts von der Deutschen Bahn übernommen werden.

Super Marathon Karlsruhe e.V. !
Hier so schnell zu reagieren und eine anständige Lösung für die Betroffenen anzubieten ist vorbildlich. Ich komme nächstes Jahr wieder!

Sonntag, 8. September 2013

12.Münster Marathon



Es ist das große Ziel in diesem Jahr nach zuletzt 2010 wieder eine Marathonzeit unter 3 Stunden zu laufen. Dafür wurden im Training die Intervall und Tempoeinheiten entsprechend erhöht. Sogar 10km und Halbmarathon Wettbewerbe habe ich extra eingeschoben um weiter an der Grundschnelligkeit zu arbeiten. Dank dem 100'er Ultra am 17.August wurden auch die Wochenkilometer auf über 100km erhöht. Somit ist doch eine solide Grundlage geschaffen um bei einem der folgenden 3 Marathons die magische 3 Stunden Grenze zu packen.

8.September Münster
29.September Berlin
20.Oktober Amsterdam

Gerade der Münster Marathon ist von der Grundvoraussetzung der ungünstigste. Die Strecke ist nicht ganz eben, im Stadtkern etwas verwinkelt und über Kopfsteinpflaster muß auch noch gelaufen werden.
Erschwerend kommt hinzu, dass ich vor 3 Wochen die 100km in Leipzig, und vor 2 Wochen den Koberstädter Waldmarathon gelaufen bin.

Der letzte Intervall Test 4 Tage vorm Marathon war einfach nur ernüchternd und alles andere als zuversichtlich. Die geforderten Zeiten konnte ich gerade so halten. Keine Frage, der 100'er und der Marathon haben Kraft gekostet. Ich bin platt und mache mir keine großen Hoffnungen auf eine Sub3 in Münster.

Samstag:

Ca. 4 Stunden dauert die Fahrt nach Münster. Noch bevor es in die Unterkunft geht, hole ich gleich mal die Startunterlagen ab. Wie üblich befindet sich das Marathonzentrum im Paulinum nahe beim Schlossplatz. Die Marathonmesse ist überschaubar. Kein Schnick-Schnack, eben gerade das was man so braucht.

Unterkunft wie im letzten Jahr die bewährte "Sleep Station" direkt am Hauptbahnhof. Kurz einchecken, und dann in den Stadtkern zum Abendessen. Sehr schön ist schon alles hergerichtet auf dem Prinzipalmarkt. Die Vorfreude auf den Lauf steigt. Nur die Wetterprognosen mit starken Regen für den Marathonsonntag dämpfen die Freude etwas.

Mein Münster Standard Restaurant "La Torre", wie immer sehr gut. Spaghetti aglio olio, Salat und 2 alkfreie Weizen sorgen bei mir für eine leichte Überfressung. Ich bekomme Magenkrämpfe was sicher nicht am Essen liegt, sondern an meiner Fressgier. In der Unterkunft trinke ich noch ein paar Tee und plaudere mit zwei Läufern aus dem Saarland. Die Nacht wird sehr unruhig, ich wache je Stunde auf. Draußen tobt ein heftiger Regen. Im 5 Uhr ist die Nacht dann vorbei.



Marathonzentrum im Paulinum



Startnummenausgabe: Ich bekomme den "roten Block" für unter 3 Stunden.



Darauf freue ich mich jetzt schon. Warme Duschen nach dem Marathon



in der ganzen Stadt wird der Marathon groß gefeiert.



Der Prinzipalmerkt ist wie immer festlich geschmückt



Lamberikirche



Der Dom von Münster



Das "La Torre", der Italiener meines Vertrauens in Münster



Standard Marathon Abendessen. Spaghetti aglio olio, Salat und 2 alkfrei Weizen. Im "La Torre" ein Gedicht



Auch in der Dämmerung ist der Prinzipalmarkt einfach nur beeindruckend

Sonntag:

Läuferbeutel packen ist heute besonders schwierig. Es muß jede Menge mitgenommen werden. Vor allem 2.Paar Schuhe. Denn der Fussweg zum Marathonzentrum im Paulinum wird die Schuhe und Strümpfe schon durchweichen. Also kommen die Brooks Racer ST5 in den Beutel und werden erst zum Lauf angezogen. Zum ersten Mal werde ich mit Schuhen der sogenannten Kategorie "Wettkampf" einen Marathon laufen. Obwohl ich sagen muß, dass der Racer ST5 wenigstens noch ein bisschen Dämpfung zu bieten hat und die Bezeichnung "Wettkampf" eher übertrieben ist.

Frühstück um 6 Uhr. Für mich gibt es 2 Brötchen mit Banane und Honig. Reichlich Kaffee dazu. Weitere Läufer/innen versammeln sich im Frühstücksraum. Man kommt ins Gespräch. Es gibt eigentlich nur ein Thema. Es schüttet wie aus Kübeln und jeder regt sich darüber auf. Ich hatte erst vor 2 Wochen so eine Wasserschlacht beim Koberstädter Waldmarathon. Es ist aber auch keine Besserung in Sicht. Und so ziehe ich mit voll gepacktem Läuferbeutel durch den Regen zum Marathonzentrum im Paulinum. In der Stadt werden fleißig die letzten Arbeiten im Zielbereich getätigt. Etwas knapp in der Zeit ziehe ich mich hastig um und gebe den Läuferbeutel ab. Raus in den Regen zum Start. Wieder sind noch ein paar Meter zu Schlossplatz zu gehen. Die meisten Läufer/innen sind noch vermummt in Plastiktüten. Noch ein Riegel rein, in die Büsche zum pinkeln und dann in den roten Block für "unter 3 Stunden". Es gibt noch eine Ansprache, sogar die Sängerin Jenny Garcia wurde verpflichtet. Doch das alles geht irgendwie an mir vorbei. Ich fokussiere nochmal das unmögliche Vorhaben. Die Gedanken schwirren im Kopf rum: "Sub3 und das in diesem Dauerregen. Das Training ist seit Wochen am Anschlag. Regeneration von den Wettkämpfen hat quasi nicht stattgefunden". Egal, auf geht's! Anlaufen mit 4:15min/km und mal schauen wie's läuft.



Frühstücken mit Marathonkollegen. Für mich gibt es 2 Brötchen mit Banane und Honig. Dazu viel Kaffee.



Das wird kein Spaß heute. Der Zieleinlauf ist vor lauter Regen kurz vorm absaufen

Start 9:00 Uhr:

Dank vernünftiger Blockeinteilung sind die ersten Meter relativ gut zu laufen. Keine Manöver, kein Gerangel. Alles prima. Die Sub 3 Pacer verlieren gleich zu Anfang Ihre Ballons. Die Zuschauerunterstützung ist trotz dem Regen gut. Erst mal vorbei an den Pacern aber bloß nicht überziehen. Scharfer Abzweig am Aegidiitor in die Stadtmitte klappt problemlos. KM1 mit 4:16min genau im Plan. Die Samba Trommelgruppe am Aegidiimarkt hat sich untergestellt aber macht trotzdem Stimmung. Weiter etwas verwinkelt durch den Stadtkern zur Überwasserkirche. KM2 mit 4:11min genau mein Tempo. Über Spikerhof und Neubrückenstraße gelangen wir zur "Promenade", den Fahrradring um die Innenstadt. KM3 in 4:08min vielleicht schon ein Tick zu schnell. Da denkt man, die Bäume rechts und links der "Promende" würden etwas Regen abhalten, aber weit gefehlt. Ich hab das Gefühl es wird immer mehr.

Es folgt der Abschnitt durch das Kreuzviertel nördlich der Innenstadt. Ich kann mich wirklich nur bedanken bei den Zuschauern, welche hier dem Regen trotzen und uns lautstark anfeuern. Es ist so trostlos und der Blick in den Himmel verspricht auch keine Besserung. Wenigstens die Zeiten passen. Mit 4:14/4:13 und 4:04min für die KM 4/5 und 6 bin ich auf Kurs. Zurück auf der "Promenade" nun im Uhrzeigersinn passieren wir gleich den "Zwinger", ein Bollwerk das zur Sicherung der Stadtbefestigung diente. Weiter mit einer 4:14'er Pace über die "Promenade" bis KM8,3. Hier kommt der Abzweig in die Innenstadt zum Marienplatz. Über die kleinen Gassen weiter zum Stadtmuseum. Vorsicht beim Abzweig, es ist rutschig auf dem Kopfsteinpflaster. Fast vergeblich stehen die Helfer am Getränkestand vom Runnerspoint. Nur die wenigsten greifen nach Wasser.

Die verwinkelten Gassen in der Innenstadt erfordern höchste Konzentration, denn der Belag ist nass. Der Lärmpegel steigt an. Kein Wunder, denn wir nähern uns dem Prinzipalmarkt. Die Stimmung am Stadthausturm ist natürlich nicht so überragend wie im letzten Jahr bei strahlendem Sonnenschein. Doch man versucht alles um die Zuschauer und Läufer/innen bei Laune zu halten. Der 10km Durchlauf kommt. Mal sehen was die Uhr sagt. 42:01min, eigentlich optimal, aber die letzten Kilometer habe ich schon einen Kräfteverschleiß gemerkt. Nun pfeift auch noch der Wind so extrem entgegen, dass ein aufgeblasener Bogen eines Werbepartners über die Strecke von Helfern gestützt werden muß.

Runter zum Ufer des Aasees. Die breite Weseler Straße ist trotz Unwetter voller Zuschauer. Das ist die Unterstützung welche ich jetzt brauche, bevor der eher ruhige Abschnitt bis nach Nienberge losgeht. Ein Blick auf den Aasee zeigt deutlich wie viel Wasser da vom Himmel kommt. KM11 immer noch in 4:14min. Kurzer Schwenk in den Stadtteil Pluggendorf und dann folgt der Abzweig über den Aasee rüber zum Zentralfriedhof. Auf der Brücke kommt noch Seitenwind mit dazu. KM12 in 4:18min zeigt den befürchteten Abwärtstrend. Ich muß jetzt dranbleiben, will ich mir die Chance auf ne Sub3 erhalten. Aber das sagt sich so leicht und ist doch so schwer. Der Zentralfriedhof Münster muß fast komplett umrundet werden. Mit 4:11 bzw. 4:13min ist KM12 und 13 wieder im Lot. Aber die Kräfte schwinden.



Überwasserkirche bei KM2. Aufnahme vom Samstag.



Der Aasee bei KM11 und 41. Aufnahme vom Samstag

Zwei Läufer überholen mich. Ziehen scheinbar mühelos vorbei. Das zieht einen doch ganz schön runter. Weiter in nördlicher Richtung. Vorbei an den Universitätskliniken, der Fachhochschule bis nach Gievenbeck. Die Pace bleibt trotz aller Verschleißerscheinungen weiter um die 4:12min/km. Am Verpflegungspunkt KM17,5 wird es Zeit für die erste Ladung Gel. KM18 nur mit 4:22min abgedrückt. Hab ich da Zeit verloren oder werde ich schon langsamer? Dagegenhalten, wenigstens bis zum HM Durchlauf. Dann sehen wir weiter. Noch ein kurzer Abschnitt in Gievenbeck dann geht es raus auf's Land. KM19 mit 4:13min sieht schon wieder viel besser aus.

Es kommt die Brücke über die Bundesstraße A54. Hier hatte ich im letzten Jahr schon meine Probleme. Einer der Knackpunkte vom Münster Marathon. Kleine Schritte rauf, plötzlich ein ziehen in der linken hinteren Oberschenkel Muskulatur. Mist was für ein Dreck! Mit jedem Auftreten merkt man das. Da wird die schlechte Zeit von 4:25min für KM20 zur Nebensache. Ganz normal weiterlaufen, das gibt sich schon wieder. Und tatsächlich, nach ein paar 100 Metern wird es besser und wenig später nehme ich das gar nicht mehr wahr. Die Brücke hat mich geschafft. Ich kann dieses Tempo nicht mehr halten. Wieder ziehen Läufer an mir vorbei. Ich versuche mitzugehen, hänge mich verzweifelt dran. Komm' los gleich bist du in Nienberge, da ist wieder Stimmung. KM21 mit 4:17min/km abgedrückt. Allgemeine Resignation macht sich breit. Noch 21km zu laufen. Evtl. kann ich noch die Pace eine Zeit lang unter 4:30 halten, aber sub3? heute? Kannst du abhaken!

Trotzdem, ne gute Halbmarathonzeit soll es schon sein. Wenigstens besser als in Würzburg beim ersten Sub3 Versuch in diesem Jahr. 1:29:05 ist gar nicht mal so schlecht, aber zu langsam um weiter auf Sub3 zu laufen. In Frankfurt 2009 war es ne 1:28:25, in Wien 2010 sogar ne 1:27:03. Bei beiden Läufen war ich wesentlich besser drauf als heute und jeweils mehr als 1:31 für den 2.Abschnitt gebraucht. Echt schade, es wird nicht reichen. Ich bin einfach schon zu platt. Außerdem wartet in Gievenbeck noch ein schöner langgezogener leichter Anstieg. Vergiss es, nächster Versuch ist Berlin (29.Sep) oder Amsterdam (20.Okt). Dann auch wesentlich besser erholt. Vor allem keine 100km von Leipzig und den Koberstädter Waldmarathon als Vorprogramm der letzten 3 Wochen in den Beinen.

Über die Autobahn A1 rüber. Die Stimmung in Nienberge bringt mir wieder das Lächeln ins Gesicht zurück. Zwar gibt es heute scheinbar keine Stelzenkünstler in Nienberge, aber der Rest ist wie immer Weltklasse! Und das beflügel! Ein neuer Schub geht durch mich. Mit Schwung durch die Straßen von Nienberge. Läufer welche mich noch vor der A1 Brücke überholt haben sind schon wieder in Reichweite. KM22 mit 4:15min abgedrückt. Noch mal Wasser am VP geschnappt. Daumen hoch für die Zuschauer. Ich fühle mich plötzlich wie ausgewechselt drehe richtig auf. Die ersten Läufer werden überholt. KM23 am Ortsausgang mit 4:07min kann ich fast nicht glauben. Aber jetzt ist auch die Stimmung vorbei. Der lange Abschnitt durch das Feld nach Roxel wird es zeigen, ob das ein letztes Aufbäumen war, oder die 2.Luft.

Im Feld tritt das für nicht mehr möglich gehaltene ein: Es hat aufgehört zu regnen! Schon wieder jemanden überholt, der am Anfang an mir vorbeigezogen ist. Das puscht jetzt ungemein und irgendwie habe ich das Gefühl, dass die Strecke so ganz leicht abschüssig ist. KM24 wieder in 4:07min. Jetzt nicht durchdrehen, sondern konzentriert weiterlaufen. Leichter Nebel steigt aus den Feldern auf. Ich fühle mich immer noch gut und laufe unbeirrt im Takt weiter. KM25 in 4:11min. Da kommt auch schon der Ausflugsort "Haus Vögeding" mit dem nächsten VP und kurzer Aufmunterung. Wie lange wird das noch so weiterlaufen? Wann kommt der Einbruch? KM26 in 4:08min motiviert mich jedenfalls weiter. Das läuft plötzlich so gut, und insgeheim kommen wieder die ersten Sub3 Gedanken auf. Das ist heute meine Chance, ich kann es packen! Das bei KM20 war nur ne kurze Krise. Jetzt bin ich der Alte. KM27 in 4:09min. Nur noch gut 15km zu laufen. Was sind schon 15km? Das sind ja gerade mal 1 1/2 Runden vom Leipzig 100'er. Aber das Tempo ist natürlich ein anderes und es wird sich zeigen ob ich das halten kann.

Roxel ist schon greifbar. Abzweig am Gehöft vom Stadtbrockweg. Hier gibt es wieder ein VP. Ideal um das 2.Gel runter zu spülen. Jetzt hab ich nichts mehr dabei an Energiegels. Mehr braucht man auch nicht. Es geht ganz leicht aufwärts, somit ist KM28 mit 4:17min kein Grund zur Panik. Die ersten Häuser von Roxel werden passiert. Noch ist es ruhig, aber aus dem Ortskern kann ich schon gute Stimmung hören. KM29 in 4:13min. Ich bin so nah dran an der Sensation! Der Ortskern von Roxel steht der Stimmung in Nienberge in nichts nach. Das ist sensationell und treibt weiter an. Die Messmatte für die 30km Marke ist in Sicht. Jetzt kann ich die nächsten Hochrechnungen anstellen. 4:07min für KM30 und 2:06:19 insgesamt. Das ist 17 Sekunden schneller als die Zeit von Frankfurt 2009, aber immer noch 1:34min langsamer als beim Bestzeitenlauf von Wien 2010. Ganz cool bleiben, soviel ist mir klar: es beginnt jetzt der Abschnitt wo man die meiste Zeit liegen läßt. Grob überschlagen bleiben mir 53:40min um 12,2km zu laufen. Also eine Pace von 4:24min/km.

Eine Pace von max. 4:24min/km bis ins Ziel das relativiert die ganze Sache um einiges und sorgt bei mir im ersten Moment für Ernüchterung. Noch immer habe ich den leichten Anstieg von Gievenbeck im Kopf, welcher mich im letzten Jahr die Sub 3:10 gekostet hat. Aber bevor dieser Anstieg kommt, geht es erst mal runter und das werde ich nutzen um mein Zeitpolster auszubauen. Raus aus Roxel auf die breite Bundesstraße nach Gievenbeck. Autobahn A1 überquert. KM31 in 4:10min genommen. Der letzte Staffelwechselpunkt mit Stimmungsnest kommt. Die Stimmung nehme ich nochmal mit auf den abschüssigen Streckenabschnitt. Jetzt kann man es laufen lassen. KM32 in 4:05min abgedrückt. Gesamtzeit 2:14:34. Jetzt kann die Steigung kommen.

Leicht geht es nach oben. Locker laufen, nicht total verausgaben, das bringt jetzt gar nichts. Es sind noch weitere 10km zu laufen. Lieber hier etwas Zeit verlieren, als total zermürbt in Gievenbeck abzuschmieren. Die erste Etappe ist geschafft. Abzweig in die Dieckmannstraße. KM33 mit 4:25min wie erwartet etwas schwächer. Soweit ich das noch in Erinnerung habe sind die nächsten 3km auch noch sehr beschwerlich. Durch die beiden Verkehrskreisel. Vorbei am "Grünen Finger" der öffentlichen Freizeit und Sportanlage in Gievenbeck. Das hat jetzt doch Kraft gekostet und wie im letzten Jahr habe ich hier wieder meinen Hänger. Ich bin platt. Das Programm der letzten Wochen rächt sich jetzt. Was muß ich Depp auch noch den Koberstädter Waldmarathon mitlaufen. Das war doch klar dass dies deutliche Spuren hinterläßt. OK den 100'er in Leipzig wollte ich laufen. Das bereue ich auch nicht. Aber gerade mal eine Woche später den Waldmarathon zu laufen ist ja gerade zu hirnrissig! Mit dieser blöden Nummer hab ich womöglich die Sub3 versaut.

Schluss jetzt mit dem Gejammer! Ich werd' doch wohl noch mal 9km die Zähne zusammen beißen können und das letzte was noch geht rausholen! Gerade hier in Münster wäre es so geil die Sub3 zu laufen. Das ist doch viel schöner als bei so einem Massenspektakel wie in Berlin. Was ist schon das Brandenburger Tor gegen den Prinzipalmarkt! Auf jetzt Münster! Ich gebe alles für diese Stadt! Hier muß ich einfach eine Sub3 laufen!
Abzweig links in die Wohngebiete, wieder mehr Zuspruch von den Zuschauern. KM34 mit 4:17min geht doch. Weiter, es sind nur noch 8km. Immer schön im Rhythmus bleiben. Wenn dieser Kilometer gelaufen ist geht es runter. Da ist die Kurve und das Schild. 4:18min für KM35 und jetzt erst mal wieder locker im leichten Gefälle. Nur noch 7km trennen mich von der Sub3 wenn ich dran bleibe. Was sagt die Uhr? 2:28:44. Da würde eine Pace von 4:28min/km reichen. Im Zentrum von Gievenbeck wieder ein Stimmungsnest. Das baut auf und ich schließe weiter auf die nächste Läufergruppe auf. KM36 Marker mit 4:09min abgedrückt. Das ist der Wahnsinn. Das wird gehen für die nächsten 6km. Ich pack das heute. Muß nur noch im 4:30er Schnitt weiter laufen.

Die Läufergruppe ist eingeholt, und einen davon erkenne ich wieder. Der lief bei KM14 locker flockig an mir vorbei. KM37 ist wieder mit 4:19min etwas langsamer. Aber bei noch 5KM bis ins Ziel absolut im Soll. Wieder zurück auf der Roxeler Straße. Da muß doch jetzt bald mal der Zentralfriedhof kommen. Das kann doch nicht mehr weit sein. Erstmal KM38 mit 4:21min gestoppt. Wie sieht es aus? 2:40:23 die Zeit. 4:30'er Schnitt reicht locker!
Weiter in den Stadtteil Sentrup. Die Oberschenkel fangen an zu schmerzen. Da wird doch wohl jetzt nicht noch etwas dazwischen kommen? Da muß ich jetzt durch. Egal wie! Das wäre jetzt unverzeihlich hier langsamer zu werden. Ich kann da jetzt echt keine Rücksicht drauf nehmen. Schonungslos geht es weiter die Schmeddingstraße runter. KM39 mit 4:09min abgedrückt! Gesamtzeit 2:44:32! Leute, jetzt gehe ich auf's Ganze! Die Bestzeit vom Wien Marathon 2010 mit 2:58:43 ist heute fällig! Noch 3km kämpfen bis zum Umfallen! Die Oberschenkel werden das schon packen! Noch einmal Wasser geschnappt am Versorgungspunkt. Über den Kardinal von Galen Ring rüber. Zentralfriedhof ist in Sicht. Ein Läufer joggt nur noch. Ich rufe zu "los häng' dich ran dann packen wir die Sub3". Aber er meint bloß "Das pack' ich sowieso". Na dann ist ja alles gut!

Der Zugläufer für die Sub3 kommt von hinten und überholt mich. Gerade mal noch 2 Läufer im Schlepptau. Was haben die denn vor? Oder habe ich dramatisch nachgelassen? Da kommt mir der KM40 Marker zur Kontrolle gerade recht. Alles im Lot! KM40 in 4:19min. Gesamtzeit 2:48:50. Wenn ich diesen Schnitt halte dann pack' ich die Zeit von Wien. Über den "Pottkamp" in die Robert-Koch-Straße. Ich hänge mich an die Gruppe mit dem Pacer ran, kann aber das Tempo nicht ganz halten. Trotzdem wird der Abschnitt um den Zentralfriedhof bei KM41 mit 4:10min gestoppt.

Vor mir liegt der Aasee. Wesentlich angenehmer als noch vor 2 Stunden im strömenden Regen. Die Zuschauerunterstützung ist auch wieder voll da, und man läuft auf der Welle der Begeisterung mit. Und als der Sprecher mich auch noch Namentlich ankündigt habe ich wieder kurz ein Lächeln im Gesicht und recke den Arm nach oben. 2:53:01 stand bei KM41 auf der Uhr. Wenn ich jetzt keinen Fehler mehr mache, ist die Marathon Bestmarke aus Wien Geschichte. Weiter konzentrieren.

Über die breite Hauptstraße am Aegidiitor in Richtung Prinzipalmarkt. Hier ist der Teufel los. Von beiden Seiten eine Wahnsinnsanfeuerung. Der Aegidiiplatz ist schon erreicht. Diesmal steht die Samba Trommel Gruppe auf der Straße. Das ist einfach nur geil. Trotzdem wird es noch einmal beschwerlich. Das Kopfsteinpflaster ist so kurz vor Ende wirklich kein Vergnügen mehr. Vor mir tauchen plötzlich noch 2 Kinder vom Kids Marathon samt Mutter auf. Blockieren meine Laufstrecke. Ja das gibt es doch gar nicht! Ich muß den Bogen laufen um dran vorbei zu kommen. Das kostet wertvolle Sekunden.

KM42, nochmal ein Check auf der Uhr. 2:57:19. Die Zeit von Wien wird fallen! Das ist ganz sicher. Ich haue nochmal alles rein. Evtl. bleibe ich sogar unter 2:58. Der Prinzipalmarkt bebt, im Hintergrund die Lambertikirche. Was für ein geiler Zieleinlauf. Die Stelzenkünstler, die Cheerleaders. Es ist der Wahnsinn! Ich laufe durch den Bogen. 2:57:59 handgestopt. Leider ist die offizielle Zielzeit 2:58:00. Egal, Scheiß drauf. Neue Bestzeit! Ich bin überwältigt, ringe kurz mit der Fassung, verdrücke ein paar Freudentränen, lasse mir die Medaille umhängen. Nur glückliche Gesichter im Zielbereich. Shake Hands und Umarmungen mit wildfremden Menschen als wären es die besten Kumpels. Sofort bekommt man eine Schutztüte gegen das auskühlen umgehängt und kann nun in den Finisher Bereich zum fressen, saufen und erholen. Ein Finisher Shirt gibt es noch gratis obendrauf.



Gigantisch der Zieleinlauf auf dem Prinzipalmarkt.



Optimale Zielverpflegung mit allem was man so braucht



Einfach nur geil. Mit 2:58:00 neue Marathon PB in Münster gelaufen.

Was für eine Nummer. Ich hatte es wirklich abgeschrieben beim Halbmarathondurchlauf. Und jetzt ist es sogar Bestzeit geworden. Marathonbestzeit gelaufen in Münster. Das klingt doch mal viel besser als Berlin oder Frankfurt.

Der Fußweg zurück zum Marathonzentrum im Paulinum kann gleich zum lockern und zur Wettkampf Nachbesprechung mit anderen Finishern genutzt werden. Die warmen Duschen im Freien sind eine absolute Wohltat. Zum Glück ist es noch nicht so voll und ich kann ausgiebig etwas länger duschen. Auf dem Rückweg zum Auto mache ich noch einen kurzen Abstecher ins Stadtmuseum, bevor ich die 4 Stunden Fahrt nach Hause antrete.

Vielen, vielen Dank an Münster für die tolle Unterstützung an der Strecke, trotz heftigem Regenwetter. Dieser besondere Marathon wird mir ewig in Erinnerung bleiben!



Analyse vom Münster Marathon 2013. Besser hätte es nicht laufen können. Im 2.Teil sogar noch ein paar Sekunden schneller unterwegs.